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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 8. Abhandlung): Über Energie und Gravitation — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43581#0009
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Über Energie und Gravitation.

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fachheit für sich, und Einfachstes hat sich stets als der Wirklichkeit
entsprechend bewährt, wenn nur die zugrunde gelegten Begriffe
brauchbar waren. Wir nehmen also an, daß Gravitation, samt der
dazugehörigen Trägheit, überhaupt nicht besondere Eigen-
schaft der Materie sei, sondern daß sie ganz allgemeine Eigen-
schaft aller Energie ist, und daß sie den Atomen der Materie in
der altbekannten Weise eben nur deshalb anscheinend vorzugsweise
zukommt, weil diese Atome sehr große Anhäufungen von Energie sind.
Wir haben anzunehmen, daß jedes gr Materie c2 erg, d. i. rund 1013
mkgr oder 2.1010 Kgrkcd Energie enthält und aus sonst nichts Gravi-
tierendem oder Trägem besteht.
3. Alle Energie elektromagnetisch bedingt.
Nach der soeben gewonnenen, auf Hasenöhrls grundlegender Er-
kenntnis beruhenden Vorstellung von der Energie als alleinigem all-
gemeinem Sitz von Trägheit und Gravitation erscheint die Energie
mehr als je vorher grundwichtig im Aufbau des Weltganzen; sie ist
jetzt nicht nur Arbeitsvorrat, sondern sie erscheint wie ein Stoff mit.
Eigenschaften, und zwar gerade den Eigenschaften, die man bisher be-
sonders der Materie zugeschrieben hat, wozu auch die allwirksame Gra-
vitation gehört.
Um so mehr erscheinen aber dann die verschiedenen Formen ver-
wunderlich, welche bekanntlich die Energie bei ihren Verwandlungen
annimmt und welchen allen doch in gleichem Maße die Eigenschaften
der Trägheit und der Gravitation zukommen müssen.
Diese verschiedenen Energieformen, deren schon Robert Mayer
fünf aufzählt, als genügend zur Verfolgung sämtlicher bekannten Natur-
vorgänge, lassen sich allerdings schon nach bisheriger Kenntnis auf
drei zurückführen. Die Form der Wärme ist als kinetische Energie
der Moleküle und Atome zu betrachten, die Form der chemischen
Energie als potentielle Energie der Atome; es bleiben dann übrig die
drei Formen: Potentielle Energie, kinetische Energie, elektro-
magnetische Energie.
Von diesen drei Formen ist die potentielle Energie an sich
recht verschiedenartig je nach der wirksamen Kraft. Die potentiellen
Energien elektrischer und magnetischer Kräfte gehören ohne weiteres
zur Form der elektromagnetischen Energie. Außerdem sind noch vor-
handen: potentielle Energien von Gravitationskräften und von Mole-
kularkräften und Atomkräften (elastischen Kräften und chemischen
Kräften, zu welchen wir auch die Muskelkräfte der lebenden Organis-
men zählen). Diese letzteren Kraftarten sind aber, nach den Vorhan-
gs
 
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