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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0751
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728 Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen

gagne toutes les classes. II va des petits appartements de Versailles aux socie-
tes dramatiques de la Rue des Marais et de la Rue Popincourt. La mimomanie
regne dans le grand monde [...]. La mimomanie eclate dans tous les coins de
Paris." (Goncourt 1878, 131. „Es ist eine Raserei, ein Wahnsinn, das Theater
der Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Vorliebe,
Komödie zu spielen, befällt alle Klassen. Sie breitet sich aus von den kleinen
Wohnungen in Versailles zu den dramatischen Gesellschaften der Rue des
Marais und der Rue Popincourt. Die Mimomanie herrscht in der besseren
Gesellschaft [...]. Die Mimomanie bricht aus in allen Ecken von Paris.") Das
Abstractum „mimomanie" ging N. also voraus; nur die Bezeichnung der von
ihr befallenen Personen scheint seine Innovation zu sein. In den Druckfahnen
von NW Wo ich Einwände mache hat N. „Mimomane" aus „Manomane" korri-
giert (http://www.nietzschesource.org/facsimiles/DFGA/K-13,4).
419, 26 f. „das Drama ist der Zweck, die Musik ist immer nur das Mittel"] FW
368, KSA 3, 617, 23 f.: „,das Drama ist der Zweck, die Musik ist immer nur
dessen Mittel"'. Diese Wagner zugeschriebene Überlegung findet sich bereits
in NL 1885, KSA 11, 41[2]6, 674, einem Notat, das den Titel „Neue unzeitge-
mäße Betrachtung" (KSA 11, 669, 18) trägt: „Die Männlichkeit und Strenge
einer logischen Entwicklung war ihm [sc. Wagner] versagt: aber er fand ,Wir-
kungsvolleres'! ,Die Musik(,) hat er gelehrt, ist immer nur ein Mittel, der Zweck
ist das Drama.' Das Drama? Nein die Attitüde! — so verstand es Wagner bei
sich selber." (KSA 11, 674, korrigiert nach KGW IX 4, W I 5, 35, 18-24 u. 32-34,
der letzte Satz wurde später von N. abgeändert in (ebd.): „Das Drama? Im
Grunde sogar [...] die dr(amatische) Attitüde! — so wenigstens verstand es
Wagner bei sich selber". Der Gedanke wurde aufgegriffen in NL 1885/86,
KSA 12, 2[60], 88 = KGW IX 5, W I 8, 153, 38-43). In NL 1885/86, KSA 12, 2[110],
116 (KGW IX 5, W I 8, 15-16) sprach N. über GT und über die in der Kunst
mögliche „Versöhnung des Apoll und Dionysos". Das erscheint gerichtet
„[g]egen Wagner's Theorie, daß die Musik Mittel ist, und das Drama Zweck".
In N.s frühen Aufzeichnungen hatte sich das Verhältnis von Musik und Drama
durchaus schon als Problem erwiesen. In NL 1874, KSA 7, 32[52], 770, 4-7 wurde
von Wagner gesagt, er bezeichne es „als den Irrthum im Kunstgenre der Oper,
dass ein Mittel des Ausdrucks, die Musik, zum Zwecke, der Zweck des
Ausdrucks aber zum Mittel gemacht war." Dass tatsächlich, wie es später heißt,
das Drama der eigentliche Zweck sei, ist damit freilich noch nicht gesagt. In
dieser Notiz steht weiter, der „Dramatiker" dürfe „zu Gunsten des Drama's die
Musik als Mittel gebrauchen, wie er die Malerei als Mittel gebraucht" (KSA 7,
773, 8-10). Immerhin gab N. hier die „Gefahren der dramatischen Musik
für die Musik" zu, aber er stellte auch die Gegenseite in Rechnung, nämlich
die „Gefahren des musikalischen Drama's für den dramatischen Dichter" (NL
 
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