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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,2): Kommentar zu Nietzsches "Zur Genealogie der Moral" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.70912#0110
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Stellenkommentar GM 1 1, KSA 5, S. 257 91

105, 399 u. 423; im ersten Band widmet sich ein eigenes Kapitel der „Vis iner-
tiae physisch und metaphysisch betrachtet" - Bahnsen 1882, 1, 234-240). N.
benutzt die lateinische Wendung vielleicht unter dem Eindruck Bahnsens in
seinem Brief an Köselitz vom 20. 03. 1882 (KSB 6/KGB III 1, Nr. 213, S. 183, Z.
43 f., dazu NK ÜK JGB 12 - bei dem brieflich erwähnten Julius Robert Mayer
gibt es am fraglichen Ort keine vis inertiae), sodann in FW 353, KSA 3, 590, 1,
in NL 1887, KSA 12, 8[1], 326, 16 sowie in GM II 1, KSA 5, 291, 12.
257, 16 Gewohnheit] Zur Psychologie der Gewohnheit im Anschluss an David
Hume siehe z. B. Höffding 1887, 144, Fn. u. 266. Paul Ree greift im Ursprung
der moralischen Empfindungen unter Bezugnahme auf John Stuart Mill darauf
zurück: „Da aber das Verständniss solcher, durch Gewohnheit verbundener
Dinge davon abhängt, dass man sie trennt, so muss auch das Unegoistische
von der Vorstellung des Lobenswerthen getrennt werden. Man muss sich da-
rauf besinnen, dass beide Stücke aus verschiedenen Quellen stammen: das
Unegoistische ist, schon ein Erbtheil unserer thierischen Vorfahren, angebo-
ren. Die Vorstellung seiner Löblichkeit aber hat sich auf einer bestimmten Kul-
turstufe entwickelt und ist den Einzelnen dann, wie noch jetzt, im Laufe ihres
Lebens zur Gewohnheit geworden" (Ree 1877, 23 = Ree 2004, 140).
257, 17 Vergesslichkeit] GM II 1 wird die „Vergesslichkeit" dann wiederum auf
dem Hintergrund von Höffding 1887 als eine aktive Kraft beschreiben, vgl.
NK 291, 11-19.
257, 17 f. einer blinden und zufälligen Ideen-Verhäkelung und -Mechanik] Ge-
meint ist die Assoziationspsychologie, die Höffding 1887 ausgiebig bespricht,
vgl. NK 257, 9-21.
257, 21-23 Ist es ein heimlicher, hämischer, gemeiner, seiner selbst vielleicht
uneingeständlicher Instinkt der Verkleinerung des Menschen?] Eine Pointe dieser
Frage besteht darin, dass sie den Verdacht der „englischen Psychologen",
menschliches Verhalten habe niedrige, unbewusste Beweggründe, selber ver-
suchsweise auf unbewusste Beweggründe zurückführt. Das Ende von GM I 1
setzt die Möglichkeit dagegen, dass die Forscher im Gegenteil keineswegs un-
bewusste, sondern bewusste und lautere Beweggründe haben, womit sich ihr
Handeln allerdings im Widerspruch zu ihrer allgemeinen Theorie über die Be-
weggründe menschlichen Verhaltens befände.
In N.s Nachlass verschafft sich die Kritik an der „Verkleinerung" im Vorfeld
von UB II HL an einer konkreten Gattung von Gelehrten Gehör, nämlich der
„Antiquare", die alles Große, etwa bedeutende Persönlichkeiten auf ihr Mittel-
und Mindermaß reduzierten (NL 1873, KSA 7, 29[35], 639, 18-20 u. NL 1873,
KSA 7, 29[183], 706, 15-17). Verkleinerungsneigungen hätten um ihres eigenen
 
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