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Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Walter de Gruyter GmbH & Co. KG [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,2, 1. Teilband): Kommentar zu Nietzsches "Die fröhliche Wissenschaft" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.73066#0538
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Stellenkommentar FW 56, KSA 3, S. 418 515

chen" bescheinigt wird; vgl. auch NL 1882/1883, 5[1], KSA 10, 213, 7-14.
Abermals vor dem Hintergrund Schopenhauers betrachtet Wachendorff 2006,
103 die Schlussnummer des Ersten Buchs, namentlich als kritische Reaktion
auf die „Schopenhauersche[] Buddhismusrezeption", worin sie zugleich eine
Gemeinsamkeit mit FW 58 sieht (zur Paarung dieser beiden Abschnitte siehe
auch schon Ries/Kiesow in NH 113 f.). In Bezug auf Philipp Mainländers Philo-
sophie der Erlösung wiederum deutet Große 2008, 123 den Abschnitt als Erklä-
rungsversuch der „innere[n] und äußere[n] Expansionstendenz der kapitalisti-
schen Moderne" mittels „psychologischer Analogie". Für Stegmaier 2011b, 212
hingegen beschreibt FW 56 eine Reaktion darauf, dass „die Welt der Erkenntnis
und auch in der Praxis standhält" (vgl. auch die Verknüpfung mit FW 349 in
Stegmaier 2012b, 147), während Himmelmann 2016, 79 den Text als Darstellung
einer „Selbstüberwindung" liest und kontrastiv auf „kantische Maximen des
Glücksstrebens" bezieht.
418, 18-21 die Begierde, Etwas zu thun, wie sie die Millionen junger Europäer
fortwährend kitzelt und stachelt, welche alle die Langeweile und sich selber nicht
ertragen können] Zur „Langeweile", die nur ,seltene Menschen' (Künstler und
Denker) auszuhalten und produktiv zu nutzen vermögen, vgl. FW 42, NK 409,
13-19. Statt „Europäer" stand in M III 6, 2 vor dieser Korrektur noch: „Männer
in den civilisirten Staaten" (ähnlich der Wortlaut in M III 5, 62: „Männer der
civilisirten Staaten").
418, 23 einen probablen Grund] Vgl. Petri 1861, 633: „probabel, [...] wahr-
scheinlich, vermuthlich, erweislich".
418, 24 nöthig! Daher] Im Korrekturbogen mit rotem Randstrich markiert: „nö-
thig! daher".
418, 24-27 Daher das Geschrei der Politiker, daher die vielen falschen, erdichte-
ten, übertriebenen „Nothstände" aller möglichen Classen und die blinde Bereitwil-
ligkeit, an sie zu glauben.] Hierbei ist nicht nur an die in FW 40 traktierten Sozia-
listen zu denken, die sich die „Noth" der „Arbeiter" auf die Fahnen schreiben
(407, 23), sondern parteienübergreifend an alle „Politiker", die in den von ihnen
vertretenen „Classen" irgendwelche „,Nothstände'" beklagen, die der Sprecher
von FW 56 freilich, wie auch die distanzierenden Anführungszeichen zeigen,
für fingiert oder wenigstens für aufgebauscht hält. Vgl. dagegen die „wirklichen
Nothstände" (398, 26) im thematisch verwandten Abschnitt FW 24. Anzuerken-
nen, dass es „in allen Classen", nicht nur unter Fabrikarbeitern „Noth" gebe,
hatte zu N.s Zeit etwa Böhmert 1867, 7 f. gefordert: „es ist [...] durchaus unrich-
tig und einseitig, immer nur von einem Nothstande der Fabrikarbeiter zu spre-
chen. Noth und Elend sind in /8/ allen Classen der Gesellschaft zu finden und
 
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