Stellenkommentar AC 12, KSA 6, S. 177-178 77
„Denn ein solches Phänomen in der Menschengeschichte vergißt sich nicht
mehr, weil es eine Anlage und ein Vermögen in der menschlichen Natur zum
Besseren aufgedeckt hat, dergleichen kein Politiker aus dem bisherigen Laufe
der Dinge herausgeklügelt hätte, und welches allein Natur und Freiheit, nach
inneren Rechtsprincipien im Menschengeschlechte vereinigt, aber, was die Zeit
betrifft, nur als unbestimmt und Begebenheit aus Zufall verheißen konnte."
Hingegen ist die „Tendenz der Menschheit zum Guten" in AC 11 keineswegs
ein originales Kant-Zitat, sondern findet sich in der Quelle, die auch KSA 12,
7[4], 267, 18-26 zugrunde liegt, nämlich Fischers Geschichte der neuern Philoso-
phie: „Wenn der Menschheit eine Tendenz zum Guten, eine Richtung auf die
sittliche Idee inwohnt, so ist davon der beständige Fortschritt zum Besseren
die unausbleibliche Folge. Es ist die Frage, ob diese Tendenz zum Guten durch
ein geschichtliches Factum bewiesen ist, durch eine Begebenheit, die gar nicht
anders erklärt werden kann, als durch jene moralische Anlage der Menschheit?
Giebt es eine solche Begebenheit, so ist sie das unzweideutige Zeichen, aus
dem wir den beständigen Fortschritt der Menschheit erkennen; sie ist nicht
selbst die Ursache des Fortschritts, sondern nur das geschichtliche Symptom
oder der Erkenntnißgrund desselben. [...] /387/ [...] Diese bedeutungsvolle, für
das gesammte Menschengeschlecht charakteristische Begebenheit findet Kant
in dem Versuch des französischen Volks, den Rechtsstaat zu gründen."
(Fischer 1889, 2, 386 f.) Es folgen einige Zitate aus dem Streit der Fakultäten, 2.
Abschnitt, § 7 — darunter auch der von N. exzerpierte und oben zitierte Passus.
178, 10 die Widernatur] Korrigiert im Druckmanuskript aus: „das Verhängniß"
(KSA 14, 438).
12
Eine Vorarbeit zu AC 12 ist NL 1888, KSA 13, 15[28], 422.
178, 13 f. Ich nehme ein Paar Skeptiker bei Seite, den anständigen Typus in der
Geschichte der Philosophie] Vgl. EH Warum ich so klug bin 3, KSA 6, 284, 27-
30, wo auch Brochards Les sceptiques grecs als die Lektüre namhaft gemacht
wird, die N. zu diesem Urteil motiviert. Ausführlicher wird eine skeptische
Option in AC 54, KSA 6, 236 f. entfaltet. Vgl. zum Thema Bett 2000 u. Sommer
2006b.
178, 15 intellektuellen Rechtschaffenheit] Vgl. NK 177, 5.
178, 16-19 Sie machen es allesammt wie die Weiblein, alle diese grossen
Schwärmer und Wunderthiere, — sie halten die „schönen Gefühle" bereits für
„Denn ein solches Phänomen in der Menschengeschichte vergißt sich nicht
mehr, weil es eine Anlage und ein Vermögen in der menschlichen Natur zum
Besseren aufgedeckt hat, dergleichen kein Politiker aus dem bisherigen Laufe
der Dinge herausgeklügelt hätte, und welches allein Natur und Freiheit, nach
inneren Rechtsprincipien im Menschengeschlechte vereinigt, aber, was die Zeit
betrifft, nur als unbestimmt und Begebenheit aus Zufall verheißen konnte."
Hingegen ist die „Tendenz der Menschheit zum Guten" in AC 11 keineswegs
ein originales Kant-Zitat, sondern findet sich in der Quelle, die auch KSA 12,
7[4], 267, 18-26 zugrunde liegt, nämlich Fischers Geschichte der neuern Philoso-
phie: „Wenn der Menschheit eine Tendenz zum Guten, eine Richtung auf die
sittliche Idee inwohnt, so ist davon der beständige Fortschritt zum Besseren
die unausbleibliche Folge. Es ist die Frage, ob diese Tendenz zum Guten durch
ein geschichtliches Factum bewiesen ist, durch eine Begebenheit, die gar nicht
anders erklärt werden kann, als durch jene moralische Anlage der Menschheit?
Giebt es eine solche Begebenheit, so ist sie das unzweideutige Zeichen, aus
dem wir den beständigen Fortschritt der Menschheit erkennen; sie ist nicht
selbst die Ursache des Fortschritts, sondern nur das geschichtliche Symptom
oder der Erkenntnißgrund desselben. [...] /387/ [...] Diese bedeutungsvolle, für
das gesammte Menschengeschlecht charakteristische Begebenheit findet Kant
in dem Versuch des französischen Volks, den Rechtsstaat zu gründen."
(Fischer 1889, 2, 386 f.) Es folgen einige Zitate aus dem Streit der Fakultäten, 2.
Abschnitt, § 7 — darunter auch der von N. exzerpierte und oben zitierte Passus.
178, 10 die Widernatur] Korrigiert im Druckmanuskript aus: „das Verhängniß"
(KSA 14, 438).
12
Eine Vorarbeit zu AC 12 ist NL 1888, KSA 13, 15[28], 422.
178, 13 f. Ich nehme ein Paar Skeptiker bei Seite, den anständigen Typus in der
Geschichte der Philosophie] Vgl. EH Warum ich so klug bin 3, KSA 6, 284, 27-
30, wo auch Brochards Les sceptiques grecs als die Lektüre namhaft gemacht
wird, die N. zu diesem Urteil motiviert. Ausführlicher wird eine skeptische
Option in AC 54, KSA 6, 236 f. entfaltet. Vgl. zum Thema Bett 2000 u. Sommer
2006b.
178, 15 intellektuellen Rechtschaffenheit] Vgl. NK 177, 5.
178, 16-19 Sie machen es allesammt wie die Weiblein, alle diese grossen
Schwärmer und Wunderthiere, — sie halten die „schönen Gefühle" bereits für