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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1926, 12. Abhandlung): Felsenmeere und Blockstreuungen — Berlin, Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.43408#0003
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Felsenmeere und Blockstreuungen.
Von verschiedenen Seiten und auch von mir selbst sind die in den
deutschen Mittelgebirgen verbreiteten Felsenmeere für diluvial, und zwar
durch Solifluktion entstanden erklärt worden. Andere Forscher sind der
Meinung, daß sie durch die heutigen Kräfte gebildet seien und sich heute
noch weiter bilden. Ja, es ist behauptet worden, daß sie eigentlich in
allen Klimaten entstünden. Ich will nun an dieser Stelle nicht die Lite-
ratur zusammenstellen oder gar kritisch behandeln, sondern nur auf
einige Beobachtungen hinweisen, die ich in diesem Frühsommer (1926)
in Spanien und dank einer Unterstützung der Notgemeinschaft der deut-
schen Wissenschaft im vorigen Frühjahr in Kalabrien machen konnte.
Die kristallinen Gesteine in Kalabrien sind ungewöhnlich tiefgründig zer-
setzt. Es kommt dort vor, daß neuangelegte Wege, die über Buckel von
Granit oder kristallinen Schiefern führen, in wenigen Jahren zu Hohl-
wegen werden wie bei uns die Wege im Löß. Wenn nun auch Kalabrien
im etesischen Klimagebiet liegt und daher die Niederschläge auf einen
verhältnismäßig kleinen Teil des Jahres zusammengedrängt sind, so ist
doch dadurch die spülende und erodierende Kraft des Regens nicht etwa
abgeschwächt, sondern umgekehrt verstärkt. Unter diesen Umständen
sollte man erwarten, dort ebenso wie in den klimatisch verwandten Ge-
bieten von Spanien Felsenmeere in den Gegenden zu finden, die aus
blockartig verwitternden Gesteinen bestehen, immer vorausgesetzt, daß
die Felsenmeere nicht eine Folge der Solifluktion, sondern der heutigen
klimatischen Faktoren seien. Statt dessen fand ich an einer Reihe von
Punkten, die im folgenden noch genannt Werden Sollen, zwar blockartig
verwitternde Granite und manchmal weite Flächen ganz mit den Granit-
blöcken bestreut, nie aber die charakteristische Anhäufung der Blöcke
in stromartig geformten Felsenmeeren. Die Blöcke waren vielmehr zwar
vom Regen aus dem lockeren Verwitterungsmaterial herausgespült, aber
dann fast immer, selbst an steileren Hängen ruhig liegengeblieben. Es
kommt natürlich auch in diesen Gebieten bei Felswänden oder sehr
steilen Hängen vor, daß der Schutt und die Blöcke hinuntergespült
 
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