Arktische Bodenformen in aen Alpen. 13
besuchen konnten. Der Mißerfolg bestimmte mich dazu, jetzt sofort eine
der von Tarnuzzer als charakteristisch beschriebenen Stellen zu be-
suchen (a. a. 0. 1909, S. 106 bzw. 1911 S. 262).
Ich wählte dazu die Lais (Seen) da Kims und den Kand des Li-
schannagletschers südlich von Schuls im Unterengadin. Unmittelbar
an der Ostseite des westlichen Lais dell’Aua, den ich in der vorher-
gehenden Arbeit „Lais della Fuorcla“ getauft habe, um ihn von den
beiden anderen unterscheiden zu können1), liegt die Endmoräne des
südlichsten Teiles des Lischannagletschers, auf Blatt Scarl des Sieg-
friedatlasses als Vadret da Bims bezeichnet. Der Abstand vom Gletscher-
rand ist noch ganz gering, wie bei den Kinzlsehen Beobachtungen.
Und hier sah ich zum ersten Male in den Alpen deutliche Feinerdebeete
mit ihren Kränzen von tangential gestellten Schieferplatten. Sie sind
rundlich, bedecken die Moräne in ziemlich großer Zahl und haben nach
meiner Erinnerung Durchmesser von gewöhnlich etwa 1/2 bis l1/2 m.
Sie sind typisch entwickelt, wenn auch lange nicht so deutlich und auf-
fällig wie die mir bekannten arktischen Vorkommen. Jedenfalls hat sie
also Tarnuzzer ganz richtig erkannt. Denn das ist die eine Stelle, auf
die er sich bezieht.
Er sagt (1909, S. 106): „Noch auffälliger sind die Schuttfacetten auf
beinahe oder gänzlich von erdigem Schutte freiem, trockenem Boden
•sanfter Plateauflächen und flacher Bergrücken. Ich habe solche am
14. August 1900 nach dem Aufstieg aus der Alpe Sesvenna durch die Val
dell’ Aua an den Bändern des Vadret Lischanna im Kalkstein- und Dolo-
mitschutte, namentlich aber auf den mit Algäusschieferfragmenten be-
deckten Hochflächen in ausgezeichneter Weise beobachten können. Auch
hier waren die zahlreichsten Steinplättchen längs Strömungslinien senk-
recht gestellt und schlossen Polygone und mosaikartige Felder mit hori-
zontal liegenden Scherben und Schiefern ein. Auf solchem trockenem
Felsboden muß es die Frostwirkung (Frostschub) sein, welche die Fluidal-
struktur des massenhaften plattigen Schuttes bedingt.“ Ich glaube, daß
Tarnuzzer hier die richtige Erklärung meint, wenn auch die Ausdrücke
„Strömungslinien” und „Fluidalstruktur“ ein falsches Bild geben.
Bei den Lais da Bims (2600—2900 m) sah ich zwar auch Feinerde-
beete, aber nicht so typisch entwickelt wie am Lais della Fuorcla. Da-
gegen sind dort Streifenböden entwickelt. Sie bestehen aus abwechseln-
den Streifen von Feinerde und von gröberen Steinen. Auf der Feinerde
siedeln sich gerne Pflanzenpolster an, was die Gebilde noch auffälliger
Sitz.-Ber. Heidelberger Akademie d. Wiss., Mathern.-naturw. Klasse 1929
Abh. Nr. 4 S. 3.
besuchen konnten. Der Mißerfolg bestimmte mich dazu, jetzt sofort eine
der von Tarnuzzer als charakteristisch beschriebenen Stellen zu be-
suchen (a. a. 0. 1909, S. 106 bzw. 1911 S. 262).
Ich wählte dazu die Lais (Seen) da Kims und den Kand des Li-
schannagletschers südlich von Schuls im Unterengadin. Unmittelbar
an der Ostseite des westlichen Lais dell’Aua, den ich in der vorher-
gehenden Arbeit „Lais della Fuorcla“ getauft habe, um ihn von den
beiden anderen unterscheiden zu können1), liegt die Endmoräne des
südlichsten Teiles des Lischannagletschers, auf Blatt Scarl des Sieg-
friedatlasses als Vadret da Bims bezeichnet. Der Abstand vom Gletscher-
rand ist noch ganz gering, wie bei den Kinzlsehen Beobachtungen.
Und hier sah ich zum ersten Male in den Alpen deutliche Feinerdebeete
mit ihren Kränzen von tangential gestellten Schieferplatten. Sie sind
rundlich, bedecken die Moräne in ziemlich großer Zahl und haben nach
meiner Erinnerung Durchmesser von gewöhnlich etwa 1/2 bis l1/2 m.
Sie sind typisch entwickelt, wenn auch lange nicht so deutlich und auf-
fällig wie die mir bekannten arktischen Vorkommen. Jedenfalls hat sie
also Tarnuzzer ganz richtig erkannt. Denn das ist die eine Stelle, auf
die er sich bezieht.
Er sagt (1909, S. 106): „Noch auffälliger sind die Schuttfacetten auf
beinahe oder gänzlich von erdigem Schutte freiem, trockenem Boden
•sanfter Plateauflächen und flacher Bergrücken. Ich habe solche am
14. August 1900 nach dem Aufstieg aus der Alpe Sesvenna durch die Val
dell’ Aua an den Bändern des Vadret Lischanna im Kalkstein- und Dolo-
mitschutte, namentlich aber auf den mit Algäusschieferfragmenten be-
deckten Hochflächen in ausgezeichneter Weise beobachten können. Auch
hier waren die zahlreichsten Steinplättchen längs Strömungslinien senk-
recht gestellt und schlossen Polygone und mosaikartige Felder mit hori-
zontal liegenden Scherben und Schiefern ein. Auf solchem trockenem
Felsboden muß es die Frostwirkung (Frostschub) sein, welche die Fluidal-
struktur des massenhaften plattigen Schuttes bedingt.“ Ich glaube, daß
Tarnuzzer hier die richtige Erklärung meint, wenn auch die Ausdrücke
„Strömungslinien” und „Fluidalstruktur“ ein falsches Bild geben.
Bei den Lais da Bims (2600—2900 m) sah ich zwar auch Feinerde-
beete, aber nicht so typisch entwickelt wie am Lais della Fuorcla. Da-
gegen sind dort Streifenböden entwickelt. Sie bestehen aus abwechseln-
den Streifen von Feinerde und von gröberen Steinen. Auf der Feinerde
siedeln sich gerne Pflanzenpolster an, was die Gebilde noch auffälliger
Sitz.-Ber. Heidelberger Akademie d. Wiss., Mathern.-naturw. Klasse 1929
Abh. Nr. 4 S. 3.