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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0468
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Stellenkommentar GD Streifzüge, KSA 6, S. 120 449

aber als Ausnahme; der Gesammt-Aspekt des Lebens ist nicht die Nothlage, die
Hungerlage, vielmehr der Reichthum, die Üppigkeit, selbst die absurde Ver-
schwendung, — wo gekämpft wird, kämpft man um Macht...] Vgl. FW 349, KSA
3, 585, 29-586, 2 (dazu Müller-Lauter 1978, 223, Fn. 180 u. ausführlich Sommer
2010b; ferner zu den allgemeinen Zusammenhängen ohne Berücksichtigung
von N.s Quellen Johnson 2010) und NL 1885, KSA 11, 34[208], 492 (KGW IX 1,
NVII 1, 45, 24-30). N.s Absetzung vom Darwinismus, die vom Bestreben
bestimmt wird, nicht mit den Darwinisten verwechselt zu werden, ist u. a.
geprägt von William Henry Rolph, dessen Biologische Probleme N. in der 2.
erweiterten Auflage von 1884 intensiv durchgearbeitet hat (NPB 504 f. — diese
Quelle für 120, 19-24 macht bereits Rickert 1920, 96 f. namhaft), während N.
Darwins Hauptwerke selbst wohl kaum gelesen hat (Brobjer 2008a, 238). GD
Streifzüge eines Unzeitgemässen 14 pointiert die Einwände gegen Darwin bei
Rolph 1884, 71-97 (Moore 1998, 537-540, dort N.s Unterstreichungen im einzel-
nen dokumentiert, vgl. auch Moore 2002a, 46-55 u. Abel 1998, 40 u. 83) und
zeigt die allmähliche Abkehr von Roux' Kampf der Theile im Organismus (1881,
vgl. Venturelli 2003, 252 f.) sowie von Nägelis darwinkritischer Abstammungs-
lehre (Nägeli 1884, vgl. die Dokumentation der Bezüge bei Orsucci 1993, 378-
383; Orsucci 1996, 55-57 und Orsucci 2003, 435-437), die beide in NL 1886/87,
KSA 12, 7[25], 304 f. noch die Bezugsgrößen sind.
Gerade der sogenannte struggle for life stellt sich für Rolph ganz anders
dar, als Darwin suggeriert: „Dann aber spielt sich freilich der Daseinskampf
nicht mehr um's Dasein ab, er ist kein Kampf um Selbsterhaltung, kein Kampf
um die ,Erwerbung der unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse', sondern ein
Kampf um Mehrerwerb. Dann ist er auch nicht bedingt durch die Existenz
von Umständen, die das Leben des Geschöpfes beeinträchtigen, sondern er
ist constant, er ist ewig; er kann nie erlöschen, denn eine Anpassung an die
Unersättlichkeit giebt es nicht, selbst nicht bei äusserster Abundanz. Dann ist
ferner der Daseinskampf kein Vertheidigungskampf, sondern ein Angriffskrieg,
der nur unter gewissen Umständen zu einem Vertheidigungskampfe umgewan-
delt werden kann. Wachsthum aber und Vermehrung und Vervollkommnung
sind die Folgen jenes erfolgreichen Angriffskrieges, in keiner Weise aber der
Zweck desselben oder gar einer in der Natur liegenden Tendenz. Während es
also für den Darwinisten überall da keinen Daseinskampf giebt, wo die Existenz
des Geschöpfes nicht bedroht ist, ist für mich der Lebenskampf ein allgegen-
wärtiger: Er ist eben primär ein Lebenskampf, ein Kampf um Lebensmehrung,
aber kein Kampf um's Leben!" (Rolph 1884, 97, die von N. unterstrichenen
Stellen sind kursiviert, seine Durchstreichung durchgestrichen dargestellt. Der
ganze Passus ist mit Randstrichen und einem NB markiert. Am Ende notiert
er am Rand: „mehr Leben".) N. trägt nun in Rolphs Darwin-Kritik — resümiert
 
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