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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0380
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Stellenkommentar EH Vorwort, KSA 6, S. 257-258 357

258, 8-10 Von mir werden keine neuen Götzen aufgerichtet; die alten mögen
lernen, was es mit thönernen Beinen auf sich hat.] Die Anspielung bezieht sich
auf den Traum vom Götzenbild, den Daniel dem König Nebukadnezar in Erin-
nerung ruft und als Abfolge irdischer Königreiche deutet: „Du König sähest,
und siehe, ein großes und hohes und sehr glänzendes Bild stand gegen dir,
das war schrecklich anzusehen. /32/ Desselben Bildes Haupt war von feinem
Golde, seine Brust und Arme waren von Silber, sein Bauch und seine Lenden
waren von Erz, /33/ Seine Schenkel waren Eisen, seine Füße waren eines Theils
Eisen und eines Theils Thon. /34/ Solches sähest du, bis daß ein Stein herabge-
rissen ward ohne Hände; der schlug das Bild an seine Füße, die Eisen und
Thon waren, und zermalmete sie." (Daniel 2, 31-34, Die Bibel: Altes Testament
1818, 855; Seite von N. [?] mit Eselsohr markiert) N.s Götzenbegriff zeigt mit
diesem Bezug seine selbst wiederum biblische Herkunft an. Die Umstellung
von „thönernen Füßen" auf sonst kaum belegte „thönerne Beine" verdankt
sich einer ironischen Replik auf ein Strauß-Zitat in UB I DS 12, KSA 1, 241, 16-
21.
258, 10-16 Götzen (mein Wort für „Ideale") umwerfen — das gehört schon
eher zu meinem Handwerk. Man hat die Realität in dem Grade um ihren Werth,
ihren Sinn, ihre Wahrhaftigkeit gebracht, als man eine ideale Welt erlog... Die
„wahre Welt" und die „scheinbare Welt" — auf deutsch: die erlogne Welt und
die Realität... Die Lüge des Ideals war bisher der Fluch über der Realität] Eine
klassisch kantianisierende Ideal-Konzeption hat N. bei Liebmann 1880, 567
markiert: „Der Gedanke Dessen aber, was sein soll, was nach bekannten oder
unbekannten Normalgesetzen als werthvoll erkannt und daher vom Gewissen
postulirt wird, heißt das Ideal. Und das Ideal steht der Wirklichkeit gerade
so stolz und unantastbar zur Seite, wie das Normalgesetz dem Naturgesetz."
258, 13-15 „Die „wahre Welt" und die „scheinbare Welt" — auf deutsch: die
erlogne Welt und die Realität...] Vgl. NK KSA 6, 75, 23 f. u. 81, 8-11.
258, 20 Recht auf Zukunft verbürgt wäre. — ] In der Zwischenstufe Mp XVI
5 wurde danach gestrichen: „Idealist — in meinem Mund das Wort für die
gefährlichsten Falschmünzer... Umwerthung aller Werthe!..." (KSA 14, 470).
3
258, 23-27 Höhe ist, eine starke Luft. Man muss für sie geschaffen sein, sonst
ist die Gefahr keine kleine, sich in ihr zu erkälten. Das Eis ist nahe, die Einsam-
keit ist ungeheuer — aber wie ruhig alle Dinge im Lichte liegen! wie frei man
athmet! wie Viel man unter sich fühlt!] In der Zwischenstufe Mp XVI 5, 7 stand
 
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