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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0356
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Überblickskommentar 333

che Sachen, darunter das Gedicht, mit dem Ecce homo schließen soll, ein
non plus ultra von Höhe und Erfindung — ist heute eingeschrieben an Sie
abgegangen." (KSB 8, Nr. 1220, S. 558, Z. 14-17) Am 02. 01. 1889 revidierte N.
seine Entscheidung gegenüber Naumann: „Die Ereignisse haben die kleine
Schrift Nietzsche contra W. vollständig überholt: senden Sie mir umgehend das
Gedicht, das den Schluß macht, ebenso wie das letztgesandte Gedicht ,Ruhm
und Ewigkeit'. Vorwärts mit Ecce!" (KSB 8, Nr. 1237, S. 571, Z. 2-5) „Ruhm
und Ewigkeit" ist das Gedicht, das N. am 29. 12. 1888 für den Schluss von EH
vorsah, wohingegen „Von der Armut(h) des Reichsten" zunächst das Ende von
NW gebildet hatte. N. wollte diese Gedichte nun offensichtlich DD einverleiben.
Größere Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion bereiten die anderen „extrem
wesentlichen Sachen" der Sendung an Naumann vom 29. 12. 1888: „Der
Abschnitt Kriegserklärung fehlt [so statt: fällt] weg — Ebenso der Ham-
mer redet" (KSA 14, 469). Die „Kriegserklärung" und „Der Hammer redet"
bildeten seit der Revision von Anfang Dezember das Ende von EH. Die „Kriegs-
erklärung" ist nicht mehr erhalten und scheint um das Thema der „Großen
Politik" gekreist zu sein.
Ende Dezember 1889 schickte N. an Jean Bourdeau das Manuskript einer
Proklamation gegen das Haus Hohenzollern, die er im Journal des Debats pu-
blizieren lassen wollte. Über dieses „Promemoria" heißt es im Brief an Over-
beck vom 26. 12. 1888: „Ich selber arbeite eben an einem Promemoria für die
europäischen Höfe zum Zwecke einer antideutschen Liga. Ich will das ,Reich'
in ein eisernes Hemd einschnüren und zu einem Verzweiflungs-Krieg provoci-
ren." (KSB 8, Nr. 1212, S. 551, Z. 8-11) Noch steiler wird es im Brief an Köselitz
vom 30. 12. 1888: „Dann schrieb ich, in einem heroisch-aristophanischen Über-
muth eine Proklamation an die europäischen Höfe zu einer Vernichtung
des Hauses Hohenzollern, dieser scharlachnen Idioten und Verbrecher-Rasse
seit mehr als 100 Jahren verfügte dabei über den Thron von Frankreich auch
über Elsass, indem ich Victor Buonaparte, den Bruder unsrer Laetitia zum Kai-
ser machte und meinen ausgezeichneten Ms. Bourdeau, Chef-Redakteur des
Journal de Debats und der Revue des deux Mondes zum ambassadeur an mei-
nem Hofe ernannte" (KSB 8, Nr 1227, S. 565 f., Z. 22-30). Fraglicher Bourdeau,
der übrigens keineswegs Chefredakteur der beiden Periodika war, für die er
schrieb, ließ N. am 04. 01. 1889 auf die Zusendung der Proklamation hin wis-
sen: „J'ai regu egalement votre manuscrit de Turin, qui temoigne de vos senti-
mens anti-prussiens, et qui ne peuvent que resserrer les liens de Sympathie
entre un auteur tel que vous et un lecteur frangais. Il ne me semble pas de
nature ä pouvoir etre publie." (KGB III 6, Nr. 649, S. 418 f., vgl. die Erläuterung
KGB III 7/3, 2, S. 834 f. „Ich habe gleichfalls Ihr Manuskript aus Turin erhalten,
das Ihre antipreußischen Gefühle bezeugt, die nur die Bindungen von Sympa-
 
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