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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0439
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420 Götzen-Dämmerung

tole Frances Essay über Sand und ihren „idealisme" (France 1888, 339-347)
sowie Bourgets einschlägigen Aufsatz (Bourget 1889a, 1, 139-153) gelesen
haben.
114, 23 f. wie Alles, was von Rousseau stammt, falsch, gemacht, Blasebalg,
übertrieben.] „Je dis Rousseau, et le fait est qu'on ne peut etudier George Sand
sans penser ä lui." (Berard-Varagnac 1887, 6. Kursiviertes von N. unterstrichen.
„Ich sage Rousseau, und Tatsache ist, dass man George Sand nicht studieren
kann, ohne an ihn zu denken.") Die Verbindung von Sand und Rousseau wird
auch bei Albert 1885, 279 sowie 288; Lemaitre 1887, 255 („fille de Jean-Jacques")
und Goncourt 1887, 2, 122 in Erinnerung gerufen (zu letzterem Brobjer 1997a,
574 f.); siehe ferner N.s Brief an Köselitz, 24. 11. 1887 (KSB 8, Nr. 958, S. 203 f.).
Vgl. NK 114, 32-115, 1.
Die Semantik des Blasebalgs hatte sich N. schon in NL 1882, KSA 10, 3[1]64,
61 erschlossen: „,Große Gedanken'? Mein Freund, das sind Gedanken, die dich
aufblasen und groß machen: der Blasebalg ist nichts Großes!" (Vgl. Za I Vom
Wege des Schaffenden, KSA 4, 80, 22 f. u. Za IV Der Zauberer 2, KSA 4, 320,
15 f.). Dass N. mit „Blasebalg" auf Siegfrieds Schmiedelied in Richard Wagners
Siegfried (1. Aufzug, 3. Szene) anspielt, wird deutlich in Za IV Unter Töchtern
der Wüste 2, KSA 4, 384, 27-31: „Ha! Herauf, Würde! / Tugend-Würde! Europäer-
Würde! / Blase, blase wieder, / Blasebalg der Tugend! / Ha!" (ohne die Zeile
„Europäer-Würde!" auch in DD Unter Töchtern der Wüste 3, KSA 6, 386, 24-
28). Siegfried hingegen singt, als er das Schwert Nothung schmiedet: „Hoho!
hoho! / hahei! hahei! / Blase, Balg, / blase die Gluth!" (Wagner 1871-1873, 6,
163 = Wagner 1907, 6, 116) Den Ausdruck „Blasebalg" zur Charakterisierung
inhaltsleerer, aber aufgeblasener Schriftstellerei benutzt später Thomas Mann
in seinem Brief vom 05. 12. 1903 an seinen Bruder Heinrich, um dessen Jagd
nach Liebe zu verurteilen: „Alles ist verzerrt, schreiend, übertrieben, ,Blase-
balg', ,buffo', romantisch also im üblen Sinne, die falschen Gesten der Reprä-
sentanten des Christenthums aus den ,Göttinnen' sind wieder da und dazu
gehörige dick aufgetragene Colportage-Psychologie" (Mann 2002, 21, 243; vgl.
den „Blasebalg der Gefühlsschwellung" im Doktor Faustus, dazu Wimmer 2007,
397). Vgl. NK 69, 17 f. u. 115, 5 f., zum Blasebalg NK KSA 6, 178, 16-19.
114, 24 Ich halte diesen bunten Tapeten-Stil nicht aus] Vgl. Berard-Varagnac
1887, 6 (Kursiviertes von N. unterstrichen, am Rand mit zwei Ausrufezeichen
markiert): Rousseau „n'atteignait qu'au prix de laborieux tätonnements ä ce
grand style, riche de sucs et de couleurs, oü l'heureux genie de George Sand
reussissait spontanement." (Rousseau „erreichte nur mit fleißigen tastenden
Versuchen diesen großen Stil, reich an Saft und Farbe, während George Sand
mit ihrer glücklichen Begabung sofort erfolgreich damit war"). Vgl. auch NK
KSA 6, 377, 22-378, 6.
 
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