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Mayer, Adolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1927, 7. Abhandlung): Naturwissenschaftliche Volkswirtschaftslehre — Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.43534#0003
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Naturwissenschaftliche Volkswirtschaftslehre?
Es gibt ja eigentlich keine naturwissenschaftliche Volkswirtschafts-
lehre und kann keine geben, in dem Sinne, wie es —-> wenn auch nur für
die mehr elementaren Dinge — eine naturwissenschaftliche Ästhetik
gibt.1) Denn die erstgenannte, ursprünglich eine Schöpfung des engli-
schen Geistes, hat von jeher zu den Naturwissenschaften in einem freund-
schaftlichen Verhältnisse gestanden, was ja natürlich ist, da sie ganz auf
den ökonomischen Nutzen loßsteuert, wobei die letzteren vortreffliche
Ratgeber sind; und überdies war in England die Kastenordnung der
Disziplinen niemals so strenge wie in dem systematischeren Deutsch-
land. Man kann hier keine neue Wissenschaft schaffen, auch nicht von
der allerelementarsten Entwicklungsstufe, wie das bei der Ästhetik, die
solange ausschließlich philosophische Wege ging, vielleicht der Fall ist.
Dennoch ist aber in der Volkswirtschaftslehre die auch hier be-
stehende naturwissenschaftliche Grundlage der in ihr behandelten
gütererzeugenden Vorgänge des öfteren stark vernachlässigt worden und
also auch hier reichlich Gelegenheit, von der Naturwissenschaft aus er-
gänzend oder erklärend einzugreifen, gar nicht zu reden von der spezifisch
logischen Stählung des Geistes, die der Beschäftigung mit naturwissen-
schaftlicher Forschung eigentümlich ist. Ich bitte also die mehr der
Symetrie mit meiner früheren Mitteilung gewählte Überschrift wegen
im Sinne der folgenden, richtigeren deuten zu wollen, wodurch die An-
gelegenheit auf das persönliche Gebiet hinübergeführt und der Schein
einer Überheblichkeit vermieden wird. Es handelt sich freilich in der
folgenden Zusammenstellung um keine bloße Sammlung stofflich wenig
zusammenhängender Zufälligkeiten, sondern es läuft, und ich hoffe,
daß dies erkannt werden wird, durch das alles als roter Faden: der
Versuch der Entwicklung des sozialen Gewissens, wodurch allein
eine endgiltige Lösung der vielbesprochenen „sozialen Frage“ möglich
erscheint.

b Vgl. Sitzung&ber. d. Akad. d. Wissensch. 1927. 6. Abh.
 
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