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Mayer, Adolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1927, 7. Abhandlung): Naturwissenschaftliche Volkswirtschaftslehre — Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.43534#0004
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4

Adolf Mayer:

Meine Beziehungen zur Volkswirtschaftslehre.
1. Die alte Wirtschaftslehre unterschied als Produktionsfaktoren:
Kapital, Arbeit und als Drittes: den Boden oder die Natur.
Diesen dritten Faktor suchte man um die Mitte des vorigen Jahr-
hunderts zu beseitigen und ihn mit dem Kapital zu einer Gruppe zu ver-
einigen. In meiner Schrift: Das Düngerkapital und der Raubbau,
die im Jahre 1869 erschien, versuchte ich diesen dritten Faktor aufzu-
spalten in ein Kapital der Pflanzennährstoffe, das sich dem übrigen
Kapital zugesellt, und: die Sonnenstrahlen, die einen ganz anderen,
monopolartigen Charakter zeigen und einen wesentlichen Bestandteil
des Produktionsfaktors Boden ausmachen.
Diese Auffassung ist unbestritten, wiewohl nicht ausdrücklich in
den Bestand der Volkswirtschaftslehre aufgenommen1), erscheint aber
dessenungeachtet von erheblicher Bedeutung, weil sie die naturwissen-
schaftliche Erklärung dafür gibt, warum der Produktionsfaktor: Boden
seinen ganz besonderen, monopolartigen Charakter zu bewahren suchte,
der bis in die Grundsätze der Besteuerung und der Bodenpolitik seine
weithin sichtbaren Kreise zieht. Das Maß des Bodenwertes nach Fläche
(und nicht nach Gewicht der dort vorhandenen Schätze an Nährstoffen)
ist noch ein Abbild dieses lange übersehenen Verhältnisses, da diese
Fläche zugleich ein Maß ist der mit dem Boden erwerbbaren Prioritäts-
rente an Sonnenstrahlen. Es ist mithin eine für die Volkswirtschaftslehre
ganz unumgängliche Notwendigkeit, volle Einsicht in dies Verhalten zu
gewinnen, eine Einsicht, die bisher nur durch die übliche kastenmäßige
Einteilung der Wissenschaften in naturwissenschaftliche und kultur-
wissenschaftliche versäumt wurde.
2. Im Jahre 1875 schrieb ich eine Abhandlung in die ,,Deutsche
Warte“ S. 641—689, betitelt: Der Sozialismus, seine Grundidee
und seine Irrtümer, und einen zweiten: Karl Marx, der Theoretiker
des modernen Sozialismus, ebenda S. 577-—588.
Die erstgenannte größere Abhandlung schließt mit den Worten:
„Jedenfalls ist es hohe Zeit, daß die Gebildeten, von denen doch schließ-
lich die aufopfernste Initiative zu hoffen ist, sich einigen über die be-
rechtigten Punkte in dem wirren Begehren der ungeduldigen Massen,
damit die schwierige, allmählich vorzunehmende, Neuorganisation der
Arbeit beginnen kann, und damit wenigstens die bestehenden Gegen-
sätze durch ein gemeinschaftliches Bewußtsein gemildert werden. Nie-
J) Vgl. a. A. M.ä1 Die Quellen der wirtschaftlichen Arbeit in
der Natur. 1875 u. Lehrb. d. Agrikulturchemie, II. Düngerlehre, die zwei
letzten Vorlesungen.
 
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