Stellenkommentar FW 270-275, KSA 3, S. 519 1047
273.
Wen nennst du schlecht?] Eine ,Vorstufe' zu diesem und dem folgenden
Abschnitt FW 274 lautet: „Scham ist das eigentlich menschlich[e] Leiden; die
Thiere kennen die Scham nicht" (N V 9, 193). Vgl. auch die in ΝΚ FW 274 zitierte
,Vorstufe' in N V 9, 197. Laut dem Schöpfungsbericht des Alten Testaments
kannten die prälapsaren Menschen im Garten Eden die Scham nicht: „Und sie
waren beyde nackend, der Mensch und sein Weib; und schämten sich nicht."
(1. Mose 2, 25 = Die Bibel: Altes Testament 1818, 3) Erst nachdem Adam und
Eva die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ge-
kostet haben, setzt bei ihnen die Scham ein (vgl. 1. Mose 3, 6 f.; ebd.). Zur
semantischen Verwandtschaft von ,schlecht' und ,böse‘ bei N. vgl. NK FW 243.
Allgemein zur Scham bei N. vgl. Gebhard 1982, Planckh 1999, Bamford 2007,
Tongeren 2007 und Imasaki 2012. Zu den Scham-Abschnitten FW 273-275 siehe
neben den in NK FW 268 genannten Titeln auch Bollnow 2009b, 58 f., Stein-
mann 2000, 173, Babich 2006a, 98 und Dietrich 2017, 23.
274.
Was ist dir das Menschlichste?] FW 274 korrespondiert unmittelbar mit
FW 273: Insofern das Beschämen-Wollen als „schlecht" bezeichnet wird,
kann umgekehrt das „Scham ersparen" (519, 20) als „das Menschlichste"
erscheinen. Vgl. die ,Vorstufe' in N V 9, 197, die in der Grundschicht lautet:
„Scham ist das eigentlich menschliche Leiden: - die Thiere kennen die Scham
nicht. Deshalb ist: Jemandem Scham ersparen die eigentliche Menschlichkeit."
Vgl. auch die Korrektur des Schlusses in N V 9, 198: „dem M[enschen] sein
eigentl[iches] Leiden ersparen wollen: das ist mehr als alles Andere - Mensch-
lichkeit." Steinmann 2000, 173 sieht im Zusammenspiel von FW 273 und
FW 274 einen prinzipiell „moralkritische[n] Aspekt, denn wenn man grundsätz-
lich niemanden zur Scham veranlassen soll, dann soll man auch niemanden
für eine Tat, die er beging, beschuldigen." Vgl. auch die in NK FW 273 genann-
ten Titel. Zum Verhältnis von FW 274 und FW 275 siehe Wolf 2014, 88, der
beide Abschnitte auf den gemeinsamen Nenner der Doppelabsicht bringt, „sich
selber und anderen Scham zu ersparen".
275.
Was ist das Siegel der erreichten Freiheit?] Im Notizbuch N V 9 kor-
rigiert aus: „Was ist das Siegel der Freiheit?" (N V 9, 192) Mit diesem Abschnitt
273.
Wen nennst du schlecht?] Eine ,Vorstufe' zu diesem und dem folgenden
Abschnitt FW 274 lautet: „Scham ist das eigentlich menschlich[e] Leiden; die
Thiere kennen die Scham nicht" (N V 9, 193). Vgl. auch die in ΝΚ FW 274 zitierte
,Vorstufe' in N V 9, 197. Laut dem Schöpfungsbericht des Alten Testaments
kannten die prälapsaren Menschen im Garten Eden die Scham nicht: „Und sie
waren beyde nackend, der Mensch und sein Weib; und schämten sich nicht."
(1. Mose 2, 25 = Die Bibel: Altes Testament 1818, 3) Erst nachdem Adam und
Eva die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ge-
kostet haben, setzt bei ihnen die Scham ein (vgl. 1. Mose 3, 6 f.; ebd.). Zur
semantischen Verwandtschaft von ,schlecht' und ,böse‘ bei N. vgl. NK FW 243.
Allgemein zur Scham bei N. vgl. Gebhard 1982, Planckh 1999, Bamford 2007,
Tongeren 2007 und Imasaki 2012. Zu den Scham-Abschnitten FW 273-275 siehe
neben den in NK FW 268 genannten Titeln auch Bollnow 2009b, 58 f., Stein-
mann 2000, 173, Babich 2006a, 98 und Dietrich 2017, 23.
274.
Was ist dir das Menschlichste?] FW 274 korrespondiert unmittelbar mit
FW 273: Insofern das Beschämen-Wollen als „schlecht" bezeichnet wird,
kann umgekehrt das „Scham ersparen" (519, 20) als „das Menschlichste"
erscheinen. Vgl. die ,Vorstufe' in N V 9, 197, die in der Grundschicht lautet:
„Scham ist das eigentlich menschliche Leiden: - die Thiere kennen die Scham
nicht. Deshalb ist: Jemandem Scham ersparen die eigentliche Menschlichkeit."
Vgl. auch die Korrektur des Schlusses in N V 9, 198: „dem M[enschen] sein
eigentl[iches] Leiden ersparen wollen: das ist mehr als alles Andere - Mensch-
lichkeit." Steinmann 2000, 173 sieht im Zusammenspiel von FW 273 und
FW 274 einen prinzipiell „moralkritische[n] Aspekt, denn wenn man grundsätz-
lich niemanden zur Scham veranlassen soll, dann soll man auch niemanden
für eine Tat, die er beging, beschuldigen." Vgl. auch die in NK FW 273 genann-
ten Titel. Zum Verhältnis von FW 274 und FW 275 siehe Wolf 2014, 88, der
beide Abschnitte auf den gemeinsamen Nenner der Doppelabsicht bringt, „sich
selber und anderen Scham zu ersparen".
275.
Was ist das Siegel der erreichten Freiheit?] Im Notizbuch N V 9 kor-
rigiert aus: „Was ist das Siegel der Freiheit?" (N V 9, 192) Mit diesem Abschnitt