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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0786
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Stellenkommentar NW Wohin, KSA 6, S. 428 763

thört / in ernstem Schweigen schlägst du deine Schlachten: / was unerhört, /
das zu gewinnen ist dein männlich Trachten. / Dein eig'nes Lied / in Krieg
und Fried' / wirst du, mein herrlich Volk, dir finden, / mög' drob auch mancher
Dichterruhm verschwinden! // Das Lied, blick' ich auf deine Thaten hin, / aus
ihrem Werthe ahn' ich seinen Sinn: / fast klingt's wie: ,Muth zeigt auch der
Mameluck', / dem folgt: ,Gehorsam ist des Christen Schmuck'. — / Es ruft der
Herr: / und ihn versteht ein ganzes Volk in Waffen, / dem Ruhmgeplärr' / des
Übermuth's ein Ende da zu schaffen. / Es rafft im Krampf / zu wildem Kampf /
sich auf des eitlen Wahn's Bekenner: / der Welt doch züchtet Deutschland nur
noch Männer. // Drum soll ein Deutscher auch nur Kaiser sein, / im welschen
Lande solltet ihr ihn weih'n: / der treuen Muth's sein Werbeamt erfüllt, / dem
sei nun seiner Thaten Werth enthüllt. / Die uns geraubt, / die würdevollste
aller Erdenkronen, / auf seinem Haupt / soll sie der Treue heil'ge Thaten loh-
nen. / So heißt das Lied / vom Siege-Fried, / von deutschen Heeres That
gedichtet. / Der Kaiser naht: in Frieden sei gerichtet!" (Wagner 1871-1873, 9, 1-
3 = Wagner 1907, 9, lf.).
Dass N. 1888 derlei ebenso wie Wagners sogenanntes Lustspiel Eine Kapitu-
lation (Wagner 1871-1873, 9, 5-50) auf den Fall von Paris als Verhöhnung
Frankreichs erschienen sein muss, kann nicht erstaunen, wenn man sich seine
eigene scharfe Wendung gegen das Deutsche Reich, Bismarck und die Hohen-
zollern vergegenwärtigt.
428, 7-9 unfähiger, Etwas von Wagner zu verstehn, als zum Beispiel der junge
Kaiser?] Von N. in den Druckfahnen korrigiert aus: „Etwas von Wagner zu ver-
stehn als die Strohköpfe der Bayreuther Blätter?" (http://www.nietzschesource.
org/facsimiles/DFGA/K-13,17). Der „junge Kaiser" Wilhelm II. hatte noch als
Prinz 1881 der Berliner Premiere von Rheingold beigewohnt (Gregor-Dellin
1980, 795) und sich nachher Wagners Musik und der Bayreuther Sache stets
sehr zugewandt gezeigt: „Der Versuch eines erneuten sog. ,kleinen Patronates',
auf eine bloß fünfjährige Dauer und nur fünfzig Mitglieder berechnet, von
denen ein jedes sich verpflichtete, jährlich die Summe von eintausend Mark
als Beitrag zu entrichten, sollte dieser drohenden Sorge durch Schaffung eines
Garantie- oder Reservefonds entgegentreten; eine Anzahl deutscher Fürsten,
an ihrer Spitze der damalige Kronprinz des deutschen Reiches, der spätere
Kaiser Wilhelm II., hatte sich fördernd dazu verhalten" (Glasenapp 1905, 6,
795 f.). In M 167 standen sich demgegenüber Bismarck und Wagner noch anti-
podisch gegenüber: „Wagner ein Gegner der Politik Bismarck's, und Bismarck
ein Gegner aller Wagnerei" (KSA 3, 149, 22 f.). 1888 ist auch Bismarck in der
Kritik an den Hohenzollern miteingeschlossen.
428, 9-12 Die Thatsache bleibt für jeden Kenner der europäischen Cultur-Bewe-
gung nichtsdestoweniger gewiss, dass die französische Romantik und Richard
 
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