Stellenkommentar DD Ariadne, KSA 6, S. 398-401 687
natur eines grausamen verwilderten Dämons und eines milden sanftmüthigen
Herrschers" (KSA 1, 72, 22-25).
398, 19 du unbekannter — Gott...] Mehrmals wiederholte (399, 8; 401, 17)
Anspielung auf Apostelgeschichte 17, 23, wo Paulus bei seinem Missions-
Besuch in Athen sagt: „Ich bin herdurch gegangen, und habe gesehen eure
Gottesdienste, und fand einen Altar, darauf war geschrieben: Dem unbekann-
ten GOtt. Nun verkündige Ich euch denselbigen, dem ihr unwissend Gottes-
dienst thut" (Die Bibel: Neues Testament 1818, 164). Vgl. zu N.s Bezugnahme
auf die Missionsreisen des Paulus auch z. B. NK KSA 6, 257, 6 f.
399, 18 f. du Eifersüchtiger! / — worauf doch eifersüchtig?] Für ein geplantes,
aber nicht ausgeführtes „Satyrspiel" skizzierte N. die Konstellation Theseus —
Ariadne — Dionysos ebenfalls im Zusammenhang mit dem Thema der Eifer-
sucht: „Einmischen: kurze Gespräche zwischen Theseus Dionysos und Ari-
adne. / — Theseus wird absurd, sagte Ariadne, er Theseus wird tugendhaft — /
Eifersucht des Theseus auf Ariadne's Traum. / Der Held sich selbst bewun-
dernd, absurd werdend. Klage der Ariadne / Dionysos ohne Eifersucht. ,Was
ich an Dir liebe, wie könnte das ein Theseus lieben [...]?'... / Letzter Akt. Hoch-
zeit des Dionysos und der Ariadne / ,man ist nicht eifersüchtig, wenn man
Gott ist, sagte Dion[ysos]: es sei denn auf Götter'. // ,Ariadne, sagte Dionysos,
du bist ein Labyrinth: und in Theseus hat sich in dich verirrt, er hat keinen
Faden mehr; was nützt es nun ihm nun, daß er nicht vom Minotauros gefressen
wurde? Was ihn nun jetzt frißt, ist schlimmer als ein Minotauros.' Du schmei-
chelst mir Dionysos, antwortete Ariadne, aber ich bin meines Mitleidens
müde[,] an mir sollen alle Helden zu Grunde gehen: man muß Gott sein wer-
den, damit ich lieben kann aber ich will nicht mitleiden wenn ich liebe Das
ist meine letzte Liebe zu Theseus: ,ich richte ihn zu Grunde'" (NL 1887, KSA 12,
9[115], 401, 29-402, 18, korrigiert nach KGW IX 6, W II 1, 52, 14-40-53, 36-42-
54, 36-43).
399, 31 du — Henker-Gott!] Während sich dieses Attribut hier auf Dionysos
bezieht, charakterisiert N. in GD Die vier grossen Irrthümer 7 gerade das Chris-
tentum als „eine Metaphysik des Henkers" (vgl. NK KSA 6, 96, 9 f.). Auf das von
N. entworfene Bild des christlichen Gottes würde das Attribut also ebenfalls
zutreffen.
400, 24-401, 2 Gieb Liebe mir — wer wärmt mich noch? / wer liebt mich
noch? / gieb heisse Hände, / gieb Herzens-Kohlenbecken, / gieb mir, der Ein-
samsten [...] mir — dich!...] Intensivierung und um die Vorstellung vollständi-
ger Vereinsamung erweiterte Wiederholung der Anfangsverse. Auffällig und
aufschlussreich ist die Nähe dieses Rufes nach „Liebe" zu Formulierungen N.s
natur eines grausamen verwilderten Dämons und eines milden sanftmüthigen
Herrschers" (KSA 1, 72, 22-25).
398, 19 du unbekannter — Gott...] Mehrmals wiederholte (399, 8; 401, 17)
Anspielung auf Apostelgeschichte 17, 23, wo Paulus bei seinem Missions-
Besuch in Athen sagt: „Ich bin herdurch gegangen, und habe gesehen eure
Gottesdienste, und fand einen Altar, darauf war geschrieben: Dem unbekann-
ten GOtt. Nun verkündige Ich euch denselbigen, dem ihr unwissend Gottes-
dienst thut" (Die Bibel: Neues Testament 1818, 164). Vgl. zu N.s Bezugnahme
auf die Missionsreisen des Paulus auch z. B. NK KSA 6, 257, 6 f.
399, 18 f. du Eifersüchtiger! / — worauf doch eifersüchtig?] Für ein geplantes,
aber nicht ausgeführtes „Satyrspiel" skizzierte N. die Konstellation Theseus —
Ariadne — Dionysos ebenfalls im Zusammenhang mit dem Thema der Eifer-
sucht: „Einmischen: kurze Gespräche zwischen Theseus Dionysos und Ari-
adne. / — Theseus wird absurd, sagte Ariadne, er Theseus wird tugendhaft — /
Eifersucht des Theseus auf Ariadne's Traum. / Der Held sich selbst bewun-
dernd, absurd werdend. Klage der Ariadne / Dionysos ohne Eifersucht. ,Was
ich an Dir liebe, wie könnte das ein Theseus lieben [...]?'... / Letzter Akt. Hoch-
zeit des Dionysos und der Ariadne / ,man ist nicht eifersüchtig, wenn man
Gott ist, sagte Dion[ysos]: es sei denn auf Götter'. // ,Ariadne, sagte Dionysos,
du bist ein Labyrinth: und in Theseus hat sich in dich verirrt, er hat keinen
Faden mehr; was nützt es nun ihm nun, daß er nicht vom Minotauros gefressen
wurde? Was ihn nun jetzt frißt, ist schlimmer als ein Minotauros.' Du schmei-
chelst mir Dionysos, antwortete Ariadne, aber ich bin meines Mitleidens
müde[,] an mir sollen alle Helden zu Grunde gehen: man muß Gott sein wer-
den, damit ich lieben kann aber ich will nicht mitleiden wenn ich liebe Das
ist meine letzte Liebe zu Theseus: ,ich richte ihn zu Grunde'" (NL 1887, KSA 12,
9[115], 401, 29-402, 18, korrigiert nach KGW IX 6, W II 1, 52, 14-40-53, 36-42-
54, 36-43).
399, 31 du — Henker-Gott!] Während sich dieses Attribut hier auf Dionysos
bezieht, charakterisiert N. in GD Die vier grossen Irrthümer 7 gerade das Chris-
tentum als „eine Metaphysik des Henkers" (vgl. NK KSA 6, 96, 9 f.). Auf das von
N. entworfene Bild des christlichen Gottes würde das Attribut also ebenfalls
zutreffen.
400, 24-401, 2 Gieb Liebe mir — wer wärmt mich noch? / wer liebt mich
noch? / gieb heisse Hände, / gieb Herzens-Kohlenbecken, / gieb mir, der Ein-
samsten [...] mir — dich!...] Intensivierung und um die Vorstellung vollständi-
ger Vereinsamung erweiterte Wiederholung der Anfangsverse. Auffällig und
aufschlussreich ist die Nähe dieses Rufes nach „Liebe" zu Formulierungen N.s