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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0398
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Stellenkommentar EH weise, KSA 6, S. 268 375

gab, in dem Masse instinktrein zu finden, wie ich sie darstelle.] ,,[S]ogenannte[n]
Atavismus" konnte N. bei Hellwald 1876, 1, 28 f. wie folgt definiert finden:
„Einzelne Individuen und ganze Geschlechter, Racen, können nicht nur in
ihrer physischen, ethischen oder geistigen Entwicklung früher als andere ste-
hen bleiben, sondern sie können auch, nachdem sie schon eine gewisse Höhe
der Ausbildung erreicht haben, wieder zurückgehen, verkümmern und /29/ ver-
kommen." Einen derartigen negativen Begriff des Atavismus, der die prinzpi-
elle Überlegenheit des Späteren voraussetzt, münzt N. hier ins Positive um,
indem er die Voraussetzung leugnet und das Alte zum Überlegenen erklärt.
268, 23 f. ich würde dem jungen deutschen Kaiser nicht die Ehre zugestehn,
mein Kutscher zu sein] Während Wilhelm II. (1859-1941), der nach dem Tod
seines Vaters Friedrich III. am 15. Juni 1888 die Regierung angetreten hatte, in
AC 38 nur für sein christliches Lippenbekenntnis gerügt wurde, verschärft sich
der Ton gegenüber dem Herrscher in EH sichtlich, um in der allerdings nicht
überlieferten „Kriegserklärung" zu gipfeln, von deren vermutlich schroff anti-
hohenzollerscher Tendenz die Aufzeichnungen in NL 1888, KSA 13, 25[13] u.
[14], 643 f. einen Eindruck vermitteln können. Vgl. NK KSA 6, 211, 6-8, zur
„Kriegserklärung" auch KSA 14, 451.
268, 26-29 Frau Cosima Wagner ist bei Weitem die vornehmste Natur; und,
damit ich kein Wort zu wenig sage, sage ich, dass Richard Wagner der mir bei
Weitem verwandteste Mann war...] Vgl. N.s Briefentwurf an Cosima Wagner, um
den 25. 12. 1888, KSB 8, Nr. 1211, S. 551: „Verehrte Frau, / im Grunde die einzige
Frau, die ich verehrt habe... lassen Sie es sich gefallen, das erste Exemplar
dieses Ecce homo entgegenzunehmen. Es wird d(a)r(in) im Grunde alle Welt
schlecht behandelt, Richard W(agner) ausgenommen — und noch Turin. Auch
kommt Malwida als Kundry vor... / Der Antichrist." (Dazu KGB III 7/3, 1,
S. 525 f., zu Meysenbug als Kundry NK 364, 6-11).
268, 29 Der Rest ist Schweigen] „The rest is silence" (William Shakespeare:
Hamlet V, 2, Z. 310, deutsch in Shak[e]speare 1853-1855, 4, 490), die letzten
Worte des dänischen Prinzen, vgl. NK KSA 6, 35, 18. N. zitiert diese Sentenz in
seinen Werken nur hier — überdies im Brief an Andreas Heusler vom 30. 12.
1888, dort ohne Wagner-Bezug (KSB 8, Nr. 1226, S. 564). Diese zeitliche Koinzi-
denz der Zitatverwendung unterstützt den Befund einer Spät(est)datierung der
neuen, endgültigen Fassung von EH Warum ich so weise bin 3. Bourgets Ham-
let-Essay endet mit der französischen Fassung: „le reste est silence..." (Bourget
1889a, 1. 365). Zur Hamlet-Adaption in EH siehe NK 287, 1-26 u. Benne 2005a.
268, 31 f. Der Papst treibt heute noch Handel mit diesem Widersinn.] Im Mittel-
alter galt: „Das kanonische Recht stellte strengere Regeln auf und verbot nicht
 
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