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Ernst, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1926, 4. Abhandlung): Über Anlagen von Organen, die nicht zur Ausbildung gelangen — Berlin, Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.43400#0004
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4

Max Ernst:

gehörig kenntlich sind, die aber bei der mikroskopisch wahrnehmbaren
Umbildung der Einzelzelle zur spezifischen Ganglienzelle diesen Prozeß
nicht mitmachen. Aus der Auflösung der nicht weiter zur Entwicklung
kommenden Zellen müssen wir schließen, daß diese doch schon einen
gewissen Differenzierungsgrad erreicht haben, der vielleicht nur funk-
tioneller Natur ist, jedenfalls aber morphologisch nicht wahrgenommen
werden kann. Den Untergang dieser Zellen, die, histologisch'noch nicht
als Ganglienzellen kenntlich, durch ihre Lage aber ihre Zugehörigkeit
zu einem Ganglion erkennen lassen, habe ich in der Wirbeltierreihe
weiter verfolgt. Als Resultat — die Einzelheiten sind an anderer Stelle
beschrieben — möchte ich in Kürze anführen, daß Degenerationen in
den Ganglien der viscero-motorischen Nerven — auf diese kommt es
zunächst allein an — bei Fischen nicht vorkommen. Dagegen finden
sie sich bei Urodelenlarven auf Stadien, in denen die Reduktion der
Kiemenblättchen im Gange ist. Bei- den Anuren, bei denen die Umstel-
lung der Kiemen- zur Lungenatmung durch Aufbau von inneren Kiemen
langsamer vor sich geht, die Kiemenbogen also nicht so plötzlich ihre
ursprüngliche Bestimmung verlieren, sind Zelldege/ierationen in den
Ganglien nicht oder nur ganz vereinzelt zu finden. Dagegen sind die
Reduktionserscheinungen bei allen untersuchten Amnioten vorhanden.
Es zeigen sich Unterschiede bei den einzelnen Klassen in Bezug auf
den Zeitpunkt, in dem die Degenerationen zu finden sind, und zwar
treten in der phylogenetisch höher entwickelten Klasse die Degenerationen
beträchtlich früher auf als bei den niederen. Als Beispiel will ich nur
anführen, daß die Degenerationen in den Ganglien des Trigeminus,
Facialis, und der Vagusgruppe beim Axolotl bei einem Embryo von
38 mm am ausgeprägtesten vorhanden sind, daß sie dagegen beim
Menschen wie auch bei allen Säugetieren nur in ganz frühen Stadien,
etwa zur Zeit der Ausstülpung der Augenblase vorkommen. Wir können
somit folgende Tatsachen festlegen:
1. Reduktion des Nervensystems bei Petromyzon ist mit Unter-
gang noch nicht differenzierter — von solchen ist auch in folgendem
nur die Rede — Ganglienzellen verbunden, wobei wir „nicht differenziert“
im oben dargelegten Sinne verstehen.
2. Bei Fischen, bei denen die Kiemen unverändert zeitlebens er-
halten bleiben, finden sich keine Zelldegenerationen in den Ganglien
der viscero-motorischen Hirnnerven.
3. Bei allen Wirbeltieren, bei denen der Kiemenapparat angelegt,
aber rückgebildet wird, kommt es zu ausgedehntem Zellzerfall in den
Kopfganglien.
 
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