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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,2): Kommentar zu Nietzsches "Zur Genealogie der Moral" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.70912#0597
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578 Zur Genealogie der Moral

403, 21 Religion des Mitleids] Hans von Wolzogens Abhandlung „Religion des
Mitleidens" (Wolzogen 1883a) in der Nachfolge Wagners und Schopenhauers
war N. geläufig, vgl. NK KSA 5, 125, 22-26.
403, 22-24 (Wissenschaft als Problem gefasst; was bedeutet Wissenschaft? —
vergl. darüber die Vorrede zur „Geburt der Tragödie".)] Vgl. GT Versuch einer
Selbstkritik 2, KSA 1, 13, 7-14, 11 im kritischen Rückblick auf die philosophische
Erstlingsschrift: „Was ich damals zu fassen bekam, etwas Furchtbares und Ge-
fährliches, ein Problem mit Hörnern, nicht nothwendig gerade ein Stier, jeden-
falls ein neues Problem: heute würde ich sagen, dass es das Problem der
Wissenschaft selbst war — Wissenschaft zum ersten Male als problema-
tisch, als fragwürdig gefasst. [...] Aufgebaut aus lauter vorzeitigen übergrünen
Selbsterlebnissen, welche alle hart an der Schwelle des Mittheilbaren lagen,
hingestellt auf den Boden der Kunst — denn das Problem der Wissenschaft
kann nicht auf dem Boden der Wissenschaft erkannt werden —, ein Buch viel-
leicht für Künstler mit dem Nebenhange analytischer und retrospektiver Fähig-
keiten [...]. [Tjrotzdem will ich nicht gänzlich unterdrücken, wie unangenehm
es mir jetzt erscheint, wie fremd es jetzt nach sechzehn Jahren vor mir steht, —
vor einem älteren, hundert Mal verwöhnteren, aber keineswegs kälter gewor-
denen Auge, das auch jener Aufgabe selbst nicht fremder wurde, an welche
sich jenes verwegene Buch zum ersten Male herangewagt hat, — die Wis-
senschaft unter der Optik des Künstlers zu sehn, die Kunst
aber unter der des Lebens...."
403, 29 „Armen des Geistes"] Zitat aus Matthäus 5, 3, vgl. NK KSA 6, 83, 1.
403, 32 f. Hektiker des Geistes] Vgl. NK 398, 30 f.
404, 6 f. Meint man in der That, dass etwa die Niederlage der theologischen
Astronomie eine Niederlage jenes Ideals bedeute?...] Für eine „theologische
Astronomie" steht das geozentrische Weltbild, das das Christentum von Ptole-
mäus adaptieren konnte und das die Erde ins Zentrum des Kosmos stellte. Zu
N.s Auseinandersetzung mit wissenschaftlicher Astronomie seiner Zeit siehe
den Überblick bei Treccani 2014 und vertiefend Treccani 2015, zum Verhältnis
von Astrologie und Astronomie NK KSA 5, 12, 3-9.
404, 12-18 Ist nicht gerade die Selbstverkleinerung des Menschen, sein Wille
zur Selbstverkleinerung seit Kopernikus in einem unaufhaltsamen Fortschritte?
Ach, der Glaube an seine Würde, Einzigkeit, Unersetzlichkeit in der Rangabfolge
der Wesen ist dahin, — er ist Thier geworden, Thier, ohne Gleichniss, Abzug
und Vorbehalt, er, der in seinem früheren Glauben beinahe Gott („Kind Gottes",
„Gottmensch") war...] Die „Selbstverkleinerung des Menschen" erscheint hier
als ein typisch neuzeitliches, postchristliches Phänomen, hervorgerufen durch
 
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