Metadaten

Merz, Kurt W.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 10. Abhandlung): Über den Wirkungsantagonismus von Blutkörperchen und Serum bei chemisch fassbaren biologischen Vorgängen — Berlin [u.a.], 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43552#0004
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

K. W. Merz:

Auch für die Arginase konnte im Serum von verschiedenen Tieren
ein Hemmungskörper nachgewiesen werden.1) In der vorliegenden Arbeit
wurde menschliches Blut gleichfalls in die Untersuchungen mit einbezogen.
Die Erythrozyten des Menschen enthalten, wie auch diejenigen
gewisser Tiere, Arginase in beträchtlicher Menge, im Serum dagegen ist
eine die Arginasewirkung hemmende Substanz enthalten. Die Frage
nach der Individual- oder Gruppenspezifität (im Sinn der vier bekannten
Blutgruppen) des Hemmungskörpers muß in Übereinstimmung mit den
angeführten Befunden anderer Autoren für' die Hemmungskörper der
von ihnen untersuchten Fermente auch für den der Arginase verneint
werden, jedoch konnte der Hemmungskörper und vor allem der Hem-
mungsverlauf besser erkannt werden.
Zunächst ergab sich schon bei der Untersuchung der Tiersera (1. c.),
daß der Hemmungskörper der Arginase hitzebeständig ist. Wenn er
auch nicht gruppen- oder artspezifisch ist, so stellt sich doch heraus,
daß die Arginase eines Tieres von dem Serum derselben Tierart stärker
gehemmt wird als von dem einer andern. Eine Artspezifität zeigt sich
also nicht in qualitativen, sehr wohl aber in quantitativen Unterschieden.
Dieses Verhalten wird verständlich, wenn man sich mit dem Hem-
mungsverlauf näher befaßt. Es konnte gezeigt werden, daß bei der in
größeren Zeitintervallen vorgenommenen Untersuchung von Rinder-
leberglycerinextrakten auf ihre Hemmbarkeit durch Menschenserum und
Rinderserum diese deutlich und fortschreitend abnimmt und zwar gegen
Menschenserum rascher als gegen das artgleiche Rinderserum. Dabei
war die Wirkung der Extrakte, d. h. ihr Arginasegehalt, stets gleich.
Schließlich wurde ein Punkt erreicht, bei dem durch Serum überhaupt
keine Hemmung mehr möglich war, trotzdem das Arginasepräparat an
Wirksamkeit gegen Arginin nichts verloren hatte. Diese Tatsachen
erklären sich ganz zwanglos durch die Annahme, daß sich zwischen
Arginase und Hemmungskörper ein bindendes Zwischenglied, das Coad-
sorbens, einschieben muß. Dieses Coadsorbens ist mit der Arginase ver-
gesellschaftet, aber nicht mit ihr identisch, „bindet“ arteigenes Serum
leichter als artfremdes und wird beim Altern von Arginasepräparaten
sehr viel schneller unwirksam beziehungsweise in seiner Wirkung
schwächer, als das Ferment. Das Coadsorbens ist also hypothetischer
Natur genau so wie Komplement, Amboceptor usw., die ja vorläufig
nur Ausdrücke für Wirkungen sind.
Wie der Antagonismus, der durch den Gehalt der Erythrozyten
an Arginase und das gleichzeitige Vorkommen eines Hemmungskörpers

•) Edlbacher, Krause und Merz, Hoppe-Seyler 170,68 (1927).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften