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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0605
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582 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

schlecht, des Zufalls Kinder und der Mühsal, was zwingst du mich dir zu
sagen, was nicht zu hören für dich das Erspriesslichste ist? Das Allerbeste ist
für dich gänzlich unerreichbar: nicht geboren zu sein, nicht zu sein, nichts
zu sein. Das Zweitbeste aber ist für dich — bald zu sterben'" (KSA 1, 35, 17-24).
Der in Lachen ausbrechende Dämon, als den sich N. rückblickend auf GD nun
selber sieht, meint gleichfalls äußerst unerquickliche Wahrheiten verkünden
zu müssen.
354, 5 f. das Werk von so wenig Tagen, dass ich Anstand nehme, ihre Zahl zu
nennen] Der Entstehungszeitraum der Götzen-Dämmerung reicht von Ende Juni
bis zum 3. September 1888 (vgl. Schaberg 2002, 224 u. NK ÜK GD), und zwar
unter Verwendung diverser früherer Vorarbeiten.
354, llf. Das, was Götze auf dem Titelblatt heisst, ist ganz einfach das, was
bisher Wahrheit genannt wurde.] Vgl. GD Vorwort, KSA 6, 57 f.
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354, 19-23 Die „modernen Ideen" zum Beispiel. Ein grosser Wind bläst zwi-
schen den Bäumen, und überall fallen Früchte nieder — Wahrheiten. Es ist die
Verschwendung eines allzureichen Herbstes darin: man stolpert über Wahrhei-
ten, man tritt selbst einige todt, — es sind ihrer zu viele...] Eine frühere Fassung
lautete: „Alle politischen ,modernen Ideen', die Reichs-Ideen eingerechnet, die
Arbeiterfrage, das Verbrechen, der freiwillige Tod, die Ehe, der ganze litterari-
sche Aberglaube von Vorgestern, die Erziehungs-Voraussetzungen die falschen
und-die-meinen, die letzten aesthetischen Werthe — Alles drückt unchumwirft
sich in fünf Worten aus. Ein großer Wind bläst zwischen den Bäumen, und
überall fallen Früchte nieder — Wahrheiten." (KSA 14, 500).
Unter diesen „modernen Ideen", welche die Vorstufe noch nennt, behan-
delte N. die Idee des Deutschen Reiches u. a. in GD Was den Deutschen abgeht
(KSA 6, 103-110), die „Arbeiterfrage" in GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 40
(KSA 6, 142f.), Verbrechen und Verbrecher in GD Streifzüge eines Unzeitgemä-
ssen 45 (KSA 6, 146-148), den „freiwilligen Tod" in der berüchtigten „Moral
für Ärzte" (GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 36, KSA 6, 134-136), die Ehe
explizit unter dem Titel „Kritik der Modernität" in GD Streifzüge eines
Unzeitgemässen 39 (KSA 6, 140-142). Der demokratischen Freiheitsidee, die N.
mit Gleichmacherei assoziierte, setzte er in GD Streifzüge eines Unzeitgemäs-
sen 38 (KSA 6, 139 f.) seinen „Begriff von Freiheit" entgegen.
355, 3-6 Wie als ob in mir ein zweites Bewusstsein gewachsen wäre, wie
als ob sich in mir „der Wille" ein Licht angezündet hätte über die schiefe
 
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