Metadaten

Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0379
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
356 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

Kopenhagen: „Und die ersten guten Nachrichten, Ihre Nachrichten, verehrter
Herr, aus denen mir bewiesen ward, daß ich lebe... Ich pflege nämlich mitunter
zu vergessen, daß ich lebe." (KSB 8, Nr. 1036, S. 318, Z. 10-13).
257, 12-14 Ich brauche nur irgend einen „Gebildeten" zu sprechen, der im Som-
mer ins Oberengadin kommt, um mich zu überzeugen, dass ich nicht lebe...]
Zwischen 1881 und 1888 hielt sich N. insgesamt sieben Mal jeweils längere Zeit
in Sils-Maria auf.
257, 13 kommt, um] In der Zwischenstufe Mp XVI 5 lautete der Passus:
„kommt — um von meinen Freunden, aus Schonung, zu schweigen — , um"
(KSA 14, 470).
257, 16-18 Hört mich! denn ich bin der und der. Verwechselt
mich vor Allem nicht!] Das Motiv der Verwechslungsangst taucht in N.s
Briefen schon früher auf, vgl. z. B. an Heinrich Köselitz, 17. 04. 1883, KSB 6,
Nr. 402, S. 360, Z. 38-40: „Ich will mit Niemandem mehr verwechselt werden"
(im Blick auf Paul Ree), oder an Malwida von Meysenbug, 26. 03. 1885, KSB 7,
Nr. 587, S. 30, Z. 37: „Es ist der Humor meiner Lage, daß ich verwechselt
werde — mit dem ehemaligen Basler Professor Herrn Dr. Friedrich Nietzsche.
Zum Teufel auch! Was geht mich dieser Herr an!" In den Briefen von 1887 ist
das Motiv unvermindert prominent, vgl. z. B. N. an Franziska N., 15. 01. 1887,
KSB 8, Nr. 791, S. 10; an Elisabeth Förster, 26. 01. 1887, KSB 8, Nr. 794, S. 15;
an dieselbe, 15. 10 1887, KSB 8, Nr. 925, S. 167. Es kehrt etwa in EH Warum ich
so gute Bücher schreibe 1, KSA 6, 298, 16 f. wieder. Die Wendung „ich bin
der und der" erinnert an die Selbstpräsentation Gottes bei der Berufung
Mose, die häufig mit „ich bin der, der ich bin" übersetzt wird (Exodus 3,14; in
N.s Bibel steht: „GOtt sprach zu Mose: Ich werde seyn, der ich seyn werde."
Die Bibel: Altes Testament 1818, 60).
2
257, 20 Ich bin zum Beispiel durchaus kein Popanz] „Popanz (Pöpel), ver-
mummte Schreckgestalt; dann überhaupt s. v. w. Schreck-, Trug-, Scheinbild."
(Meyer 1885-1892, 13, 233) Der Ausdruck kommt in N.s Werken sonst nur in
FW 80, KSA 3, 436, 14 im Zusammenhang mit der griechischen Tragödie vor.
258, 1-3 Ich bin ein Jünger des Philosophen Dionysos, ich zöge vor, eher noch
ein Satyr zu sein als ein Heiliger.] Vgl. NK KSA 6, 160, 28 f.
258, 6-8 Das Letzte, was ich versprechen würde, wäre, die Menschheit zu
„verbessern".] Als „,Verbesserer' der Menschheit" treten im gleichnamigen
Kapitel von GD, KSA 6, 98-102 die „Priester" auf.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften