Über die Ausnützung der Gezeiten des Meeres
zur Energiegewinnun g.
Der Gedanke der Ausnützung der Gezeiten ist keineswegs neu.
In Brooklyn1) ist eine im Jahre 1637 entstandene Flutmühle heute noch
vorhanden. Zwei andere aus 1617 und sogar aus 1438 kennen wir aus
alten Bilderhandschriften.2)
Es besteht heute kein Zweifel darüber, warum so viel Zeit ver-
gehen mußte, ehe dieser vor Jahrhunderten schon gehegte Plan in die
Tat umgesetzt werden konnte. Anlagen dieser Art sind, im kleinen
ausgeführt, von vornherein zur Unwirtschaftlichkeit verurteilt. Für
Ausführungen im großen aber fehlte an der Küste die Absatzmöglich-
keit. Es mußte also zuerst die elektrische Arbeitsübertragung gegeben
sein, bevor man an die Ausnützung der Gezeiten des Meeres denken
konnte, wie ja durch sie auch die Bewirtschaftung anderer Energie-
quellen (Walchensee, Murg usw.), die in ihrer unmittelbaren Umgebung
kein ausreichendes Absatzgebiet haben, erst möglich geworden ist.
Eine ganze Reihe von Vorschlägen
für die zweckmäßige Anordnung von
Flutwerken mit einem, zwei und mehr
Becken liegt vor.3) Wir beschränken
uns auf eine Betrachtung der ersten
beiden Systeme: des Einbecken- und des
Zweibeckensystems. Eine passend ge-
legene Bucht oder Flußmündung (Abb. 1)
wird durch einen Damm vom Meere ab-
gesperrt. In diesen Damm wird das
Kraftwerk eingebaut. Es ist ein sog. doppeltwirkendes; denn es kann
Energie liefern sowohl beim Übergang des Wassers vom Meer ins
Becken, als im umgekehrten Falle. Während des größten Teiles der
Flut und in den ersten Stunden der Ebbe liegt der Wasserspiegel im
Meere höher als im Becken, die Wasserbewegung wird also vom Meere
ins Becken gerichtet sein. Der umgekehrte Vorgang muß sich im
Pein, Elektrotechnische Zeitschrift 1912 8. 1078. 2) Ebenda.
3) Siemonsen, Zeitschr. des Vereins deutcher Ing. 1922 'S. 1077.
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zur Energiegewinnun g.
Der Gedanke der Ausnützung der Gezeiten ist keineswegs neu.
In Brooklyn1) ist eine im Jahre 1637 entstandene Flutmühle heute noch
vorhanden. Zwei andere aus 1617 und sogar aus 1438 kennen wir aus
alten Bilderhandschriften.2)
Es besteht heute kein Zweifel darüber, warum so viel Zeit ver-
gehen mußte, ehe dieser vor Jahrhunderten schon gehegte Plan in die
Tat umgesetzt werden konnte. Anlagen dieser Art sind, im kleinen
ausgeführt, von vornherein zur Unwirtschaftlichkeit verurteilt. Für
Ausführungen im großen aber fehlte an der Küste die Absatzmöglich-
keit. Es mußte also zuerst die elektrische Arbeitsübertragung gegeben
sein, bevor man an die Ausnützung der Gezeiten des Meeres denken
konnte, wie ja durch sie auch die Bewirtschaftung anderer Energie-
quellen (Walchensee, Murg usw.), die in ihrer unmittelbaren Umgebung
kein ausreichendes Absatzgebiet haben, erst möglich geworden ist.
Eine ganze Reihe von Vorschlägen
für die zweckmäßige Anordnung von
Flutwerken mit einem, zwei und mehr
Becken liegt vor.3) Wir beschränken
uns auf eine Betrachtung der ersten
beiden Systeme: des Einbecken- und des
Zweibeckensystems. Eine passend ge-
legene Bucht oder Flußmündung (Abb. 1)
wird durch einen Damm vom Meere ab-
gesperrt. In diesen Damm wird das
Kraftwerk eingebaut. Es ist ein sog. doppeltwirkendes; denn es kann
Energie liefern sowohl beim Übergang des Wassers vom Meer ins
Becken, als im umgekehrten Falle. Während des größten Teiles der
Flut und in den ersten Stunden der Ebbe liegt der Wasserspiegel im
Meere höher als im Becken, die Wasserbewegung wird also vom Meere
ins Becken gerichtet sein. Der umgekehrte Vorgang muß sich im
Pein, Elektrotechnische Zeitschrift 1912 8. 1078. 2) Ebenda.
3) Siemonsen, Zeitschr. des Vereins deutcher Ing. 1922 'S. 1077.
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