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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 3. Abhandlung): Entstehung, Morphologie und Züchtung der Autoplasmen, 1 — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.43545#0026
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26

Hugo Merton:

Schaden vorübergehend eintrocknen. Die Autoplasmen pflanzen sich
durch Zweiteilung fort. Sie konnten viele Generationen lang im Deck-
glaspräparat gehalten werden. In dem bestgelungenen Präparat waren sie
bei Niederschrift dieser Mitteilung 2 Monate am Leben. Insgesamt konn-
ten in 19 Präparaten Autoplasmen erzielt werden.
Schlußfolgerungen.
Die bei drei ganz verschiedenen Infusoriengattungen gemachten
übereinstimmenden Beobachtungen schließen meiner Überzeugung nach
jeden Zweifel aus, daß es sich hier um irgendeine Täuschung, etwa
um einen Parasiten der betreffenden Infusorien handeln kann. Am
überzeugendsten sind in dieser Beziehung die Beobachtungen an Cy-
clidium, wo der weitaus größte Teil des Infusorienkörpers sich in das
Autoplasma verwandelt, so daß es kaum denkbar ist, daß ein Parasit in
diesem Umfang von dem Wirtskörper Besitz ergriffe, ganz abgesehen da-
von, daß auch die ganzen Vorbereitungsstadien zur Autoplasmabildung
gegen diese Auffassung sprechen. Für Paramaecium und Vorticella muß die
Frage aufgeworfen werden, ob hier bestimmte Teile des Zelleibs zur Auto-
plasmabildung prädestiniert sind, oder ob etwa eine bestimmte Plasmaart
dafür in Frage kommt. Die erstere Annahme scheint mir die wahrschein-
lichere, wenn sie auch noch nicht bewiesen werden kann, und so möchte
ich annehmen, daß die zuletzt entstandenen Nahrungsvakuolen zum
Ausgangspunkt der Autoplasmabildung werden. So unterscheiden sich
bei Vorticella jeweils die zwei, manchmal auch drei jüngsten Nahrungs-
vakuolen von den älteren durch eine Randzone hyalinen Plasmas und sind
in diesem Stadium schärfer gegen das übrige Plasma des Zelleibs abge-
grenzt (bei Vorticella entstehen gleichzeitig zwei, manchmal auch drei
Autoplasmen). Hier ist auch gut zu beobachten, wie die vom Cytopharynx
losgelöste, zunächst spindelförmige Nahrungsvakuole schnell an der Peri-
pherie des Entoplasmas heruntergleitet, um an der Basis der entgegen-
gesetzten Seite, etwa am Ende des Makronucleus, haltzumachen; erst
wenn eine neue Nahrungsvakuole unterwegs ist, wandert die vorher-
gehende weiter und nimmt dann bald an der allgemeinen Cyclose teil.
Vermutlich entspricht die hyaline Randzone der neuentstandenen
Nahrungsvakuolen bei Vorticella dem Rheoplasma von Paramaecium,
dessen Entstehung und Bewegung am Grunde des Cytopharynx Boz-
ler1) beschrieben hat. — Die sehr wichtige Frage, auf welche Weise
das Autoplasma in den Besitz seines Kerns gelangt, bedarf noch der Auf-
klärung.

*) Zeitschr. f. vergl. Physiol. 2. 25.
 
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