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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,2): Kommentar zu Nietzsches "Zur Genealogie der Moral" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.70912#0617
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598 Zur Genealogie der Moral

Begriff. Er scheint bereits als Student in den Vorlesungen von Carl Schaar-
schmidt damit konfrontiert worden zu sein (Figl 2007, 175-177 u. Figl 1989,
466 f.); von Ernst Windisch hat sich N. später ein Samkhya-Manuskript zeigen
lassen (N. an Paul Deussen, Mitte Januar 1875, KSB 5/KGB II 5, Nr. 418, S. 11,
Z. 23-36); und am 20. 09. 1886 wünscht sich N. in einem Brief an Deussen, dass
es „etwas ähnlich Klares, Dialektisch-Durchgearbeitetes auch für die Sankhya-
Philosophie" gäbe wie Deussen es für das Das System des Vedanta (1883) vorge-
legt hatte (KSB 7/KGB III 3, Nr. 752, S. 252, Z. 39-41). Was das einst vieldisku-
tierte Verhältnis von Samkhya und Buddhismus angeht, so zeigt sich N.s
Hauptgewährsmann in Buddha-Fragen skeptisch: „Die angebliche Herkunft
des Buddhismus aus der Sänkhya-Philosophie spielt in manchen Darstellun-
gen des einen wie der andern eine Hauptrolle. Ich weiss darüber nichts Besse-
res zu sagen, als was Max Müller gesagt hat (Chips from a German workshop I,
226): ,We have looked in vain for any definite similarities between the System
of Kapila, as known to us in the Sänkhyasütras, and the Abhidharma, or the
metaphysics of the Buddhists.'" (Oldenberg 1881, 93, Fn. 1).
409, 30-410, 12 Die Antwort steht in meiner „fröhlichen Wissenschaft" S. 290:
„die christliche Moralität selbst, der immer strenger genommene Begriff der
Wahrhaftigkeit, die Beichtväter-Feinheit des christlichen Gewissens, übersetzt
und sublimirt zum wissenschaftlichen Gewissen, zur intellektuellen Sauberkeit
um jeden Preis. Die Natur ansehn, als ob sie ein Beweis für die Güte und Obhut
eines Gottes sei; die Geschichte interpretiren zu Ehren einer göttlichen Vernunft,
als beständiges Zeugniss einer sittlichen Weltordnung und sittlicher Schlussab-
sichten; die eigenen Erlebnisse auslegen, wie sie fromme Menschen lange genug
ausgelegt haben, wie als ob Alles Fügung, Alles Wink, Alles dem Heil der Seele
zu Liebe ausgedacht und geschickt sei: das ist nunmehr vorbei, das hat das
Gewissen gegen sich, das gilt allen feineren Gewissen als unanständig, unehr-
lich, als Lügnerei, Femininismus, Schwachheit, Feigheit, - mit dieser Strenge,
wenn irgend womit, sind wir eben gute Europäer und Erben von Europa's
längster und tapferster Selbstüberwindung"...] Die Vorlage in FW 357, KSA 3,
600, 11-27 ist genau text- und zeichenidentisch - nur die „Europäer" sind in
der Vorlage nicht gesperrt. Zum Thema Europa siehe NK 277, 19 f., zur Sublimie-
rung NK 303, 28-34.
410, 13-16 Alle grossen Dinge gehen durch sich selbst zu Grunde, durch einen
Akt der Selbstaufhebung: so will es das Gesetz des Lebens, das Gesetz der noth-
wendigen „Selbstüberwindung" im Wesen des Lebens] „Selbstaufhebung der
Moral" lautet die Formel, die M Vorrede 4, KSA 3, 16, 33 dafür anbietet (vgl.
z. B. KGW IX 5, W I 8, 34 25 u. 27). Zu den hegelianisierenden Anklängen dieser
Formel Pippin 2009, 81, zur „Selbstüberwindung" z. B. NK KSA 6, 11, 10-13.
 
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