Arktische Bodenformen in den Alpen.
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schiefrige und plattige Gesteine. Großblockigen Gesteinen scheinen
sie in den Alpen zu fehlen. In kleinblockigen Gesteinen wie z. B. Dolomit
treten sie auf, sind aber meist nicht sehr deutlich. Das ist ein erheblicher
Unterschied gegenüber Skandinavien und Spitzbergen. So hebt z. B.
Bertil Högbom hervor (1914, S. 312), daß er Steinnetzwerke sah, in
denen die Blöcke „durchschnittlich wenigstens 50 kg schwer waren, und
wo es einzelne Blöcke gab, die mehrere hundert kg wiegen müssen und
deutlich in die Sortierung einbezogen waren (Snehettan in Dovre, Nor-
wegen)“. Solche Größe erreichen die Bodenkräfte in den Alpen nach mei-
nen Erfahrungen nicht. Schon bei sehr mäßiger Größe der Blöcke be-
obachtete ich oft nur noch eine recht unvollständige Sortierung. Und
sehr oft sah ich Beete, die sich eigentlich nur durch feinere Beschaffen-
heit des Schuttes von dem gröberen Schutt ihrer Umgebung unterschieden.
Zum Teil mögen das ja Beete gewesen sein, die erst in Bildung begriffen
waren. Bei sehr vielen anderen hatte ich aber den Eindruck, daß die
Bodenkräfte nicht zu einer vollständigen Sortierung ausreichen.
Ganz Ähnliches gilt von den Streifenböden oder Steinstreifen, die
ich persönlich sah. Zwar bestehen Kinzls Streifenböden (S. 264) „im
allgemeinen aus 2 m breiten Bändern von feinem Moränenschutt, die
durch schmale, bei 2 dm breite Säume von größeren Steinen voneinander
abgegrenzt waren“. Aber die sehr zahlreichen Streifenböden, die ich selbst
sah, erreichten niemals diese Dimensionen oder gar die der über ganze
Berghänge hinwegziehenden Streifenböden von Lappland und Spitz-
bergen. Es waren Miniaturgebilde mit einer Streifenbreite von höchstens
wenigen dm, die in der Länge 1—2 m selten übertrafen, manchmal aber
(Fig. 1) mehr als 10 m erreichten. Wie ich mir die Entstehung meiner
Streifenböden denke, habe ich auf S. 14 auseinander gesetzt. Meiner An-
sicht nach haben sie nichts mit Solifluktion zu tun, sondern sind an Ort
und Stelle durch Ausspülung der einen und durch Aufblähung der ande-
ren Streifen beim Gefrieren entstanden. Auch Kinzl beobachtete Strei-
fenböden nicht nur auf stark geneigten Flächen, wo sie durch Streckung
gewöhnlicher Feinerdebeete entstanden sein könnten, sondern auch auf
fast ebenem Gelände, wo sie nicht etwa die „Stelle von Steinringen ver-
treten, sondern mit diesen vergesellschaftet vorkommen“. Kixzl be-
schreibt sie nur „aus schlammreichen und stark mit Wasser vollgesogenen
Grundmoränenaufschüttungen“ neben oder vor Gletschern. Ich be-
obachtete sie auch fern von den heutigen Gletschern. Wahrscheinlich
erklärt sich der Unterschied der Maße seiner und meiner Vorkommen
dadurch, daß er sie an günstigeren Stellen studierte. Was ihre Höhen-
lage betrifft, so sah ich sie etwa zwischen 2500 bis 2900 m. Sie scheinen
mir also unter sonst gleichen Bedingungen tiefer hinunterzugehen als die
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schiefrige und plattige Gesteine. Großblockigen Gesteinen scheinen
sie in den Alpen zu fehlen. In kleinblockigen Gesteinen wie z. B. Dolomit
treten sie auf, sind aber meist nicht sehr deutlich. Das ist ein erheblicher
Unterschied gegenüber Skandinavien und Spitzbergen. So hebt z. B.
Bertil Högbom hervor (1914, S. 312), daß er Steinnetzwerke sah, in
denen die Blöcke „durchschnittlich wenigstens 50 kg schwer waren, und
wo es einzelne Blöcke gab, die mehrere hundert kg wiegen müssen und
deutlich in die Sortierung einbezogen waren (Snehettan in Dovre, Nor-
wegen)“. Solche Größe erreichen die Bodenkräfte in den Alpen nach mei-
nen Erfahrungen nicht. Schon bei sehr mäßiger Größe der Blöcke be-
obachtete ich oft nur noch eine recht unvollständige Sortierung. Und
sehr oft sah ich Beete, die sich eigentlich nur durch feinere Beschaffen-
heit des Schuttes von dem gröberen Schutt ihrer Umgebung unterschieden.
Zum Teil mögen das ja Beete gewesen sein, die erst in Bildung begriffen
waren. Bei sehr vielen anderen hatte ich aber den Eindruck, daß die
Bodenkräfte nicht zu einer vollständigen Sortierung ausreichen.
Ganz Ähnliches gilt von den Streifenböden oder Steinstreifen, die
ich persönlich sah. Zwar bestehen Kinzls Streifenböden (S. 264) „im
allgemeinen aus 2 m breiten Bändern von feinem Moränenschutt, die
durch schmale, bei 2 dm breite Säume von größeren Steinen voneinander
abgegrenzt waren“. Aber die sehr zahlreichen Streifenböden, die ich selbst
sah, erreichten niemals diese Dimensionen oder gar die der über ganze
Berghänge hinwegziehenden Streifenböden von Lappland und Spitz-
bergen. Es waren Miniaturgebilde mit einer Streifenbreite von höchstens
wenigen dm, die in der Länge 1—2 m selten übertrafen, manchmal aber
(Fig. 1) mehr als 10 m erreichten. Wie ich mir die Entstehung meiner
Streifenböden denke, habe ich auf S. 14 auseinander gesetzt. Meiner An-
sicht nach haben sie nichts mit Solifluktion zu tun, sondern sind an Ort
und Stelle durch Ausspülung der einen und durch Aufblähung der ande-
ren Streifen beim Gefrieren entstanden. Auch Kinzl beobachtete Strei-
fenböden nicht nur auf stark geneigten Flächen, wo sie durch Streckung
gewöhnlicher Feinerdebeete entstanden sein könnten, sondern auch auf
fast ebenem Gelände, wo sie nicht etwa die „Stelle von Steinringen ver-
treten, sondern mit diesen vergesellschaftet vorkommen“. Kixzl be-
schreibt sie nur „aus schlammreichen und stark mit Wasser vollgesogenen
Grundmoränenaufschüttungen“ neben oder vor Gletschern. Ich be-
obachtete sie auch fern von den heutigen Gletschern. Wahrscheinlich
erklärt sich der Unterschied der Maße seiner und meiner Vorkommen
dadurch, daß er sie an günstigeren Stellen studierte. Was ihre Höhen-
lage betrifft, so sah ich sie etwa zwischen 2500 bis 2900 m. Sie scheinen
mir also unter sonst gleichen Bedingungen tiefer hinunterzugehen als die