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Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Walter de Gruyter GmbH & Co. KG [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,2, 1. Teilband): Kommentar zu Nietzsches "Die fröhliche Wissenschaft" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.73066#0186
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Stellenkommentar FW Vorspiel Titel, KSA 3, S. 353 163

(vgl. Postkarte an Heinrich Köselitz, 11. 02. 1882, KSB 6/KGB III 1, Nr. 198,
S. 170, Z. 13 f. und Postkarte an Elisabeth Nietzsche, 11. 02. 1882, KSB 6/KGB III 1,
Nr. 199, S. 170) - besteht wiederum aus sieben gereimten und ungereimten
,epigrammatischen' Zweizeilern, von denen fünf fast wortgleich die Nummern
12 bis 16 von FW Vorspiel bilden: „GLATTES EIS EIN PARADEIS / EUER DEN
DER GUT ZU TANZEN WEISS. // WILLST DU NICHT AUG UND SINN ERMAT-
TEN / LAUF AUCH DER SONNE NACH IM SCHATTEN. // NICHT ZU FREIGEBIG!
NUR HUNDE / SCHEISSEN ZU JEDER STUNDE. // LIEBER AUS GANZEM HOLZ
EINE FEINDSCHAFT / ALS EINE GELEIMTE FREUNDSCHAFT. // NOTHDURFT
IST BILLIG: GLUECK IST OHNE PREIS / DRUM SITZ ICH STATT AUF GOLD AUF
MEINEM STEISS. // WIE KOMM ICH AM BESTEN DEN BERG HINAN? / STEIG
NUR HINAUF UND DENK NICHT DRAN. // AUCH ROST THUT NOT: SCHARF-
SEIN IST NICHT GENUNG: / SONST SAGT MAN STETS VON DIR: ,ER IST ZU
JUNG'." (Faksimile in Günzel/Schmidt-Grepaly 2003, 17; vgl. KSB 6/KGB III 1,
Nr. 201, S. 171, Z. 2-15) Auch einige andere Gedichte aus FW Vorspiel - sowie
einige Prosatexte aus FW III - hatte N. mit seiner Schreibkugel getippt. Enthal-
ten sind diese Schreibmaschinentexte in der Mappe Mp XVIII 3, auf deren Titel-
seite zu lesen ist: „500 AUFSCHRIFTEN / AUF TISCH UND WAND. FUER
N'A'RRN / VON / NARRENHAND." (Faksimile in Günzel/Schmidt-Grepaly
2003, 41; vgl. NL 1882, 18[Titel], KSA 9, 673, 1-5. Zu N.s Schreibmaschinentex-
ten vgl. auch Stingelin 1988, Kittler 2003, Lütkehaus 2003 und Gleiter 2017.)
Als N. schließlich seinem Verleger Schmeitzner im Mai 1882 das FW-Manu-
skript zum Druck anbietet, hebt er FW Vorspiel als - vielleicht verkaufsfördern-
de? - Besonderheit des neuen Werks hervor und greift dabei auf die Genrebe-
zeichnung zurück, die er bereits 1879 gegenüber Ree gebraucht hatte: „Für
den Herbst können Sie ein M(anu)s(cript) von mir haben: Titel ,Die fröhliche
Wissenschaft' (mit vielen Epigrammen in Versen!!!)" (KSB 6/KGB III 1,
Nr. 224, S. 191, Z. 11-14).
Weshalb N. schließlich jedoch nicht den Untertitel Vorspiel in deutschen
Epigrammen', sondern stattdessen Vorspiel in deutschen Reimen wählte, lässt
sich nicht mit Gewissheit sagen. Vielleicht hat er selbst an der Zugehörigkeit
seiner Kurzgedichte zur Gattung des Epigramms gezweifelt, die bereits zu sei-
ner Zeit ziemlich eng definiert war. So heißt es etwa in Meyer 1874-1884, 6,
183 über das „Epigramm", das „man treffend als die ,lakonische Urform des
Epos' bezeichnet hat", es handle sich ursprünglich um „Inschriften [...] in
knapper Fassung des Sinns, meist in Distichen", was zumal für die moderne
Form gelte: „Die beliebteste Form des Epigramms ist noch jetzt das Disti-
chon, das als sein vollkommenes formales Schema angesehen werden kann,
indem der Hexameter die Erwartung, der Pentameter den kurz zusammenfas-
senden Aufschluß gibt." Dieses vollkommene Schema' erfüllt aber lediglich
 
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