1596 Die fröhliche Wissenschaft
philosophische Murmelthier, welches seine Sommer im Engadin verpfeift -
denn das Murmelthier pfeift, es hat nichts Besseres von der Musik gelernt -
macht dies Mal wieder seinen Winterschlaf in Nizza ab" (KSB 8/KGB III 5,
Nr. 794, S. 14, Z. 41-44). Siehe auch JGB 230, KSA 5, 169, 13, wo das Murmeltier
schon mit dem Einsiedler (vgl. 638, 2 f.) gleichgesetzt wird: „wir Einsiedler und
Murmelthiere".
638, 2 regalirt] Den Gallizismus „regaliren" erläutert Petri 1861, 669: „(eig.
königlich, und deshalb) herrlich bewirthen oder bedienen."
638, 2 f. Herr Einsiedler] Vgl. die im Titel als Rollenreden eines ,Einsiedlers'
ausgewiesenen Abschnitte FW 364 u. FW 365.
638, 3 Zukunftsmusikant] Den Ausdruck benutzt N. nur hier, allerdings finden
sich bereits in Briefen der 1860er Jahre die Komposita „Zukunftsmusikmatinee"
(Brief an Franziska und Elisabeth Nietzsche, 12. 11. 1865, KSB 2/KGB I 2, Nr. 487,
S. 96, Z. 15) und „Zukunftsmusik" (Briefe an Erwin Rohde, 03./04. 05. 1868,
KSB 2/KGB I 2, Nr. 569, S. 276, Z. 63 u. 22./28. 02. 1869, KSB 2/KGB I 2, Nr. 625,
S. 378, Z. 46 f.). Die im Deutschen rasch zum geflügelten Wort gewordene „Zu-
kunftsmusik" (vgl. Büchmann 1882, 179 f. u. Ladendorf 1906, 352-354) war N.
von Richard Wagner her geläufig. Dieser warf in seiner 1869 publizierten
Schrift Aufklärungen über das Judenthum in der Musik dem Kölner Musikkritiker
Ludwig Bischoff vor, in einem Beitrag von 1859, „meine Idee eines ,Kunstwer-
kes der Zukunft' in die lächerliche Tendenz einer ,Zukunftsmusik' [verdreht zu
haben], nämlich etwa einer solchen, welche, wenn sie jetzt auch schlecht klän-
ge, mit der Zeit sich doch gut ausnehmen würde" (Wagner 1871-1873, 8, 303).
Allerdings ist die Idee einer Musik der Zukunft schon früher im 19. Jahrhundert
belegt (siehe Tappert 1877, 45), und auch das Kompositum selbst lässt sich
bereits bei Wieck 1853, 36 u. 80 nachweisen. Wagner griff den ursprünglich
polemisch gemeinten Ausdruck in seiner 1861 erschienenen Broschüre Zu-
kunftsmusik auf, in der er ihn positiv umcodierte. Bei N. taucht der Begriff erst
im zeitlichen Umfeld von FW V wieder auf, und zwar im Brief an Franz Over-
beck vom 20. Juni 1886, in dem N. berichtet: „Meine Schriften, sagte man mir
in Leipzig, seien ,Zukunftsmusik': was ich mir ad notam genommen habe."
(KSB 7/KGB III 3, Nr. 711, S. 196, Z. 26-28) Die Verwendung in FW 383 kommt
dem nahe; indem die ,Buchgeister' das ,Autor'-Ich als „Zukunftsmusikant[en]"
titulieren, weist dies zurück auf vorangehende Selbstcharakterisierungen als
„Wir Kinder der Zukunft" (628, 29) oder „wir Frühgeburten einer noch unbewie-
senen Zukunft" (635, 31 f.). Vgl. NK KSA 6, 423, 14.
