Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 2. Abhandlung): Ein neuer Weg zur Lösung des Geschlechtsbestimmungsproblems bei Bonellia viridis, 1 — Berlin, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43544#0015
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Untersuchungen zur Bestimmung des Geschlechts.

15

8. Schlüsse aus den gewonnenen Versuchsresultaten.
Aus dem eben mitgeteilten Versuchsresultat läßt sich nun ein wich-
tiger Schluß ziehen, wie folgende Überlegungen zeigen: Es ist die Mög-
lichkeit gegeben, die BALTZERschen Befunde betreffs der vermännlichen-
den Wirkung des lebenden weiblichen Rüssels und der Extrakte aus-
getrockneter Rüssel- und Darmsubstanz durch die Annahme zu erklären,
daß von dem Rüssel- und Darmepithel eine spezifische männchen-
bestimmende Substanz abgeschieden wird, die allein indifferente Larven
zu Männchen umwandeln kann. In diesem Sinne gibt es keinen männ-
chenbestimmenden Stoff bei Bonellia, da wir gefunden haben, daß er
durch H-Ionen ersetzt werden kann.
Was nun meine in der Einleitung vorgetragene Vermutung an-
betrifit, daß eine Anhäufung von C02 im Medium vermännlichend wirken
könne, so ist dieselbe insofern richtig, als man auf diese Weise tatsäch-
lich Vermännlichungen erhalten kann; trotzdem aber ist mit dieser
experimentellen Feststellung nicht bewiesen, daß nun auch in den weib-
chenlosen Glaskulturen die Spätmännchen dieselbe Entstehungsursache
haben, denn in meiner Kontrolle, deren Wasser täglich gewechselt wurde,
und in welcher der pH-Wert immer 7,64—8,04 betrug, traten dennoch ein
paar Vermännlichungen auf. Es können solche also auch aus anderen
Gründen als infolge des unter 7,0 erniedrigten pH-Wertes erscheinen.
9. Vergleich meiner Resultate mit den BALTZERschen
Extrakt versuchen.
Da über diese Versuche bis jetzt nur eine vorläufige Mitteilung
mit wenigen Zahlenangaben vorliegt, ich aber weiß, daß Baltzer im
Sommer 1927 reicheres Zahlenmaterial in dieser Hinsicht gesammelt hat,
so kann das Folgende nur von vorläufiger Bedeutung sein.
Aus den bis jetzt vorliegenden Angaben Baltzer’s (5) geht hervor,
daß Rüsselextrakt ungefähr ebenso wie die Erniedrigung des pH-Wertes
wirkte, während die vermännlichende Wirkung des Darmextraktes selbst
im Vergleich mit dem HCl-Versuch größer war, denn im letzteren wurden
9O°/o, im ersteren dagegen 100 °/0 vermännlicht.
Über den Grad der Vermännlichung berichtet Baltzer, daß er nie
zu reifen Männchen führte, daß er vielmehr nur jenes Stadium erreichte,
welches am lebenden Rüssel nach drei Tagen auftritt und nach welchem
die Larven wieder beweglich werden und in den Pharynx kriechen. Die
Bildung des Samenschlauches blieb in den ersten Anfängen stecken,
und auch die Spermatogenese kam nicht über dieselben hinaus.
Meine Resultate standen in bezug auf den Grad der Vermänn-
lichung diesen Angaben Baltzers jedenfalls nicht nach.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften