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A. Pütter:
Vegetation sehr langsam ist. Der im Garten des Hrn. Franqui trägt
noch alle Jahre Blumen und Früchte.“
Die Angabe, daß der Baum 6000 Jahre alt sei, findet sich in der
Reisebeschreibung nicht.
In Anmerkung 12 zu den „Ideen zu einer Physiognomik der Ge-
wächse“1) spricht Humboldt nochmals über den Baum und sagt:
„Die Sage geht, daß dieser Drachenbaum von den Guanchen verehrt
wurde, und daß er 1402, bei der ersten Expedition, der Bethincourts,
schon so dick und so hohl als jetzt gefunden ward.“
Weiter bemerkt Humboldt, daß die Abbildung, die er von dem Drago
gibt, sich auf eine unveröffentlichte Zeichnung von Borda aus dem
Jahre 1771 stützt, und daß die oben erwähnte Messung Bordas auch
aus diesem Jahre stamme. Er berichtet weiter, daß am 21. Juli 1819
ein Sturm die eine Seite der Krone abgebrochen habe. Eine Zahlen-
angabe über das Alter macht er auch hier nicht.Er gibt an, daß AdANSON
und Perottet das Alter des von ihnen gemessenen Boababs auf 5160
bis 6000 Jahre schätzen und da er in der Reisebeschreibung dem Drago
ein viel höheres Alter zuschreibt als einem Boabab von gleicher Dicke,
so ist vielleicht die landläufige Anschauung nicht ganz unrichtig, nach
der Humboldt das Alter des Drago von Villa Orotava auf 6000 Jahre
geschätzt habe.
Daß im Jahre 1402 Bethincourt nur nach Lanzarote und Fuerte-
ventura gekommen ist, und erst mehr als 90 Jahre später Europäer
das Tal von Taoro betreten haben, sei nur nebenbei erwähnt. Daß
der Baum den Guanchen heilig gewesen sei. erklärt Humboldt hier
als Sage. Die bedeutende Dicke des Stammes konnte für ihn nur unter
der Bedingung ein Hinweis für ein sehr hohes Alter des Baumes sein,
wenn die Annahme eines sehr langsamen Wachstums berechtigt war.
Auch diese Annahme stützt sich bei Humboldt sicher auf mündliche
Angaben. Auch heute gilt der Drago in Tenerife als sehr langsamwächsig.
Die Angabe, daß der Baum schon am Ende des 15. Jahrhunderts „eben so“
gewaltig gewesen sei, wie 300 Jahre später, ist natürlich nicht wörtlich
zu nehmen, doch hat sie Humboldt offenbar so verstanden, daß der
Baum dem Augenschein nach in diesen 300 Jahren nicht gewachsen sei.
War das richtig, dann konnte eine Schätzung des Alters wohl auf Jahr-
tausende führen.
Im wesentlichen sind es also die Angaben des Volksmundes, die
Humboldt aufgenommen und durch seine Autorität kanonisiert hat.
Von solchen Angaben ist nirgends viel zu halten und auf den Kanaren
0 Ansichten der Natur. Zweiter Band. Stuttgart und Augsburg 1860.
A. Pütter:
Vegetation sehr langsam ist. Der im Garten des Hrn. Franqui trägt
noch alle Jahre Blumen und Früchte.“
Die Angabe, daß der Baum 6000 Jahre alt sei, findet sich in der
Reisebeschreibung nicht.
In Anmerkung 12 zu den „Ideen zu einer Physiognomik der Ge-
wächse“1) spricht Humboldt nochmals über den Baum und sagt:
„Die Sage geht, daß dieser Drachenbaum von den Guanchen verehrt
wurde, und daß er 1402, bei der ersten Expedition, der Bethincourts,
schon so dick und so hohl als jetzt gefunden ward.“
Weiter bemerkt Humboldt, daß die Abbildung, die er von dem Drago
gibt, sich auf eine unveröffentlichte Zeichnung von Borda aus dem
Jahre 1771 stützt, und daß die oben erwähnte Messung Bordas auch
aus diesem Jahre stamme. Er berichtet weiter, daß am 21. Juli 1819
ein Sturm die eine Seite der Krone abgebrochen habe. Eine Zahlen-
angabe über das Alter macht er auch hier nicht.Er gibt an, daß AdANSON
und Perottet das Alter des von ihnen gemessenen Boababs auf 5160
bis 6000 Jahre schätzen und da er in der Reisebeschreibung dem Drago
ein viel höheres Alter zuschreibt als einem Boabab von gleicher Dicke,
so ist vielleicht die landläufige Anschauung nicht ganz unrichtig, nach
der Humboldt das Alter des Drago von Villa Orotava auf 6000 Jahre
geschätzt habe.
Daß im Jahre 1402 Bethincourt nur nach Lanzarote und Fuerte-
ventura gekommen ist, und erst mehr als 90 Jahre später Europäer
das Tal von Taoro betreten haben, sei nur nebenbei erwähnt. Daß
der Baum den Guanchen heilig gewesen sei. erklärt Humboldt hier
als Sage. Die bedeutende Dicke des Stammes konnte für ihn nur unter
der Bedingung ein Hinweis für ein sehr hohes Alter des Baumes sein,
wenn die Annahme eines sehr langsamen Wachstums berechtigt war.
Auch diese Annahme stützt sich bei Humboldt sicher auf mündliche
Angaben. Auch heute gilt der Drago in Tenerife als sehr langsamwächsig.
Die Angabe, daß der Baum schon am Ende des 15. Jahrhunderts „eben so“
gewaltig gewesen sei, wie 300 Jahre später, ist natürlich nicht wörtlich
zu nehmen, doch hat sie Humboldt offenbar so verstanden, daß der
Baum dem Augenschein nach in diesen 300 Jahren nicht gewachsen sei.
War das richtig, dann konnte eine Schätzung des Alters wohl auf Jahr-
tausende führen.
Im wesentlichen sind es also die Angaben des Volksmundes, die
Humboldt aufgenommen und durch seine Autorität kanonisiert hat.
Von solchen Angaben ist nirgends viel zu halten und auf den Kanaren
0 Ansichten der Natur. Zweiter Band. Stuttgart und Augsburg 1860.