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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0482
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Stellenkommentar GD Streifzüge, KSA 6, S. 124 463

ist (sei es konstitutionsbedingt, sei es erworben, aus Müdigkeit, etc.), können
als Grundlage einer physiologischen Theorie der Ästhetik dienen.").
Die direkte Verbindung von Dynamometer und Ästhetik wird bei Fere 1887
nicht hergestellt, dafür aber in Guyaus L'art au point de vue sociologique, einem
Werk, das zwar auf dem Titelblatt das Erscheinungsjahr 1889 trägt, jedoch
schon im Herbst 1888 erschienen und damit von N. noch zur Kenntnis genom-
men worden sein könnte (freilich datiert die Nachlassnotiz 16[40], die 124, 11 f.
zugrunde liegt, schon aus der ersten Jahreshälfte 1888): „Selon M. Fere, toute
sensation est suivie d'une augmentation des nos forces nerveuses. Un sujet qui
a manifeste une certaine force au dynamometre en manifeste ensuite davan-
tage lorsqu'il a ete soumis ä des excitations sensorielles. Les emotions estheti-
ques peuvent avoir une influence non seulement sur la vie de relation, mais
encore sur la vie organique, oü elles augmentent l'activite circulatoire et par
consequent l'activite nutritive." (Guyau 1923, 9. „Gemäß Herrn Fere folgt auf
jede Empfindung eine Erhöhung unserer nervlichen Kräfte. Ein Subjekt, wel-
ches im Dynamometer eine gewisse Kraft gezeigt hat, zeigt danach noch mehr
Kraft, wenn es sensorischen Reizen ausgesetzt wird. Die ästhetischen Emotio-
nen können nicht nur das Beziehungsleben beeinflussen, sondern auch das
organische Leben, wo sie die Aktivität der Zirkulation erhöhen und in der Kon-
sequenz die Nähraktivität.") Vgl. zu den Fere-Parallelen auch Lampl 1986,
263 f. Die Physiologisierung der Ästhetik artikuliert sich dann deutlich in NW
Wo ich Einwände mache, vgl. NK KSA 6, 418, 23.
In dem N. aus der Lektüre des Berner Bundes wohlbekannten Aufsatz
Ueber den Wert des Theaters für das poetische Drama (1887) von Carl Spitteler
hieß es: „Nämlich der Kunstgenuß wird nicht mit dem Dynamometer gemessen
und die Poesie nicht nach Nervenschlägen beurteilt" (Spitteler 1950, 496 f.).
124, 14 Gefühl der Macht] Terminologisch klar bestimmt hat N. den von ihm
selbst schon lange gebrauchten (vgl. MA I 142, KSA 2, 138, 7 f.) Ausdruck
„Gefühl der Macht" zusammen mit dem Begriff „Instinkt der Selbsterhaltung"
(vgl. NK 146, 5 f.) bei Höffding 1887, 306 gefunden; auch bei Fere spielt er eine
Rolle, vgl. NK 124, 9 f. und NK KSA 6, 170, 2. „Wenn nun die Vorstellung dessen,
was die Selbstbehauptung (Selbsterhaltung und Selbstentwickelung) fördert
oder hemmt, das Gefühl bestimmt, so wird dieses entweder als Gefühl der
Macht oder als Gefühl der Unmacht auftreten, je nachdem wir über hin-
reichende Mittel zur Selbstbehauptung zu verfügen glauben oder nicht. Unter
Selbstbehauptung muss hier dann nicht nur an die Behauptung des physi-
schen Daseins gedacht /307/ werden, sondern auch an das Vermögen geistiger
Klarheit und Freiheit und des Sich-geltend-machens andern gegenüber (durch
deren Beherrschung, Anerkennung ihrerseits u. s. w.). Dass das Gefühl der
Macht die aktive oder positive Form der mit der Selbsterhaltung verknüpften
 
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