Metadaten

Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1926, 11. Abhandlung): Kugelförmige Absonderung — Berlin, Leipzig, 1926

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43407#0006
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

Wilhelm Salomon:

Ich erkenne nun an, daß eine heiße, im kühleren Raume frei schwe-
bende Kugel sich in der von Iddings beschriebenen Weise kontrahieren
würde. Ich verstehe aber nicht, wie innerhalb einer von der oberen
wie von der unteren Grenzfläche her abgekühlten, bereits erstarrten Ge-
steinsmasse der Erdoberfläche oder innerhalb einer irgendwie geformten
Tiefengesteinsmasse die Wärmeverteilung so werden könnte, daß zu
lauter getrennten Zentren hin von allen Seiten her eine Schrumpfung
des festen Gesteins eintreten könnte. Dazu müßte doch Voraussetzung
sein, daß alle diese Schrumpfungszentren kälter als ihre Umgebung
und von kugelförmigen isothermalen Flächen umgeben wären.
Eine solche Wärmeverteilung scheint mir unmöglich zu Sein.
Dann aber bleibt nur eine Erklärungsmöglichkeit übrig, daß näm-
lich die Kugelschrumpfung überhaupt gar nicht im festen Zustande
des Gesteines eingetreten ist, sondern während des Über-
ganges vom flüssigen in den festen Zustand.* 1) Daß die Silikat-
gesteine bei dem Übergange eine Volumverringerung durchmachen, steht
fest. Voraussetzung für diese Erklärung ist also nur die Annahme, daß
die Kristallisation der Schmelze an räumlich hinreichend weit vonein-
ander entfernten Punkten einsetzt und daß diese bei der weiteren Kri-
stallisation als Ansatzzentren dienen. Nun ist es ja tatsächlich selten,
daß die natürlichen Schmelzen Eutektika darstellen; und die Kristalli-
sation pflegt bei einzelnen Mineralien zu beginnen, die in kleinen Mengen
vorhanden sind, so daß sie genügend weit voneinander entfernt bleibende
Kristallisationskeime bilden. Die Voraussetzungen für die hier gegebene
Erklärung sind also tatsächlich vorhanden. Ist sie aber richtig, dann
darf die kugelförmige Aosonderung nicht in einer Reihe mit den anderen
genannt werden. Denn dann handelt es sich um zwei grundsätzlich von-
einander verschiedene Vorgänge.
Eine Nachprüfung meines Erklärungsversuches müßte dadurch mög-
lich sein, daß die im festen Zustande entstehenden Absonderungsklüfte
jünger wären als die Kugeln. Sie sollten also diese auch schneiden können.
Ich würde den Fachgenossen dankbar sein, wenn sie feststellten, ob das
tatsächlich vorkommt.
Teilen dünne Platten, weiter im Innern dickere, dann Prismen oder Säulen und
schließlich ganz im Innern Kugeln entstünden. Auch in der zweiten Auflage behält
er diese Darstellung unverändert bei. F. VONWOLFF, Vulkanismus I, S. 250 schließt
sich ihr an.
i) Zirkel, Petrographie, II. Auflage, 1893, Bd. I, S. 514 u. f. glaubte alle
Absonderungsformen durch Schrumpfung beim Übergang von einem Aggregat-
zustand zum andern erklären zu müssen, was jetzt wohl allgemein abgelehnt wird.
Jedenfalls stellte aber auch er die kugelförmige Absonderung in eine Reihe mit
den anderen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften