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Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Walter de Gruyter GmbH & Co. KG [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,2, 1. Teilband): Kommentar zu Nietzsches "Die fröhliche Wissenschaft" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.73066#0188
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Stellenkommentar FW Vorspiel Titel / Vorspiel 1, KSA 3, S. 353 165

tion of Goethe's creativity and musicality" (ebd., 224). (Zu einer polemischen
Goethe-Parodie vgl. dagegen das Eingangsgedicht „An Goethe" des 1887 neu
hinzugekommenen Anhangs.) Zu FW Vorspiel vgl. auch den einführenden
Kommentar von Metayer 2011b, 90-120 sowie die kursorischen Überblicksdar-
stellungen von Koelb 1990, 148-155, Ziemann in NH 153 und Bloch 2017, 138-
140.

1.
Einladung.] In der ,Reinschrift' in M III 6, 31 bildet FW Vorspiel 1 - mit weni-
gen interpunktorischen Abweichungen - noch die nachträglich als solche mar-
kierte zweite Strophe eines „Schlußreim" betitelten Gedichts. KSA 14, 234 führt
diese Titelvariante zwar an, verweist aber nicht auf den nachgelassenen Text
in M III 6, 31 bzw. dessen Transkription als NL 1882, 19[7], KSA 9, 676, 2-7. Die
erste Strophe dieses Nachlass-Gedichts lautet: „Eine ernste Kunst ist Lachen /
Soll ich's morgen besser machen, / Sagt mir: macht' ich's heute gut? / Kam
der Funke stets vom Herzen? / Wenig taugt der Kopf zum Scherzen, / Glüht im
Herzen nicht die Gluth."
Formal handelt es sich bei dem Gedicht um eine alte deutsche Schwei-
freimstrophe: einen Sechszeiler aus trochäischen Vierhebern und dem Reim-
schema aabccb, wobei die Verse 3 und 6 (b-Reime) mit männlicher/betonter
Kadenz bzw. katalektisch schließen, alle anderen mit weiblicher/unbetonter
Kadenz bzw. akatalektisch, so dass sich eine formale Gliederung in zwei gleich-
artig gebaute Teile (V. 1-3 und V. 4-6) ergibt. Frank 1993, 476-479 verfolgt die
Ursprünge dieser Strophenform bis in lateinische Kirchengesänge des 12. Jahr-
hunderts zurück und zeigt, dass sie auch im Barock und 18. Jahrhundert noch
für geistliche Lyrik genutzt wurde, gleichzeitig aber in weltliche Dichtung Ein-
gang fand (Schäferdichtung, Anakreontik, Liebeslyrik, aber seit dem ,Türken-
krieg' auch politisch-patriotische Gedichte). Dass „Goethe [...] die Form danach
indessen mehr epigrammatisch [...] verwendete" (ebd., 478), passt zur These
von Bertram 1918, 216 f., der Goethes Sinnspruchdichtung als formales Vorbild
für die ,Epigramme' von FW Vorspiel insgesamt ins Feld führt und im Einzel-
nen Goethes sechszeiliges Spruchgedicht „Haben da und dort zu mäkeln ..."
aus den Zahmen Xenien (Goethe 1853-1858, 3, 105) als „Typus" für FW Vorspiel 1,
FW Vorspiel 4 (obwohl fünfzeilig), FW Vorspiel 26 (obwohl jambisch) und FW
Vorspiel 62 identifizieren will. N. bediente sich derselben Strophenform de fac-
to nur in FW Vorspiel 62 sowie auch in FW Anhang „An den Mistral". Moti-
visch erinnert die „Einladung" überdies an folgende - von Scapin und Sca-
pine gesprochene - Verse vom Ende des Ersten Aktes in Goethes Scherz, List
 
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