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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 5. Abhandlung): Arktische Bodenformen in den Alpen — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43578#0006
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Wilhelm Salomon:

zum Kriechen. AVer Solifluktion als gleichbedeutend mit Bodenfließen
setzt, braucht dann noch einen besonderen Ausdruck für das, was An-
dersson Solifluktion nannte.
Die durch Solifluktion in Anderssons und meinem Sinne erzeugten
Bodenformen hat B. Högbom 1914 genau beschrieben. Ich greife von
ihnen für die Zwecke meiner Untersuchung die folgenden wichtigsten
heraus: 1. Streifenböden (Högbom S. 332), 2. Steingirlanden (335),
3. Fließerdewülste (335), 4. Gleitende Blöcke (350), 5. Blockströme (353).
Diesen Bodenformen der Solifluktion stehen die Formen des nur in sich,
aber nicht stark talwärts bewegten Bodens gegenüber. Das sind nach
Meinardus 1. die Steinstreifen, 2. die Steinnetze, 3. die Steinringe,
4. die Schuttinseln, alle vier von Meinardus zusammengefaßt als „Struk-
turböden“ und getrennt von dem, was Högbom als „Zellenböden“, aber
mit ihnen zusammen auch als „Polygonböden“ bezeichnet. Nur die
Zellenböden Högboms nennt Meinardus Polygonböden. Hier sind also
Verwechslungen kaum zu vermeiden. Nun scheint mir das Wesentliche
an den vier MEiNARDUSschen „Strukturböden“ die Konzentrierung der
Feinerde teils in langen Streifen (1), teils in rundlichen Beeten (2, 3, 4) zu
sein, die von gröberem Steinmaterial begrenzt werden. Bei den Zellen-
böden in ihren typischen Vertretern fehlen die groben Steineinfassungen.1)
Ferner sind bei den MEiNARDUSschen Steinringen, Netzen und Schutt-
inseln runde Formen normal, polygonale selten und meist wohl nur da-
durch entstanden, daß runde Beete gegeneinander wachsen und dadurch
polygonal werden. Bei den Zellenböden ist umgekehrt die polygonale
Form normal. Wenn also auch Übergangsformen vorkommen, wird man
doch typische Formen leicht bestimmen können. Unter diesen Umständen
möchte ich mit Meinardus den Namen Polygonböden auf Högboms
Zellenböden beschränken, unter den Strukturböden aber die rundlichen
und nur selten typisch polygonalen Formen als Feinerdebeete von
den Streifenböden oder Steinstreifen trennen. Denn die Steinringe,
Steinnetze und Schuttinseln werden jeden unbefangenen Beobachter,
wo er sie zum ersten Male in typischer Entwicklung sieht, an künstliche,
nur noch nicht bepflanzte Blumenbeete erinnern. Hat doch schon Hau-
ser 1864 das Wort „Beete“, 1873 das Wort „Gartenbeete“ und Chol-
Europa“. Petermanns Mitteil. 1924. S. 86—88 und 1925 S.167 —169. Er ist über-
nommen von Schostakowitsch in „Der ewig gefrorene Boden Sibiriens“. Zeitschr.
d. Ges. für Erdkunde in Berlin 1927, S. 395. Pohle gebraucht auch den neugepräg-
ten Ausdruck die „Gefrornis“, will damit aber nicht den gefrorenen Boden,
sondern nur seinen physikalischen Zustand bezeichnen.
x) Siehe das ScnuLZESche Bild bei Sapper, Zeitschr. d. Ges. für Erdkunde
zu Berlin. 1912, Heft 4, Taf., Abb. 11 nach S. 264.
 
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