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Pütter, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1925, 12. Abhandlung): Altersbestimmungen an Drachenbäumen von Tenerife — Berlin, Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.43393#0005
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Altersbestimmungen an Drachenbäumen von Tenerife.

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besonders wenig, denn die Bewohner dieser glücklichen Inseln haben
noch heute kaum eine irgendwie zutreffende Vorstellung von längeren
Zeitspannen.
Soweit Humboldts Angabe sich auf die Aussagen der Insulaner
stützt, kann ihr keinerlei Gewicht beigemessen werden. Es muß viel-
mehr versucht werden, auf naturwissenschaftlichem Wege das Alter
der Drachenbäume im allgemeinen, das des Drago von Villa Orotava im
besonderen zu ermitteln.
Zwei Methoden kommen hierfür in Betracht, eine ganz allgemeine
und eine, die an besondere Eigentümlichkeiten der Drachenbäume
anknüpft.
Allgemein kann man ein Urteil über das Alter eines Baumes da-
durch gewinnen, daß man ihn in gewissen — genügend langen — Ab-
ständen mißt und daraus die Geschwindigkeit des Zuwachses ermittelt.
Unter der Annahme, daß der Zuwachs in der Jugend nicht stärker sei
als im Alter, läßt sich dann — zwar nicht das wirkliche Alter, aber —
ein Maximalalter angeben.
Die zweite Methode knüpft an die Eigentümlichkeit der Drachen-
bäume in bezug auf Blüte und Längenwachstum an.
Sobald ein Sproß blüht, stellt er sein Längenwachstum ein, da mit
der absterbenden Blüte der apicale Vegetationspunkt abstirbt. Es
brechen unter diesem Vegetationspunkt Äste in verschiedener Zahl
(2 bis 12) hervor, die abermals nach der Blüte ihr Wachstum einstellen
und sich verzweigen. Man kann also an dem Baum jederzeit feststellen,
wie viele Blüteperioden er gehabt hat. Wenn für die Zeit zwischen
zwei Blüten einigermaßen feste Zahlenangaben gemacht werden können,
so kann man auf diesem Wege abermals zu einer leidlich begründeten
Altersschätzung gelangen.
Die Angaben in der Literatur, die für eine dieser Methoden ver-
wendbar wären, sind recht spärlich.
Christ1) ist wohl der erste, der den Glauben an das besonders
langsame Wachstum der Drachenbäume erschüttert hat. Er stellte fest,,
daß der Drago von Icod im Jahre 1884 einen Umfang hatte, der 2,2 m
größer war, als Schacht 1857 gemessen hatte. „Diese bedeutende Diffe-
renz bestätigt nur die schon durch die jungen Dragos in den Gärten
von S. Cruz und des Puerto gewonnene Ansicht, daß der Baum in wenigen
Jahren ungemein an Umfang zunimmt und daß man das Alter jener
Kolosse überschätzt hat.“

ß D.W. Christ: Vegetation und Flora der Canarischen Inseln. Botanische
Jahrbücher. Bd. 6. 1885. S. 471.
 
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