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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0407
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388 Götzen-Dämmerung

Vaterland, die ja im einzelnen keineswegs überall die gleichen sind, und eben-
sowenig die Fehlerlosigkeit der praktischen Ausführung. Das traurige Gesamt-
bild aber, welches man von Unterricht und Erziehung an den humanistischen
Lehranstalten, von Verstandesentwicklung, Gemütsverfassung und Körperzu-
stand ihrer Schüler zu entwerfen liebt, entspricht nach unserer Beobachtung
der Wirklichkeit entschieden nicht und steht in starkem Widerspruch auch mit
den Erfahrungen, welche hinsichtlich der Zöglinge dieser Schulen auf Universi-
täten und Polytechniken in den verschiedensten Studienzweigen gemacht wer-
den, in Widerspruch endlich mit dem, was dieselben später im beruflichen
und bürgerlichen Leben leisten. Wir glauben, dass die deutsche Nation allen
Grund hat, für das, was durch die deutschen Gymnasien erreicht wurde und
erreicht wird, dankbar zu sein und bedauern lebhaft, dass die alte heimische
Unsitte, eigenen Besitz gering zu schätzen, hier gegenüber einem Gute auftritt,
um welches wir vom Ausland oft beneidet werden. Mag die Organisation der
geistigen und körperlichen Ausbildungen unserer Gymnasiasten, mag ferner
das Verfahren in den verschiedenen Lehrfächern (auch auf dem Gebiete des
altklassischen Unterrichts) noch vielfach der Verbesserung bedürfen, so ist
doch durch reiche Erfahrung andererseits die Forderung begründet, dass an
den Grundzügen des Lehrplans der humanistischen Gymnasien, insbesondere
auch an der diesen Anstalten eigentümlichen Beschäftigung mit griechischer
Sprache und Litteratur, festgehalten werde. Nur Änderungen, welche das
Bestehende weiter entwickeln, nicht aber einen Bruch mit demselben bedeu-
ten, können wir als wünschenswert erachten bei einer Einrichtung, auf der
zum guten Teil die Blüte deutscher Wissenschaft und die Tüchtigkeit einer
ganzen Reihe wichtigster Berufsklassen beruhen. Heidelberg, im Juli 1888.
Geh. Rat Dr. Otto Becker, Prof, der Medizin; Geh. Rat Dr. Immanuel Bekker,
Professor der Rechte; Geh. Rat Dr. Robert Bunsen, Professor der Chemie; Hofrat
Dr. Erdmannsdörffer, Professor der Geschichte; Geh. Rat Dr. Kuno Fischer, Pro-
fessor der Philosophie; Geh. Rat Dr. Gegenbaur, Professor der Medizin; Geh.
Rat Dr. Heinze, Professor der Rechte; Dr. Holsten, Professor der Theologie; A.
v. Horn, Generalmajor a. D.; Geh. Rat Dr. Königsberger, Professor der Mathema-
tik; Geh. Rat Professor Dr. Hermann Kopp; Geh. Hofrat Dr. Quincke, Professor
der Physik; Geh. Rat Dr. Hermann Schulze, Professor der Rechte; Dr. Stengel,
Professor der Landwirtschaft." (Erklärung der Heidelberger Professoren, 262).
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108, 20 f. um nicht aus meiner Art zu fallen, die jasagend ist] Es fällt auf,
dass N. den bejahenden Charakter seiner Philosophie, die immer nur verneine,
 
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