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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0801
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778 Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen

434, 13-21 Der Erfolg war immer der grösste Lügner — und auch das Werk,
die That ist ein Erfolg... Der grosse Staatsmann, der Eroberer, der Entdecker
ist in seine Schöpfungen verkleidet, versteckt, bis ins Unerkennbare; das Werk,
das des Künstlers, des Philosophen, erfindet erst den, welcher es geschaffen hat,
geschaffen haben soll... Die „grossen Männer", wie sie verehrt werden, sind
kleine schlechte Dichtungen hinterdrein, — in der Welt der historischen Werthe
herrscht die Falschmünzerei...] JGB 269, KSA 5, 223, 34-224, 7: „Der Erfolg
war immer der grösste Lügner, — und das ,Werk' selbst ist ein Erfolg; der grosse
Staatsmann, der Eroberer, der Entdecker ist in seine Schöpfungen verkleidet,
bis in's Unerkennbare; das ,Werk', das des Künstlers, des Philosophen, erfindet
erst Den, welcher es geschaffen hat, geschaffen haben soll; die ,grossen Män-
ner', wie sie verehrt werden, sind kleine schlechte Dichtungen hinterdrein;
in der Welt der geschichtlichen Werthe herrscht die Falschmünzerei." Zur
impliziten Kritik an Carlyle siehe NK 434, 8-10.
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Die Vorlage dieses Abschnitts ist die zweite Hälfte von JGB 269, KSA 5, 224, 8-
225, 1.
434, 23 f. Diese grossen Dichter zum Beispiel, diese Byron, Müsset, Poe, Leo-
pardi, Kleist, Gogol] George Gordon Noel, Lord Byron (1792-1824), Alfred de
Müsset (1810-1857), Edgar Allan Poe (1809-1849), Giacomo Leopardi (1798-
1837), Heinrich von Kleist (1777-1811) und Nikolaj Gogol (1809-1852) können
allesamt als früh verstorbene Repräsentanten einer von Leiden bestimmten
Weltsicht gelten, die selbst an ihrem Leiden an der Welt zerbrochen sind. In
Thomas Masaryks Werk Der Selbstmord als sociale Massenerscheinung stehen
dieselben Autoren exemplarisch für „die grosse Zahl der pessimistisch
gestimmten Dichter". Wenn man sie mit Schopenhauer zusammenstelle, „so
erhält man eine directe Bestätigung dessen, was uns die Daten der Statistik so
furchtbar trocken sagen: wir sind lebensmüde, wir haben keine rechte Lebens-
freudigkeit: zu den massenhaften Selbstmorden singen unsere Dichter die To-
dtenklagen, die Grabrede hält der Frankfurter Weise" (Masaryk 1881, 172).
434, 24 f. Gogol — ich wage es nicht, viel grössere Namen zu nennen, aber ich
meine sie — so] JGB 269, KSA 5, 224, 9: „Gogol, — so". N. hat die Ergänzung
434, 24 f. — wohl bei der Bearbeitung für NW — allerdings in sein Handexem-
plar von JGB eingetragen (KSA 14, 373).
434, 26 sind, sein müssen] JGB 269, KSA 5, 224. 9 f.: „sind, vielleicht sein müs-
sen".
 
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