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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0702
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Stellenkommentar DD Feuerzeichen, KSA 6, S. 392-393 679

Zarathustra ist, der „seine Höhenfeuer" (393, 5) entzündet, sind die Pluralbil-
dungen des ersten Abschnitts als Rückverweis auf die Lehren zu verstehen, die
N. seiner Figur Zarathustra in den Mund gelegt hatte. Auch in anderen Schrif-
ten, die N. nach Za veröffentlichte, war er bestrebt, auf dieses Werk als sein
zentrales immer wieder hinzuweisen. Im Folgenden changiert der Duktus des
Dithyrambus zwischen der Ich-Rede, in der sich das sprechende Ich mit seiner
Projektionsfigur Zarathustra unvermittelt gleichsetzt („dieses Zeichen stellte
ich [!] vor mich hin. // Meine Seele selber ist diese Flamme" 393, 12 f.) und der
erneut in der 3. Person gehaltenen Rede von Zarathustra: „Was floh Zara-
thustra vor Thier und Menschen?" (393, 16). Zu dem in der Schlusspartie domi-
nanten Thema der Einsamkeit, das auch in anderen Dionysos-Dithyramben
wichtig ist, vgl. ÜK DD.
DD Das Feuerzeichen nimmt verschiedene Motive des nachgelassenen
Gedichts „Abschied" (NL 1884, KSA 11, 28[64], 329) auf, so ähnelt etwa — neben
dem je durchgängigen Grundmotiv einer endgültigen Entscheidung zur Ein-
samkeit — die nach „kalte[n] Fernen", „immer reineren Höhn" strebende
Flamme (393, 9 f.) dort dem „Rauche", „der stets nach kältern Himmeln sucht"
(KSA 11, 329, 17 f.); auch erinnert die Frage „Was floh Zarathustra vor Thier und
Menschen? / Was entlief er jäh allem festen Lande?" (393, 16 f.) an jene aus
dem „Abschied": „Was bist du Narr / Vor Winters in die Welt — entflohn?"
(KSA 11, 329, 9 f.).
Zur Interpretation von DD Das Feuerzeichen siehe auch Del Caro 1984.
393, 1 Hier, wo zwischen Meeren die Insel wuchs] Das Bild orientiert sich an
der Vorstellung von einer Vulkan-Insel, die aus dem Meer aufgestiegen ist.
Derartige Vulkan-Inseln waren N. von seinen Aufenthalten in Süditalien, den
von ihm benutzten Reiseführern und wohl auch von einer Seereise her
bekannt, die ihn im Jahr 1882 auf einem Segelfrachter von Genua nach Messina
geführt hatte (CBT 508 f.). Daher erinnern die „unter schwarzem Himmel"
angezündeten „Höhenfeuer" (393, 4 f.) auch an den nächtlichen Feuerschein,
den Vulkan-Inseln wie der Stromboli mit seinen in kurzen Abständen aufeinan-
derfolgenden Eruptionen erzeugen und die in der Nacht „Feuerzeichen für ver-
schlagne Schiffer" (393, 6) sind. Von derartigen realen Phänomenen ausgehend
entfaltet N. seine Leitmetapher. Schließlich imaginiert er sich selbst nicht nur
als „Flamme" (393, 13: „Meine Seele selber ist diese Flamme"), sondern als
feurigen Ausbruch auf dem Gipfel der aus dem Meer aufgestiegenen Vulkan-
Insel (393, 20: „die Insel liess ihn steigen, auf dem Berg wurde er zur
Flamme"). Auch hier handelt es sich aber wieder um einen Rückbezug auf Za:
auf das Kapitel Von grossen Ereignissen im 2. Teil. Es beginnt mit dem Satz:
„Es giebt eine Insel im Meere — unweit den glückseligen Inseln Zarathustra's —
auf welcher beständig ein Feuerberg raucht" (KSA 4, 167, 2 f.). Der weitere Kon-
 
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