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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 8. Abhandlung): Geologische Beobachtungen des Leonardo da Vinci — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.43550#0009
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Geologische Beobachtungen des Leonardo da Vinci.

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reiche vorzüglich erhalten waren, sc. als ob sie eben erst am Meere ge-
sammelt wären). Es ist bekannt, daß Leonardo sich ausführlich zu
dieser Frage geäußert und in moderner Zeit zum ersten Male die richtige
Erklärung gegeben hat. Die ganze Art seiner Beweisführung ist aber so
interessant und steht so ganz auf dem Boden des Aktualismus, daß ich
wenigstens einige Stellen seiner Aufzeichnungen hervorheben möchte.
Er wendet sich nicht nur gegen die Anhänger der Sintfluttheorie, sondern
auch gegen diejenigen, welche im Sinne der späteren Bezeichnung der
„lusus naturae“ glaubten, daß die Einflüsse der Gestirne in den Erd-
schichten Gebilde.erzeugt hätten, die zwar wie Tierreste aussähen, aber
rein anorganischer Entstehung wären.
Von den zahlreichen Schriften, in denen er sich ausführlich zu diesem
Gegenstand äußert, scheint mir die folgende Stelle aus Richters Abschn.
987, S. 209—210 am wichtigsten zu sein. Er setzt dort voraus, daß der
Gegner sage : Die Muscheln lieben es, nahe der Meeresküste zu sein. Als
also das Wasser der Sintflut stieg, verließen sie ihren ursprünglichen
Aufenthaltsort und folgten den steigenden Wassern bis zu ihrer höchsten
Höhe. „Qui si risponde che, sendo il nicchio animale di non più veloce
moto, che si sia la lumaca, fori dell’acqua, e qualchecosa più tarda perchè
non nota, anzi si fa un solco per l’arena mediante i lati di tal solco ove
s’ appoggia, caminerà il dì dalle tre alle quattro braccia ; adunque questo
con tale moto non sarà caminato dal mare Adriano insino in Monferrato
di Lombardia, chè v’è 250 miglia di distantia, in LO giorni, come disse,
chi tenne conto d’esso tempo“ (hier antwortet man, daß die Muschel
ein Tier von nicht schnellerer Bewegung ist als die Schnecke außerhalb
des Wassers. Ja, sie ist etwas langsamer, da sie nicht schwimmt. Sie
macht sogar eine Furche im Sande. Durch die Seiten dieser Furche,
auf die sie sich stützt, wird sie am Tage etwa drei bis vier Ellen kriechen.
Mit dieser Bewegung wird sie also nicht in 40 Tagen vom adriatischen
Meere bis in das Monferrato (damals noch Lombardei) gekrochen sein,
da das 250 Miglien (it. Meilen) sind. 40 Tage aber gibt der an, der die
Zeit [der Sintflut] maß).
Gegen die Hypothese der Naturspiele sagt Leonardo im Abschn. 988
bei Richter, S. 211 das Folgende : Denen, welche sagen, daß die Muscheln
weit entfernt von den Meeren entstanden sind durch die Natur des
Ortes und der Himmel (sc. astronomische Konstellationen), welche
einen solchen Ort zu ähnlichen Schöpfungen veranlassen, ist das Fol-
gende zu antworten : Ein solcher Einfluß würde nicht alle Tiere in einem
bestimmten Niveau (linia) erzeugen, oder doch alle von der gleichen
Art und demselben Alter. Wir finden aber das alte Tier zusammen mit
dem jungen, das eine mit dem Deckel und das andere ohne diesen, das
 
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