Metadaten

Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0710
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stellenkommentar DD Ariadne, KSA 6, S. 398-401 687

natur eines grausamen verwilderten Dämons und eines milden sanftmüthigen
Herrschers" (KSA 1, 72, 22-25).
398, 19 du unbekannter — Gott...] Mehrmals wiederholte (399, 8; 401, 17)
Anspielung auf Apostelgeschichte 17, 23, wo Paulus bei seinem Missions-
Besuch in Athen sagt: „Ich bin herdurch gegangen, und habe gesehen eure
Gottesdienste, und fand einen Altar, darauf war geschrieben: Dem unbekann-
ten GOtt. Nun verkündige Ich euch denselbigen, dem ihr unwissend Gottes-
dienst thut" (Die Bibel: Neues Testament 1818, 164). Vgl. zu N.s Bezugnahme
auf die Missionsreisen des Paulus auch z. B. NK KSA 6, 257, 6 f.
399, 18 f. du Eifersüchtiger! / — worauf doch eifersüchtig?] Für ein geplantes,
aber nicht ausgeführtes „Satyrspiel" skizzierte N. die Konstellation Theseus —
Ariadne — Dionysos ebenfalls im Zusammenhang mit dem Thema der Eifer-
sucht: „Einmischen: kurze Gespräche zwischen Theseus Dionysos und Ari-
adne. / — Theseus wird absurd, sagte Ariadne, er Theseus wird tugendhaft — /
Eifersucht des Theseus auf Ariadne's Traum. / Der Held sich selbst bewun-
dernd, absurd werdend. Klage der Ariadne / Dionysos ohne Eifersucht. ,Was
ich an Dir liebe, wie könnte das ein Theseus lieben [...]?'... / Letzter Akt. Hoch-
zeit des Dionysos und der Ariadne / ,man ist nicht eifersüchtig, wenn man
Gott ist, sagte Dion[ysos]: es sei denn auf Götter'. // ,Ariadne, sagte Dionysos,
du bist ein Labyrinth: und in Theseus hat sich in dich verirrt, er hat keinen
Faden mehr; was nützt es nun ihm nun, daß er nicht vom Minotauros gefressen
wurde? Was ihn nun jetzt frißt, ist schlimmer als ein Minotauros.' Du schmei-
chelst mir Dionysos, antwortete Ariadne, aber ich bin meines Mitleidens
müde[,] an mir sollen alle Helden zu Grunde gehen: man muß Gott sein wer-
den, damit ich lieben kann aber ich will nicht mitleiden wenn ich liebe Das
ist meine letzte Liebe zu Theseus: ,ich richte ihn zu Grunde'" (NL 1887, KSA 12,
9[115], 401, 29-402, 18, korrigiert nach KGW IX 6, W II 1, 52, 14-40-53, 36-42-
54, 36-43).
399, 31 du — Henker-Gott!] Während sich dieses Attribut hier auf Dionysos
bezieht, charakterisiert N. in GD Die vier grossen Irrthümer 7 gerade das Chris-
tentum als „eine Metaphysik des Henkers" (vgl. NK KSA 6, 96, 9 f.). Auf das von
N. entworfene Bild des christlichen Gottes würde das Attribut also ebenfalls
zutreffen.
400, 24-401, 2 Gieb Liebe mir — wer wärmt mich noch? / wer liebt mich
noch? / gieb heisse Hände, / gieb Herzens-Kohlenbecken, / gieb mir, der Ein-
samsten [...] mir — dich!...] Intensivierung und um die Vorstellung vollständi-
ger Vereinsamung erweiterte Wiederholung der Anfangsverse. Auffällig und
aufschlussreich ist die Nähe dieses Rufes nach „Liebe" zu Formulierungen N.s
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften