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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 8. Abhandlung): Über Energie und Gravitation — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43581#0011
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Über Energie und Gravitation.

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Dabei kommt, nach dem Vorhergehenden, vor allem die elek-
tromagnetische Energie in Frage. Über deren räumliche Ver-
teilung ist aber seit der Festigung vou Maxwells Theorie durch Hertz
kein Zweifel: sie sitzt im elektromagnetischen Felde, verteilt nach Maß-
gabe der an jeder Stelle des Feldes vorhandenen elektrischen und
magnetischen Kraft. Jedes Raumelement dx enthält die Energie
(^2 + #2) >.2)
wenn X die elektrische, H die magnetische Kraft an der betreffenden
(von Materie frei gedachten) Raumstelle ist. Man kann also auch
sagen, elektromagnetische Energie sitzt stets an elektrischen und
magnetischen Kraftlinien; ihre räumliche Verteilung ist danach
stets bis in alle Einzelheiten bekannt, soweit nur Maxwells Gleichun-
gen gelten. Im Inneren der Atome ist letzteres freilich nicht an-
zunehmen; jedoch ist gar kein Zweifel darüber möglich, daß die in
den Atomen gegebenen, so äußerst reichen Anhäufungen von elektro-
magnetischer Energie eben in jenen kleinen, wenn auch etwas ver-
waschen begrenzten Räumen sitzen, welche nach der kinetischen Gas-
theorie oder der Kathodenstrahlabsorption den Atomen zukommen.
Die Wägbarkeit der Atome und deren — soweit prüfbar — konstantes
Gewicht bestätigen dies auch. Wie die Energie innerhalb der Atom-
räume verteilt ist und welche — von Maxwells Gleichungen abwei-
chende — Eigenschaften die dortigen Kraftlinien etwa haben, dies
kann für jetzt unerörtert bleiben. Jedoch sei bemerkt, daß alle ge-
wöhnlichen, außerhalb der Atome verfügbaren elektromagneti-
schen Felder unserer Versuche sowie der Technik stets nur
Ato men entnommen sind. Wird beispielsweise das Reibzeug von
einer geriebenen Glasstange getrennt, so wird zwischen beiden ein
elektrisches Feld geschaffen, das seinen Ursprung in der Abtrennung
von Elektronen aus Atomen des Glases hat. Die Energie, welche
dann an den langgezogenen Kraftlinien des Feldes sitzt, ist bei der
Abtrennung unter Arbeitsleistung von außen her zugeführt worden;
der Ursprung der vor der Trennung äußerst kurzen Kraftlinien lag
aber doch in den Atomen; ohne die Atome hätte das Feld nicht ge-
schaffen werden können. Auch die gänzlich in sich geschlossenen,
von aller Materie völlig losgetrennten Kraftlinien der Lichtstrahlung
und ähnlicher Atherwellen haben ihren Ursprung in Atomen; denn alle
diese Strahlungen kommen — soweit man weiß — nur aus Atomen.
Auch der Sitz von Trägheitsenergie (kinetischer Ener-
gie) ist nicht zweifelhaft. Diese Energie ist immer dort zu suchen,
wo die bewegte Masse ist; denn sie verbreitet sich in oft unmittelbar
 
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