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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 8. Abhandlung): Über Energie und Gravitation — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43581#0016
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16

P. Lenabd:

einem gehobenen Gewicht hänfen als dessen potentielle Gravitationsenergie.
Daß das Seil oder die Stange dabei in einer dem Energiefluß, der in ihm
stattfindet, entgegengesetzten Richtung sich bewegt, ist von keinerlei Be-
lang. Denn auch die Geschwindigkeit dieser Bewegung hat mit dem
Energiefluß nichts zu tun; man kann die gleiche Leistung (Energiemenge
in der Zeiteinheit) mit kleiner oder großer Körpergeschwindigkeit
übertragen, je nachdem die angewandte Kraft groß oder klein ist.
Betrachtet man eine elastische Schwingung, wie etwa an der
Unruhe einer Uhr, so sieht man dauernd eine gegebene Energiemenge
aus den molekularen Kraftfeldern des elastischen Körpers in die
schwingende Masse und wieder zurück hin und her wandern. Die
Wanderung erfolgt ausschließlich innerhalb der materiellen Körperteile,
die das Ganze Zusammenhalten.
Anders ist es bei einem Schwere-Pendel. Hier bleibt die
Energie nicht nur dauernd im Pendelkörper, sondern sie sitzt, im wesent-
lichen sogar dauernd in denselben Molekülen desselben. Vorkommende
Wanderungen, entsprechend den wechselnden elastischen Beanspruchungen
des Pendelkörpers und der Aufhängung, sind nebensächlich und können
beliebig verringert werden.
Ganz ebenso ist es bei einem nach aufwärts geworfenen
Körper (im Vakuum). Die beim Wurfe ihm mitgeteilte „kinetische“
Energie bleibt in ihm, verteilt in seinen Atomen, auch wenn sie —
bei senkrechtem Wurf — am höchsten Punkte der Bahn ganz „poten-
tiell“ geworden ist. Man sieht aus solchen Beispielen, wie die Unter-
scheidung von kinetischer und potentieller Energie im Falle der Gravi-
tation fast ebenso nur zugunsten möglichst einfacher Anwendungen
des Energieprinzips auf gewöhnliche Fälle getroffen ist, wie etwa die
Unterscheidung von Wärme oder chemischer Energie als besonderer
Energieformen. In Wirklichkeit ist — soweit unsere Einsichten gehen
— am Energieinhalt des geworfenen Körpers gar keine Änderung zu
bemerken. Was sich während seiner Bewegung ändert, ist nur der
Teil der Gesamtenergie des Körpers, welchen wir oben als Ruhenergie
bezeichnet haben, dessen Differenz mit der unveränderten Gesamtenergie
jeweils den Energieteil gibt, welcher kinetisch genannt wird (siehe
Gl. 3). Am obersten Punkt der Bahn des senkrecht geworfenen
Körpers erscheint die ganze Energie des Körpers als Ruhenergie, insofern
er gegen die Umgebung ruht. An jedem tiefer gelegenen Punkte ist die
Ruhenergie kleiner (die kinetische also entsprechend größer); es muß
dem Körper dort Energie entzogen werden, wenn er zur Ruhe kommen soll.x)
x) Eben auf solche Energie-Entziehung (oder Zufuhr) durch andere als
Gravitations-Kräfte (dissipative, nicht massenproportionale Kräfte) bezieht sich
die Gl. »io = M J7! — r2/c2 (vgl. Absclin. 4).
 
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