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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0217
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198 Götzen-Dämmerung

(Montinari 1984, 75) Bei Elisabeth Förster-Nietzsche, die das angebliche „theo-
retisch-philosophische Hauptwerk", den in ihrem Auftrag zurechtgefälschten
„Willen zur Macht" zu einem Hauptprodukt ihrer N.-Unternehmung machte,
liest sich das erwartungsgemäß anders: „Auch bei der ,Götzendämmerung'
hatte er [sc. N.] wiederum in das zu seinem theoretisch-philosophischen
Hauptwerk vorbereitete Material hineingegriffen, um gewissermaßen einen
Auszug aus seiner gesamten Philosophie zu geben — immer wieder von dem
Irrthum ausgehend, daß ein solcher Auszug auf sein Hauptwerk vorbereiten
könnte. Mir scheint damals diese kleine Schrift aber nur erschreckend und
verwirrend gewirkt zu haben." (Förster-Nietzsche 1922, 489).
Nach EH GD 1, KSA 6, 354, 5 f. ist GD „das Werk von so wenig Tagen, dass
ich Anstand nehme, ihre Zahl zu nennen". Der eigentliche Entstehungszeit-
raum reicht von Ende Juni bis zum 3. September 1888 (vgl. Schaberg 2002,
224). Das Manuskript ging am 7. September an den Verleger Naumann; der
Titel wurde Ende September von „Müssiggang eines Psychologen" in „Götzen-
Dämmerung" geändert (vgl. NK 55, 1-3), das Kapitel „Was den Deutschen
abgeht" folgte am 18. September 1888 (vgl. Brief an Naumann, KSB 8, Nr. 1121,
S. 442), die Abschnitte „Streifzüge eines Unzeitgemässen" 32-44 in der ersten
Oktoberhälfte 1888 (vgl. Brief an Naumann, 04. 10. 1888, KSB 8, Nr. 1124,
S. 446) und schließlich Ende Oktober noch das Kapitel „Was ich den Alten
verdanke". Während der Niederschrift von GD war N. im Juli und August 1888
auch noch mit der Fertigstellung des Falls Wagner beschäftigt, so dass er nach
Erhalt der ersten Exemplare von GD stolz an Heinrich Köselitz schreiben
konnte (25. 11. 1888, KSB 8, Nr. 1157, S. 489, Z. 26-28): „Man kann 10 Tage nicht
nützlicher verwenden, denn mehr Zeit hat mich das Buch nicht gekostet." Der
Druck war trotz der Nachträge und Änderungen am 13. November abgeschlos-
sen, am 24. November 1888 erhielt N. vier Exemplare des fertigen Werkes und
er ließ weitere Vorausexemplare an Freunde und Bekannte verschicken. Mit
seinem Verleger hatte N. freilich ausgemacht, dass GD, deren Erstausgabe das
Erscheinungsjahr 1889 nennt, zunächst nicht in den Verkauf gelangen sollte,
so dass das Werk zum Zeitpunkt von N.s Zusammenbruch Anfang 1889 noch
nicht im Buchhandel erhältlich war. Erst in Absprache mit Franz Overbeck,
der den kranken N. aus Turin geholt hatte, wurden Vertrieb und Verkauf von
GD aufgenommen: Das Werk war von Ende Januar 1889 an in den Buchhand-
lungen verfügbar. „Laut Naumann zeigte das Buch alle Anzeichen für gute
Anfangsverkäufe." (Schaberg 2002, 227) Die von Heinrich Köselitz 1893 veran-
staltete zweite Auflage von GD im Rahmen der ersten Werkausgabe, deren
Bände auch einzeln bei Naumann erschienen, enthält einige Überschriften und
Textveränderungen des Herausgebers, die in den späteren Ausgaben wieder
getilgt worden sind (Eichberg 2009, 131 f., vgl. z. B. Nietzsche o. J. [1893], 58 u.
 
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