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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,2): Kommentar zu Nietzsches "Zur Genealogie der Moral" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.70912#0101
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82 Zur Genealogie der Moral

ben, bedeutet „besiegt, beseitigt, unschädlich gemacht" (Wander 1867-1880,
5, 950).
254, 28 Indolenz] „Empfindungslosigkeit, Gleichgültigkeit, Trägheit" (Meyer
1885-1892, 8, 929).
255, 2 f. die fröhliche Wissenschaft] Bekanntlich hatte N. 1882 einem
Buch diesen Titel gegeben, das um eine Vorrede, ein umfangreiches Fünftes
Buch und die Lieder des Prinzen Vogelfrei erweitert, in einer Neuausgabe am
24. 06. 1887 ausgeliefert wurde (Schaberg 2002, 295). Vgl. Kaufmann 2015.
255, 5-11 An dem Tage aber, wo wir aus vollem Herzen sagen: „vorwärts! auch
unsre alte Moral gehört in die Komödie!" haben wir für das dionysische Dra-
ma vom „Schicksal der Seele" eine neue Verwicklung und Möglichkeit entdeckt —:
und er wird sie sich schon zu Nutze machen, darauf darf man wetten, er, der
grosse alte ewige Komödiendichter unsres Daseins!...] Ursprünglich hieß es im
Text statt „das dionysische Drama": „das hundertartige Drama" (Korrekturan-
weisung an Naumann, 18. 10. 1887, KSB 8/KGB III 5, Nr. 928, S. 169, Z. 4-6).
Das am Ende von 255, 5-11 evozierte „er" spielt offenkundig auf Dionysos an,
in dessen Kultkontext die griechische Komödie ebenso wie die Tragödie ent-
standen ist. In N.s Spätwerk wird an Dionysos eine philosophische Privatmy-
thologie angekoppelt (vgl. z. B. NK KSA 5, 238, 16 u. NK KSA 6, 123, 30-124, 3).
Zwar kommt die in Anführungszeichen gesetzte Formel „Schicksal der Seele"
auch im zeitgenössischen Schrifttum vor (z. B. bei Lotze 1856, 1, 423); jedoch
handelt es sich hier wohl um ein Selbstzitat aus FW 382, wo vom „Ideal eines
menschlich-übermenschlichen Wohlseins und Wohlwollens" gehandelt wird,
„mit dem, trotzalledem, vielleicht der grosse Ernst erst anhebt, das eigent-
liche Fragezeichen erst gesetzt wird, das Schicksal der Seele sich wendet, der
Zeiger rückt, die Tragödie beginnt..." (KSA 3, 637, 7 f. u. 12-15). Ansell Pearson
2006b sieht 255, 5-11 als Beleg für eine hoffnungsfrohe Botschaft, die GM bei
aller Einsicht in schwarze historische Abgründe eröffnen wolle.

8.
Im ursprünglichen Druckmanuskript hat die Vorrede nur sieben Abschnitte
umfasst; nach „unsres Daseins!..." (jetzt 255, 11) heißt es in GM Vorrede 7 nach
einem Leerraum auf zwei neuen Zeilen: „Sils-Maria, Oberengadin / im Juli
1887" (GSA 71/27,1, fol. 3v). Dann folgt im Manuskript auf einem neuen, offen-
bar später nachgereichten Blatt geringerer Größe und mit feinem roten Rand
(vom selben Papier wie GM III) der als 8. Abschnitt der Vorrede schließlich im
 
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