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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 8. Abhandlung): Über Energie und Gravitation — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43581#0020
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20

P. Lenard:

6. Gravitationsgesetz.
Was wir soeben aus der Betrachtung der Gravitationswirkung auf
das Licht schlossen, kommt in unmittelbar ersichtlicher Weise einer
Abänderung des Gravitationsgesetzes oder auch der Angabe einen
Gültigkeitsgrenze für dasselbe gleich. Wir fanden eineu Fall
von Nichtgeltung des Gesetzes in seiner gewöhnlichen Form, wenn
nämlich eine der gravitierenden Massen (Energien) Lichtgeschwin-
digkeit hat. Es wäre zu vermuten, daß die Giltigkeit schon in der
Nähe der Lichtgeschwindigkeit merklich aufhört. Es zeigte sich jedoch
für die Nichtgiltigkeit nur die in der Verbindungslinie der beiden
gravitierenden Massen liegende Geschwindigkeitskomponente maßgebend;
eine dazu senkrecht gerichtete Geschwindigkeit erschien einflußlosx),
wie eben die Lichtstrahlkrümmung am Sonnenrand zeigte. Man könnte
mit dieser bisherigen, allerdings geringen Kenntnis vermutungsweise
als ein auch für große Geschwindigkeiten geltendes Kraftgesetz etwa
hinstellen:
w, .m2 |/1 (clrldty* 2
>.4)
Bemerkenswert ist dabei, daß wir nicht auf eine Verspätungs-
erscheinung, entsprechend etwa einer bestimmten Ausbreitungsge-
schwindigkeit der Gravitation kamen, sondern nur auf ein Versagen
der Gravitation bei zu großer Geschwindigkeit drfdt in der Verbin-
dungslinie der Massen m1 und m2. Da die Lichtgeschwindigkeit c
— eine Ätherkonstante — dabei maßgebend ist, kann man vermuten,
daß die Gravitationskräfte durch denselben Äther vermittelt werden, der
auch die elektrischen und magnetischen Kräfte trägt, daß es also dieser
Äther (oder Uräther) ist, mittels dessen jede Energiemenge (d. i. auch
jedes Atom) der Welt tatsächlich überall — bis in größte Entfernungen
— mit ihrer Gravitationswirkung hinreicht.3)
1) Dieses Ergebnis des verschiedenen Einflusses der Geschwindigkeit, je
nach der Richtung der Kraft, trifft ganz zusammen mit dem für elektrische
Kräfte von mir früher hervorgehobenen („Äther und Uräther“ 1922. S. 56—58).
Die dort angekündigte, damals in Gang gesetzte Experimental Untersuchung über
elektrische Kraftwirkung auf sehr schnell bewegte Elektronen war von Herrn
Franz Wolf gut gefördert worden; die fertige Durchführung scheiterte am Fehlen
der sehr großen Radiummenge, die als erforderlich erkannt wurde.
2) Es wäre angezeigt, mit solchem Kraftgesetz die Merkurbahn neu zu
berechnen.
3) Es ist gewiß bemerkenswert, daß hiernach jedes Atom überall ist,
wenn auch seine Energie auf den Raum seines (immerhin verwaschen begrenzten)
Eigenvolums eingeschränkt ist (Abschnitt 4).
 
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