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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,2): Kommentar zu Nietzsches "Zur Genealogie der Moral" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.70912#0616
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Stellenkommentar GM III 27, KSA 5, S. 408-409 597

solchen Hauptwerks gänzlich fallen zu lassen und stattdessen die Umwerthung
aller Werthe zur Hauptsache zu machen, wie sie N. schließlich in AC verwirk-
licht haben wollte. Die späteren Bücher unter dem Titel Der Wille zur Macht,
die das Weimarer Nietzsche-Archiv herausbrachte, berufen sich zwar auf einen
überlieferten Werkplan N.s, sind aber nur freihändige (und teilweise entstel-
lende) Kompilate aus N.s Nachlass. Vgl. ausführlich NK 6/2, S. 4 f.
409, 1 ein Werk, das ich vorbereite] Im Druckmanuskript steht stattdessen:
„mein in Vorbereitung befindliches Hauptwerk" (GSA 71/27,2, fol. 66r).
409, 4-7 das asketische Ideal hat auch in der geistigsten Sphäre einstweilen immer
nur noch Eine Art von wirklichen Feinden und Schädigern: das sind die Komödi-
anten dieses Ideals, - denn sie wecken Misstrauen] Komödianten des Ideals wa-
ren auch in GM III 26 tätig. Dort entstand der Eindruck, deren Ideal-Export nach
Übersee (408, 14-21) diene gerade einer allgemeinen Moralisierung der Welt.
Aber das Gegenteil scheint nach GM III 27 der Fall zu sein: Das Ideal zersetzt sich
dank der Komödianten, die Misstrauen erwecken. Sie sind freilich zu unterschei-
den von denjenigen, die sich jedes Ideals entschlagen und dabei doch noch den
Wahrheitswillen als Restideal aufrechterhalten. Die Position, die das sprechen-
de „Wir" zu diesen Komödianten einnimmt, wirkt einigermaßen schwankend. Es
wäre offensichtlich vorschnell, das „Wir" mit den „Komödianten" umstandslos
zu identifizieren. Sind „wir" Komödianten unter Vorbehalt? Vgl. auch Maude-
marie Clark und Alan J. Swensen in Nietzsche 1998, 167.
409, 10-15 abgerechnet seines Willens zur Wahrheit. Dieser Wille
aber, dieser Rest von Ideal, ist, wenn man mir glauben will, jenes Ideal selbst
in seiner strengsten, geistigsten Formulirung, esoterisch ganz und gar, alles Aus-
senwerks entkleidet, somit nicht sowohl sein Rest, als sein Kern.] Vgl. NK 248,
19-26. Es ist die einzige Stelle, wo der Ausdruck „esoterisch" in GM vorkommt,
vgl. auch NK 402, 16 f. und NK KSA 5, 48, 14-22. Zur Unterscheidung von esote-
risch/exoterisch bei N.s Freund Overbeck, der als Theologieprofessor lange sei-
nen Unglauben öffentlich verhehlt hat, siehe Emmelius 2016, 319-403.
409, 24-28 dasselbe Ideal zum gleichen Schlüsse zwingend; der entscheidende
Punkt fünf Jahrhunderte vor der europäischen Zeitrechnung erreicht, mit Buddha,
genauer: schon mit der Sankhyam-Philosophie, diese dann durch Buddha popu-
larisirt und zur Religion gemacht] In einer Vorarbeit zu JGB 199 schrieb N., dass
„heute noch halb Asien einem durch Buddha popularisirten Sankhya=Systeme
folgt" (NK KSA 5, 120, 15-22), siehe auch AC 32 und dazu NK KSA 6, 204, If.
Das Samkhya oder Sähkhya ist als vedisch orientiertes, altindisches Philoso-
phiesystem, das sich aus der kühlen Erkenntnis ein Ausbrechen aus dem Kreis-
lauf der Wiedergeburten versprach, N. schon in NL 1873/74, KSA 7, 729, 7-9 ein
 
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