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Sander, Bruno; Felkel, Elfriede; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 13. Abhandlung): Zur tektonischen Analyse von Schmelztektoniten — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43586#0014
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B. Sander und E. Felkel:

der laminaren Strömung s-Flächen als Flächen geringster Schubfestig-
keit auszubilden.
Ganz allgemein gilt: Einerseits sind verkrümmte faltenförmige
Schlieren und „tektonische“ Falten kinematisch beide als ebene bzw.
bilateral symmetrische (oder „monokline“) Umformungen zu betrachten
und also hierin nicht verschieden; ein bezeichnender, magmatischem und
„tektonischem“ Strömen gemeinsamer kinematischer Grundzug. Anderer-
seits besteht ein wichtiger oft begegneter Unterschied magmatischen und
tektonischen Strömens — einer der wenigen, welche fallweise die so oft
irreführende Trennung magmatischer und „tektonischer“ Bewegungs-
bilder rechtfertigen — darin, daß Biegegleitung nur in Material mit der
Fähigkeit, s-Flächen geringster Schubfestigkeit auszubilden, vorkommen
kann, mithin nur in manchen Tektoniten. Für diese ist Biegegleitung
gegenüber den flnidalen faltenförmigen Schlierenverbiegungen (ohne
Biegegleitung) bezeichnend. Letztere kommen aber nicht nur in Magmen,
sondern kinematisch und dynamisch ununterscheidbar in Tektoniten
genügender Rindentiefe, welche gar nie schmelzflüssig waren, vor. Und
ebenso, wie es verfehlt wäre, in den Tiefen plutonischer Metamorphose
noch regionale und Kontaktmetamorphose trennen zu wollen, so wäre es
verfehlt, gleichartige Bewegungsbilder viskoser Schmelzen und nicht-
magmatischer Tektonite großer Tiefen verschieden zu benennen: beide
zeigen unter Umständen B-Achsen, aber Faltenformen ohne Biege-
gleitung — welche das häufigste Zeichen der Anisotropie des Materials
bei der Umformung ist — und die Amplitüde der Falten unabhängig
von Knickfestigkeit, also keine „Regel der Stauchfaltengröße“, welche
ein häufiges Zeichen für Inhomogenität und Starrheit eines Materials
während der Umformung ist.
In Schliffen ± s || B unseres Gesteines ist es deutlich, daß keine
streng zweidimensionale „ebene Deformation“ (1 B) vorliegt, sondern
eine Querdehnung || B, also normal zur Ebene der Deformation ebenfalls
stattgefunden hat. Betrachten wir unsere bereits eingeführten Rich-
tungen a b c des Gebildes wie kristallographische Achsenrichtungen und
führen für die Flächen des bewegten Gebildes die kristallographisch üb-
lichen Flächenbezeichnungen ein — was für alle Betrachtungen von
Tektoniten große Vorteile hat —, so sind z. B. die Flächenebenen laminaren
Strömens (0 0 1), bei Wickelung um b (h 0 Z); ebenso sind die s-Flächen
der B-Tektonite (h 0 Z). Hier im Erstarrungsgestein begegnen uns nun,
wie dies für Tektonite geradezu typisch, aber kaum beachtet ist, nicht nur
die (h 0 Z)-Flächen der B-Achsenzone, sondern auch (0 h Z). Die Quer-
dehnung || B ist ganz so wie in Tektoniten von Abscherung einzelner
Lagen nach (0 k V) in unserem Fall unter 45 0 zu s begleitet, wie das
 
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