1272 Die fröhliche Wissenschaft
rodischem Stoff" (346, 27 f.). Als (das Tragische) parodierendes Element lässt
sich freilich schon die Rede vom „Untergang" Zarathustras selbst lesen, denn
vor dem Hintergrund von dessen Figurenrede erscheint der „Untergang" zu-
nächst gar nicht als tragisches Zugrundegehen, sondern lediglich als Hinab-
steigen aus dem Gebirge, wo Zarathustra „zehn Jahre" lang „seines Geistes und
seiner Einsamkeit" genoss (571, 4 f.), in die Ebene, wo sich „die Menschen"
(571, 22) aufhalten. Hinzu kommt, dass Zarathustra seinen Untergang nach
dem nicht sonderlich tragischen Vorbild der von ihm apostrophierten Sonne
modelliert: „ich muss, gleich dir, untergehen, wie die Menschen es nennen,
zu denen ich hinab will." (342, 21-23) Der Sonnenuntergang begegnet in der
neuen Ausgabe von FW (1887) gleich wieder in FW 343, dem ersten Abschnitt
des Fünften Buchs, und zwar als Bild für den ,Tod Gottes' (vgl. NK 573, 12-14),
den das dort sprechende Wir gerade nicht als tragisches, sondern als heiter
stimmendes Ereignis wahrnehmen will.
Mit Blick auf die skeptische Reaktion von N.s damaligem Verleger Ernst
Schmeitzner auf die Ankündigung von Za (vgl. KSB 6/KGB III 1, Nr. 282, S. 238,
Z. 25-30) bemerkt Heinrich Köselitz in seinem Brief an N. vom 22. August 1882
bezüglich der zu kommentierenden Stelle: „Wenn der gute Schmeitzner nicht
capirt, was das heissen soll: ,Also begann Zarathustra's Untergang', so will
diess Nichts besagen: - am Ende liest er Ihre Sachen etwa, wie ein Gelehrter
auf ein zu behandelndes Thema hin, so er auf seinen Buchhändler-Absatz hin."
(KGB III 2, Nr. 136, S. 278, Z. 82-87) Die intendierte Teaser- oder Cliffhanger-
Funktion von FW 342 für das neue Werk Za wurde von verlegerischer Seite
offenbar als nicht besonders stark empfunden.
Fünftes Buch.
Wir Furchtlosen
Untertitel Wir Furchtlosen.] Neben dem bereits in der Erstausgabe von 1882
enthaltenen Vierten Buch „Sanctus Januarius" ist das erst mit der Neuausgabe
1887 hinzugekommene Fünfte Buch (vgl. ÜK 1) der einzige große Prosateil von
FW, der einen Untertitel trägt. Zunächst hatte N. noch einen anderen Untertitel
erwogen. Ende 1885 überschrieb er einen Entwurf mit den Worten: „Fünftes
Buch: / Wir Umgekehrten" (KGW IX 5, W I 8, 33, 6 u. 12 = NL 1885/86, 2[204],
KSA 12, 166, 30). Ohne ersichtlichen Bezug zur neuen Ausgabe von FW tauchen
die „Umgekehrten" noch in einem anderen, zeitnah niedergeschriebenen Sche-
ma auf; vgl. KGW IX 5, W I 8, 109, 3 (NL 1885/86, 2[118], KSA 12, 120, 22). Es
liegt nahe, diese „Umgekehrten" mit den „Antipoden" „aller modernen Ideolo-
gie und Heerden-Wünschbarkeit" zu assoziieren, von denen in JGB 44 zu lesen
rodischem Stoff" (346, 27 f.). Als (das Tragische) parodierendes Element lässt
sich freilich schon die Rede vom „Untergang" Zarathustras selbst lesen, denn
vor dem Hintergrund von dessen Figurenrede erscheint der „Untergang" zu-
nächst gar nicht als tragisches Zugrundegehen, sondern lediglich als Hinab-
steigen aus dem Gebirge, wo Zarathustra „zehn Jahre" lang „seines Geistes und
seiner Einsamkeit" genoss (571, 4 f.), in die Ebene, wo sich „die Menschen"
(571, 22) aufhalten. Hinzu kommt, dass Zarathustra seinen Untergang nach
dem nicht sonderlich tragischen Vorbild der von ihm apostrophierten Sonne
modelliert: „ich muss, gleich dir, untergehen, wie die Menschen es nennen,
zu denen ich hinab will." (342, 21-23) Der Sonnenuntergang begegnet in der
neuen Ausgabe von FW (1887) gleich wieder in FW 343, dem ersten Abschnitt
des Fünften Buchs, und zwar als Bild für den ,Tod Gottes' (vgl. NK 573, 12-14),
den das dort sprechende Wir gerade nicht als tragisches, sondern als heiter
stimmendes Ereignis wahrnehmen will.
Mit Blick auf die skeptische Reaktion von N.s damaligem Verleger Ernst
Schmeitzner auf die Ankündigung von Za (vgl. KSB 6/KGB III 1, Nr. 282, S. 238,
Z. 25-30) bemerkt Heinrich Köselitz in seinem Brief an N. vom 22. August 1882
bezüglich der zu kommentierenden Stelle: „Wenn der gute Schmeitzner nicht
capirt, was das heissen soll: ,Also begann Zarathustra's Untergang', so will
diess Nichts besagen: - am Ende liest er Ihre Sachen etwa, wie ein Gelehrter
auf ein zu behandelndes Thema hin, so er auf seinen Buchhändler-Absatz hin."
(KGB III 2, Nr. 136, S. 278, Z. 82-87) Die intendierte Teaser- oder Cliffhanger-
Funktion von FW 342 für das neue Werk Za wurde von verlegerischer Seite
offenbar als nicht besonders stark empfunden.
Fünftes Buch.
Wir Furchtlosen
Untertitel Wir Furchtlosen.] Neben dem bereits in der Erstausgabe von 1882
enthaltenen Vierten Buch „Sanctus Januarius" ist das erst mit der Neuausgabe
1887 hinzugekommene Fünfte Buch (vgl. ÜK 1) der einzige große Prosateil von
FW, der einen Untertitel trägt. Zunächst hatte N. noch einen anderen Untertitel
erwogen. Ende 1885 überschrieb er einen Entwurf mit den Worten: „Fünftes
Buch: / Wir Umgekehrten" (KGW IX 5, W I 8, 33, 6 u. 12 = NL 1885/86, 2[204],
KSA 12, 166, 30). Ohne ersichtlichen Bezug zur neuen Ausgabe von FW tauchen
die „Umgekehrten" noch in einem anderen, zeitnah niedergeschriebenen Sche-
ma auf; vgl. KGW IX 5, W I 8, 109, 3 (NL 1885/86, 2[118], KSA 12, 120, 22). Es
liegt nahe, diese „Umgekehrten" mit den „Antipoden" „aller modernen Ideolo-
gie und Heerden-Wünschbarkeit" zu assoziieren, von denen in JGB 44 zu lesen