Überblickskommentar 53
verstanden werden kann, bleibt dunkel. Mit dem Ausdruck „Commentar"
pflegte N. generell einen recht großzügigen Umgang; das von Lou von Salome
verfasste Gedicht Lebensgebet (Hymnus an das Leberi) etwa bezeichnete er ge-
genüber Köselitz einmal als einen „Commentar zur ,fröhlichen Wissenschaft'
(eine Art Baß dazu)" (16. September 1882, KSB 6/KGB III 1, Nr. 307, S. 263,
Z. 54 f.), so dass wir es bei diesem Gedicht gewissermaßen mit dem Kommentar
eines Kommentars zu tun hätten. Rätselhaft erscheint auch, dass N. ebenso
wie Μ und FW zweieinhalb Jahre später noch JGB zum Za-Kommentar erklärt,
wenn er gegenüber Reinhart von Seydlitz über JGB schreibt: „Es ist eine Art
von Commentar zu meinem ,Zarathustra'. Aber wie gut müßte man mich ver-
stehn, um zu verstehn, in wie fern es zu ihm ein Commentar ist!" (KSB 7/
KGB III 3, Nr. 768, S. 270 f., Z. 12-15) Das dürfte freilich auch schon für die Be-
antwortung der Frage gelten, inwiefern Μ und FW als „Commentar" zu Za zu
verstehen sind.
In einem Brief an Franz Overbeck vom 6. Dezember 1883 kommt N. etwas
ausführlicher auf das Verhältnis von FW und Za zu sprechen. Er relativiert hier-
bei zwar die ,Epochengrenze', die FW von Za trennt, stellt das neue Werk aber
als Steigerung und Höherentwicklung der geistigen „Fröhlichkeit" des voran-
gegangenen Buchs dar: „Von allen guten Dingen, die ich gefunden habe, will
ich am wenigsten die ,Fröhlichkeit des Erkennens' wegwerfen oder verloren
haben, wie Du vielleicht angefangen hast zu argwöhnen. Nur muß ich jetzt, mit
meinem Sohne Zarathustra zusammen, zu einer viel höheren Fröhlichkeit
hinauf, als ich sie je bisher in Worten darstellen konnte. Das Glück, welches
ich in der ,fröhlichen Wissenschaft' darstellte, ist wesentlich das Glück eines
Menschen, der sich endlich reif zu fühlen beginnt für eine ganz große Aufga-
be, und dem die Zweifel über sein Recht dazu zu schwinden anfangen. Lies
mir zu Liebe doch noch ein Mal Seite 194 und das Gedicht auf der folgenden
Seite; übrigens steckt das ganze Buch voll solcher Stellen, an denen ausge-
drückt ist ,die Stunde ist da! Machen wir uns vorher noch ein kleines Fest mit
Singen und Springen!' -" (KSB 6/KGB III 1, Nr. 476, S. 460, Z. 15-28) FW er-
scheint damit als ,festliche' Vorbereitung auf Za. Beide Werke charakterisiert
N. als ,persönliche' Bücher, die vom „Glück" ihres Autors angesichts seiner
„große[n] Aufgabe" zeugen, die indes keine konkretere Charakterisierung er-
fährt. (Zum „Glück" als Thema in FW vgl. Wienand 2010, die das Lexem und
seine Derivate hier 125-mal gefunden hat; ebd., 296.)
FW steht werkgeschichtlich aber nicht nur - zu beiden Nachbarwerken hin
textgenetisch durchlässig - zwischen M und Za I, sondern ragt in Gestalt der
deutlich erweiterten Neuausgabe von 1887, vor allem mit dem neu hinzuge-
kommenen Fünften Buch, in eine noch spätere Schaffensphase hinein. Aller-
dings bemühte sich N. mit der Präsentation der Neuausgabe, das wie die nach-
verstanden werden kann, bleibt dunkel. Mit dem Ausdruck „Commentar"
pflegte N. generell einen recht großzügigen Umgang; das von Lou von Salome
verfasste Gedicht Lebensgebet (Hymnus an das Leberi) etwa bezeichnete er ge-
genüber Köselitz einmal als einen „Commentar zur ,fröhlichen Wissenschaft'
(eine Art Baß dazu)" (16. September 1882, KSB 6/KGB III 1, Nr. 307, S. 263,
Z. 54 f.), so dass wir es bei diesem Gedicht gewissermaßen mit dem Kommentar
eines Kommentars zu tun hätten. Rätselhaft erscheint auch, dass N. ebenso
wie Μ und FW zweieinhalb Jahre später noch JGB zum Za-Kommentar erklärt,
wenn er gegenüber Reinhart von Seydlitz über JGB schreibt: „Es ist eine Art
von Commentar zu meinem ,Zarathustra'. Aber wie gut müßte man mich ver-
stehn, um zu verstehn, in wie fern es zu ihm ein Commentar ist!" (KSB 7/
KGB III 3, Nr. 768, S. 270 f., Z. 12-15) Das dürfte freilich auch schon für die Be-
antwortung der Frage gelten, inwiefern Μ und FW als „Commentar" zu Za zu
verstehen sind.
In einem Brief an Franz Overbeck vom 6. Dezember 1883 kommt N. etwas
ausführlicher auf das Verhältnis von FW und Za zu sprechen. Er relativiert hier-
bei zwar die ,Epochengrenze', die FW von Za trennt, stellt das neue Werk aber
als Steigerung und Höherentwicklung der geistigen „Fröhlichkeit" des voran-
gegangenen Buchs dar: „Von allen guten Dingen, die ich gefunden habe, will
ich am wenigsten die ,Fröhlichkeit des Erkennens' wegwerfen oder verloren
haben, wie Du vielleicht angefangen hast zu argwöhnen. Nur muß ich jetzt, mit
meinem Sohne Zarathustra zusammen, zu einer viel höheren Fröhlichkeit
hinauf, als ich sie je bisher in Worten darstellen konnte. Das Glück, welches
ich in der ,fröhlichen Wissenschaft' darstellte, ist wesentlich das Glück eines
Menschen, der sich endlich reif zu fühlen beginnt für eine ganz große Aufga-
be, und dem die Zweifel über sein Recht dazu zu schwinden anfangen. Lies
mir zu Liebe doch noch ein Mal Seite 194 und das Gedicht auf der folgenden
Seite; übrigens steckt das ganze Buch voll solcher Stellen, an denen ausge-
drückt ist ,die Stunde ist da! Machen wir uns vorher noch ein kleines Fest mit
Singen und Springen!' -" (KSB 6/KGB III 1, Nr. 476, S. 460, Z. 15-28) FW er-
scheint damit als ,festliche' Vorbereitung auf Za. Beide Werke charakterisiert
N. als ,persönliche' Bücher, die vom „Glück" ihres Autors angesichts seiner
„große[n] Aufgabe" zeugen, die indes keine konkretere Charakterisierung er-
fährt. (Zum „Glück" als Thema in FW vgl. Wienand 2010, die das Lexem und
seine Derivate hier 125-mal gefunden hat; ebd., 296.)
FW steht werkgeschichtlich aber nicht nur - zu beiden Nachbarwerken hin
textgenetisch durchlässig - zwischen M und Za I, sondern ragt in Gestalt der
deutlich erweiterten Neuausgabe von 1887, vor allem mit dem neu hinzuge-
kommenen Fünften Buch, in eine noch spätere Schaffensphase hinein. Aller-
dings bemühte sich N. mit der Präsentation der Neuausgabe, das wie die nach-