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Pütter, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1925, 12. Abhandlung): Altersbestimmungen an Drachenbäumen von Tenerife — Berlin, Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.43393#0006
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6

A. Pütter:

H. Schenk1) spricht sich wesentlich deutlicher aus. Er schätzt
auf Grund der Dickenmessungen den Baum von Icod auf 143 Jahre,
auf Grund der Annahme, daß er 30 Blüteperioden gehabt hätte (es sind
jetzt erst 13!), auf 300 Jahre und nimmt danach etwa 200 Jahre als
wahrscheinliches Alter an, womit er, wie wir sehen werden, vollkommen
recht hat. Weder Christs Zweifel noch Schenks Überlegungen haben
den Glauben an das hohe Alter der Drachenbäume zerstört. Korschelt2)
schreibt noch 1924 dem Baume von Villa Orotava die erwähnten
6000 Jahre zu.
Eine seltsame Argumentation über das Alter der Drachenbäume
findet sich bei Hans Meyer.3) Er sagt über den Baum von Icod de
los Vinos:
1. c. S. 111: „Der gewaltige, 60 m4) hohe Baum, der 3 m über dem Boden
121/4 m Umfang hat, ist am treffendsten, wenn auch nicht am ge-
schmackvollsten, einem riesigen Blumenkohl zu vergleichen
Die plumpen, kurzen Äste verquirlen sich in steifen Verästelungen,
an denen jede Gabelung einer Generation, d. h. einer Blütenperiode
von ca. 12 Jahren, entspricht. Demnach läßt sich das Alter des Baumes
annähernd berechnen, wenn man sich der Mühe unterzieht, die kaum
übersehbar vielen Verästelungen zu zählen. An 2000 Jahre mögen
dabei wohl herauskommen.“
Neben diese Beschreibung setzt Meyer die Abbildung eines Drago,
so daß man glaubt, sie stelle den Baum von Icod dar. Es ist aber der
Baum von Laguna. Das Mißverständnis in bezug auf die Altersberech-
nung liegt darin, daß Meyer für jede einzelne Verzweigung 12 Jahre
rechnen will, während diese Zeit nur für eine ganze Serie von Verzwei-
gungen in Betracht kommt. Der Baum von Icod mag damals 9 bis 11,
also rund 10 Blüteperioden hinter sich gehabt haben. Es möge sich
nach jeder Blüte jeder Ast in zwei Äste der nächsten Ordnung teilen,
dann betrüge die Zahl der Blattrosetten bei 10 Blüteperioden 210 — 1024,
die Zahl der einzelnen Teilungen also schon über 1000, und nach Meyers
Rechnung hätte der Baum dann 12 000 Jahre. Tatsächlich wäre ein
Baum, der alle 12 Jahre blüht, nach 10 Blüten nur 120 Jahre alt.
Was bisher an Messungen vorliegt, die zur Bestimmung der Ge-
* schwindigkeit des Wachstums dienen können, ist wenig. Ich kenne nur
folgende Angaben:
9 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. Ergeb,
der Tiefsee - Expedition. Bd. 1. Teil 1. 1908.
2) Lebensdauer, Alter und Tod. Dritte Auflage. Jena 1924. S. 67.
3) Hans Meyer: Die Insel Tenerife. Leipzig. S. Hirzel. 1896.
4) Dies ist wohl ein lapsus calami, es muß statt 60 m etwa 20 m heißen.
 
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