638, 3 f. Nein! Nicht solche Töne! Sondern lasst uns angenehmere anstimmen
und freudenvollere!] Dieser Ausruf zitiert variierend das Baritonsolo aus dem
philosophische Murmelthier, welches seine Sommer im Engadin verpfeift -
denn das Murmelthier pfeift, es hat nichts Besseres von der Musik gelernt -
macht dies Mal wieder seinen Winterschlaf in Nizza ab" (KSB 8/KGB III 5,
Nr. 794, S. 14, Z. 41-44). Siehe auch JGB 230, KSA 5, 169, 13, wo das Murmeltier
schon mit dem Einsiedler (vgl. 638, 2 f.) gleichgesetzt wird: „wir Einsiedler und
Murmelthiere".
638, 2 regalirt] Den Gallizismus „regaliren" erläutert Petri 1861, 669: „(eig.
königlich, und deshalb) herrlich bewirthen oder bedienen."
638, 2 f. Herr Einsiedler] Vgl. die im Titel als Rollenreden eines ,Einsiedlers'
ausgewiesenen Abschnitte FW 364 u. FW 365.
638, 3 Zukunftsmusikant] Den Ausdruck benutzt N. nur hier, allerdings finden
sich bereits in Briefen der 1860er Jahre die Komposita „Zukunftsmusikmatinee"
(Brief an Franziska und Elisabeth Nietzsche, 12. 11. 1865, KSB 2/KGB I 2, Nr. 487,
S. 96, Z. 15) und „Zukunftsmusik" (Briefe an Erwin Rohde, 03./04. 05. 1868,
KSB 2/KGB I 2, Nr. 569, S. 276, Z. 63 u. 22./28. 02. 1869, KSB 2/KGB I 2, Nr. 625,
S. 378, Z. 46 f.). Die im Deutschen rasch zum geflügelten Wort gewordene „Zu-
kunftsmusik" (vgl. Büchmann 1882, 179 f. u. Ladendorf 1906, 352-354) war N.
von Richard Wagner her geläufig. Dieser warf in seiner 1869 publizierten
Schrift Aufklärungen über das Judenthum in der Musik dem Kölner Musikkritiker
Ludwig Bischoff vor, in einem Beitrag von 1859, „meine Idee eines ,Kunstwer-
kes der Zukunft' in die lächerliche Tendenz einer ,Zukunftsmusik' [verdreht zu
haben], nämlich etwa einer solchen, welche, wenn sie jetzt auch schlecht klän-
ge, mit der Zeit sich doch gut ausnehmen würde" (Wagner 1871-1873, 8, 303).
Allerdings ist die Idee einer Musik der Zukunft schon früher im 19. Jahrhundert
belegt (siehe Tappert 1877, 45), und auch das Kompositum selbst lässt sich
bereits bei Wieck 1853, 36 u. 80 nachweisen. Wagner griff den ursprünglich
polemisch gemeinten Ausdruck in seiner 1861 erschienenen Broschüre Zu-
kunftsmusik auf, in der er ihn positiv umcodierte. Bei N. taucht der Begriff erst
im zeitlichen Umfeld von FW V wieder auf, und zwar im Brief an Franz Over-
beck vom 20. Juni 1886, in dem N. berichtet: „Meine Schriften, sagte man mir
in Leipzig, seien ,Zukunftsmusik': was ich mir ad notam genommen habe."
(KSB 7/KGB III 3, Nr. 711, S. 196, Z. 26-28) Die Verwendung in FW 383 kommt
dem nahe; indem die ,Buchgeister' das ,Autor'-Ich als „Zukunftsmusikant[en]"
titulieren, weist dies zurück auf vorangehende Selbstcharakterisierungen als
„Wir Kinder der Zukunft" (628, 29) oder „wir Frühgeburten einer noch unbewie-
senen Zukunft" (635, 31 f.). Vgl. NK KSA 6, 423, 14.
638, 3 f. Nein! Nicht solche Töne! Sondern lasst uns angenehmere anstimmen
und freudenvollere!] Dieser Ausruf zitiert variierend das Baritonsolo aus dem