1052 Die fröhliche Wissenschaft
Zu späteren Interpretationen, die das Gedicht bzw. N.s Interesse für Januarius
als „Heiligen der Androgynen [...] als indirektes Eingeständnis seiner homoero-
tischen Neigungen" lesen, siehe kritisch Safranski 2018, 253 f. In der neueren
und neuesten Forschung wird das Gedicht gerne mit dem „Amor fati" (521, 22)
aus dem ersten Prosa-Abschnitt des Vierten Buchs FW 276 ins Verhältnis ge-
setzt, so etwa von Brusotti 1997b, 449, Young 2010, 322, Wotling 2015, 108 und
Ure 2019, 160 f. Vgl. auch Meyer 2019a, 220, der die Motto-Verse von FW IV
kontrastiv auf die Weltsicht' von N.s erstem ,freigeistigen' Werk MA bezieht
und in ihnen „Nietzsche's turn away from the ascetic attempt to suppress the
forces of life [...] toward a life-affirming conception of philosophy" poetisch
besiegelt sieht.
521, 11 Genua im Januar 1882.] Im Korrekturbogen wurde Orts- und Zeitanga-
be wie folgt handschriflich nachgetragen: „Genua 1882." (Cb, 195)
276.
Zum neuen Jahre.] Die unter bzw. neben dem Titel „Im neuen Jahre" ste-
hende ,Reinschrift' in M III 6, 134 f. und M III 6, 132 weist etliche Korrekturen
und Varianten auf, die KSA 14 bis auf eine Ausnahme (vgl. NK 521, 20 f.) nicht
verzeichnet. Der erste Abschnitt des Vierten Buchs nimmt, wie schon die auf
die Tradition des Neujahrswunsches anspielende Überschrift zeigt, auf den Un-
tertitel des Vierten Buchs sowie das Mottogedicht Bezug. Das sprechende Ich
richtet seinen Neujahrswunsch aber nicht, wie üblich, an andere Personen,
sondern an sich selbst: Liebe zum Schicksal als ästhetisierende Bejahung alles
Notwendigen - ein Wunsch, der zwar gleich im folgenden Abschnitt FW 277
mit einer kontrapunktischen Überlegung zur Gefährlichkeit der Providenz-Vor-
stellung konfrontiert, aber gleichwohl später in FW IV (vgl. bes. FW 299) erneut
aufgegriffen und variiert wird. Überdies weist die ästhetische Dimension dieses
affirmativen Fatalismus auf das Motiv der künstlerischen Weltwahrnehmung
aus dem Zweiten Buch zurück; der Selbstaufruf zur Daseins-Schönfärberei fin-
det sich bezeichnenderweise schon in einer ,Vorstufe' des Schlusses von
FW 107. Vgl. NK 521, 20-27. Ausführlich zum Zusammenhang von FW 276,
FW 299 und FW 107 siehe Brusotti 1997b, 454-459. Besondere Prominenz er-
langte FW 276 aufgrund der hier zum ersten Mal in N.s Werk vorkommenden
Formel „Amor fati" (521, 22), die von der Sekundärliteratur wiederum mit der
,ewigen Wiederkehr des Gleichen' in FW 341 in Verbindung gebracht wurde.
Siehe hierzu NK 521, 22 f. Zum „Amor fati", den die Forschung auch gern mit
Spinozas „amor dei" verglichen hat, vgl. neben den Titeln, die in NK 521, 22 f.
angeführt werden, mit Fokus auf FW auch Stern 2013, speziell zu FW 276 ebd.,
Zu späteren Interpretationen, die das Gedicht bzw. N.s Interesse für Januarius
als „Heiligen der Androgynen [...] als indirektes Eingeständnis seiner homoero-
tischen Neigungen" lesen, siehe kritisch Safranski 2018, 253 f. In der neueren
und neuesten Forschung wird das Gedicht gerne mit dem „Amor fati" (521, 22)
aus dem ersten Prosa-Abschnitt des Vierten Buchs FW 276 ins Verhältnis ge-
setzt, so etwa von Brusotti 1997b, 449, Young 2010, 322, Wotling 2015, 108 und
Ure 2019, 160 f. Vgl. auch Meyer 2019a, 220, der die Motto-Verse von FW IV
kontrastiv auf die Weltsicht' von N.s erstem ,freigeistigen' Werk MA bezieht
und in ihnen „Nietzsche's turn away from the ascetic attempt to suppress the
forces of life [...] toward a life-affirming conception of philosophy" poetisch
besiegelt sieht.
521, 11 Genua im Januar 1882.] Im Korrekturbogen wurde Orts- und Zeitanga-
be wie folgt handschriflich nachgetragen: „Genua 1882." (Cb, 195)
276.
Zum neuen Jahre.] Die unter bzw. neben dem Titel „Im neuen Jahre" ste-
hende ,Reinschrift' in M III 6, 134 f. und M III 6, 132 weist etliche Korrekturen
und Varianten auf, die KSA 14 bis auf eine Ausnahme (vgl. NK 521, 20 f.) nicht
verzeichnet. Der erste Abschnitt des Vierten Buchs nimmt, wie schon die auf
die Tradition des Neujahrswunsches anspielende Überschrift zeigt, auf den Un-
tertitel des Vierten Buchs sowie das Mottogedicht Bezug. Das sprechende Ich
richtet seinen Neujahrswunsch aber nicht, wie üblich, an andere Personen,
sondern an sich selbst: Liebe zum Schicksal als ästhetisierende Bejahung alles
Notwendigen - ein Wunsch, der zwar gleich im folgenden Abschnitt FW 277
mit einer kontrapunktischen Überlegung zur Gefährlichkeit der Providenz-Vor-
stellung konfrontiert, aber gleichwohl später in FW IV (vgl. bes. FW 299) erneut
aufgegriffen und variiert wird. Überdies weist die ästhetische Dimension dieses
affirmativen Fatalismus auf das Motiv der künstlerischen Weltwahrnehmung
aus dem Zweiten Buch zurück; der Selbstaufruf zur Daseins-Schönfärberei fin-
det sich bezeichnenderweise schon in einer ,Vorstufe' des Schlusses von
FW 107. Vgl. NK 521, 20-27. Ausführlich zum Zusammenhang von FW 276,
FW 299 und FW 107 siehe Brusotti 1997b, 454-459. Besondere Prominenz er-
langte FW 276 aufgrund der hier zum ersten Mal in N.s Werk vorkommenden
Formel „Amor fati" (521, 22), die von der Sekundärliteratur wiederum mit der
,ewigen Wiederkehr des Gleichen' in FW 341 in Verbindung gebracht wurde.
Siehe hierzu NK 521, 22 f. Zum „Amor fati", den die Forschung auch gern mit
Spinozas „amor dei" verglichen hat, vgl. neben den Titeln, die in NK 521, 22 f.
angeführt werden, mit Fokus auf FW auch Stern 2013, speziell zu FW 276 ebd.,